an0N_1293127099zNein,
ich hatte keine abgeschlossene Ausbildung, sondern steckte im Studium. Auch mein Freund hat studiert und wir hatten gerade angedacht, in nächster Zeit zusammenzuziehen.
Ich bin dann aber, wegen der finanziellen Schwierigkeiten doch erstmal wieder zu meinen Eltern gezogen und erst als unsere Tochter schon ein Jahr alt war, haben wir uns mit Müh und Not eine nette Wohung leisten können.
Eine Pizza oder eine Portion Pommes war damals für uns Luxus, obwohl wir damals auch schon nicht schlecht verdient haben.
Wir hatten mit allen drum und dran über 2000 DM zur Verfügung, aber 700 DM Kaltmiete, dazu Nebenkosten, zwei Autos,... - da blieb nie auch nur ein Pfennig über!
Mein Vater war damals schon in Frührente, so daß ich vormittags studieren und nachmittags arbeiten konnte.
Wir haben insgesammt viel Unterstützung von unseren Familien bekommen, ohne die hätten wir es auch nicht geschafft.
Allerdings wars auch nicht gerade lustig, einen kleinen Zwerg den ganzen Tag abzugeben! Das würde ich freiwillig niemals machen.
Natürlich war die Lütte bei meinen Eltern bestens aufgehoben und ich habe meine verbleibende Freizeit intensiv mit ihr verbracht. Aber bis heute ist ihre Bindung an meinen Vater fast größer, als an mich.
Aus gesundheitlichen Gründen mußte ich mich irgendwann entscheiden, ob ich noch ein zweite Kind möchte oder nicht und so kam dann meine zweite Tochter zur Welt.
Zu dem Zeitpunkt war mein Mann gerade mit dem Studium fertig, wir hatten endlich etwas mehr Geld, aber meine Ausbildung mußte ich unterbrechen.
Es erfolgte ein Umzug, 300 km von der alten Heimat, Betreuungspersonen usw. weg. Aufs hinterletzte Dorf - schön für die Kinder, die dort ideale Bedingungen hatten und schön für meinen Mann, der in der nahe gelegenen Großstadt einen tollen Job bekommen hat (bei uns in der Gegend gabs nichts für ihn, daher der Umzug).
Mein Mann hat Karriere gemacht, verdient viel Geld, hat aber Arbeitszeiten von 12-14 Stunden pro Tag, darüber ist unsere Ehe zerbrochen.
Ich bin bis heute zuhause, konnte von hier aus nicht weiter studieren und wollte nicht auch mein zweites Kind ständig abgeben.
Jetzt sind beide auf dem Gymnasium und sehr selbständig, so daß ich zu September endlich eine Umschulung beginnen kann und somit mit 37 Jahren eine abgeschlossene Ausbildung haben werde.
Ich habe in den letzten Jahren in verschiedenen Jobs stundenweise gearbeitet, aber mehr war mit zwei Kindern, Haus und Hund nicht drin. Mehr als halbtags wäre für mich nicht vertretbar gewesen, ich hab meine Kinder schließlich nicht nur bekommen, um sie abends ins Bett zu bringen.
Natürlich ist mein Lebenslauf extrem und ohne den damals notwendigen Umzug wäre sicher auch einiges anders gelaufen.
Fakt ist jedenfalls, daß die ersten Jahre um vieles leichter gewesen wären, wenn wir beide unser jeweiliges Studium abgeschlossen gehabt hätten und auch mehr erlebt hätten, bevor wir Kinder bekamen.
Das ewige Schauen aufs Geld ist sehr zermürbend. Auch Verzicht auf Urlaub u.ä. wird von Jahr zu Jahr schwerer, wenn das Geld fehlt oder man sich im Job erst beweisen muß.
Und was ist, wenn Dein Kind z.B. musikalisch begabt ist und Klavier spielen möchte? Ein Klavier und vor allem der Unterricht dazu sind unheimlich teuer. Will man da wirklich dem Kind sagen müssen, daß das nicht möglich ist?
Wir leben inzwischen gut und zufrieden. Meine Kinder entwickeln sich prächtig, bei mir gehts auch vorwärts und wir haben keine finanziellen Sorgen mehr.
Aber planen würde ich es immer anders!
Wenn ich sehe, wie locker meine Freunde ihre Kinderplanung angehen können...
Die haben viel erlebt, haben ihr Haus stehen, müssen sich keine Gedanken machen, was allein die Umstandsklamotten kosten,...
Ja, so hätte ich das auch lieber gehabt!
Und auch die Partnerschaften sehe ich grundsätzlich (Ausnahmen gibts immer) als stabiler an.
Bei denen, die in jungen Jahren Kinder bekommen haben, bildet sich doch schneller ein gewisses Nachholbedürfnis. Und der Druck, den mein Mann damals hatte, seine Familie versorgen zu müssen, war auch auf Dauer z.B. nicht schön.
Er hätte sich eigentlich gerne selbständig gemacht, aber das Risiko war einfach zu groß.
Hätten wir noch keine Kinder gehabt, hätte er diesen Schritt problemlos wagen können!
Natürlich waren meine Kinder im Familien- und Freundeskreis immer etwas ganz besonderes, von allen geliebt und betüdelt, aber meine Freunde haben sich am abend verabschiedet, um essen oder feiern zu gehen. Da paßt sich niemand an Deinen Lebensrhythmus an und man baut sich nach und nach einen anderen Freundeskreis auf.
Da mit Anfang/Mitte 20 zwischen 30-40jährigen zu sein, ist auch nicht immer so ganz lustig, aber deren Kinder sind halt die Freunde Deiner Kinder...
Dafür ist mein Leben jetzt, wo meine Freunde kleine Kinder haben oder überhaupt erst planen, wieder ein ganz anderes.
Jetzt fahre ich mehr in den Urlaub, jetzt gehe ich arbeiten, während sich die anderen vormittags mit ihren Kindern zum Kaffee treffen.
Ich würde immer so planen, daß ich mir um Geld keine allzu großen Sorgen machen muß und daß ich die ersten Jahre problemlos zuhause bleiben kann.
Und auch so, daß es anschließend noch einige Jahre mit einem Halbtagsjob reicht.
Aber Ihr habt ja noch Zeit, Euch das alles zu überlegen. Warte erstmal ab, wie es in zwei Jahren aussieht...