Danke für die lieben Worte
Liebe Ute,
Du hast mit Deinen Fragen den Nagek auf den Kopf getroffen.
Der Schock sitzt noch tief, ich hätte mich bestimmt über das Kind gefreut. Auch wenn es verdammt schwierig geworden wäre. Ich sorge ja allein für mich und meinen Sohn. Aber irgendwie wäre es bestimmt gegangen.
Vielleicht hätte sich mein Freund, das ist er immer noch, auch etwas um sein Kind gekümmert. Er liebt Kinder, seine Frau kann nach einer Totgeburt aber keine mehr bekommen. Aber ich wollte gar nicht schwanger werden, wir hatten ja auch mit Kondomen verhüttet. Trotzdem ist es passiert, und wir hätten gemeinsam über die Zukunft des Kindes beraten können. Ob ich ihn dadurch zurück gewonnen hätte? Keine Ahnung, es war ja nicht geplant.
Hätte er nicht das Recht zu wissen, das er beinahe Vater geworden wäre? Auch könnte ich dann mit jemand ebenfalls betroffenen reden. Das wäre schon ein Trost, eine Hilfe. So muss ich an der Arbeit immer eine Maske tragen, denn es darf ja keiner wissen. Und zu hause will ich meinen Sohn auch nicht damit belasten.
Aber ob ich ihn durch das Wissen um die Fehlgeburt zuück gewinnen könnte? Ich weiß es ehrlich nicht. Dieser Gedanke ist erst durch Deine Frage entstanden. Ich wäre gerne wieder mit ihm zusammen, aber nicht zu diesem Preis, nicht wenn es nur wegen der Fehlgeburt wäre.
Weißt Du, im Moment fühle ich mich wirklich sehr allein, verlassen, einfach leer. Erst die Trennung von meinem Freund, die ich noch immer nicht richtig überwunden habe, und jetzt dieser Schock. Und das muss ich alles allein mit verarbeiten. Da tut ein bischen Zuspruch einfach gut. Daher danke ich Dir nochmals für Deine lieben Worte.
Liebe Grüße
tendernes