Es wird besser!!!
hallo und guten morgen. mein eigener abbruch liegt zwei tage zurück und war die schwerste und schmerzhafteste entscheidung meines bisherigen lebens, weil ich nie wieder abtreiben wollte und auch gern noch ein kind hätte. meine zweifel am austragen der schwangerschaft wurden erst im laufe der schwangerschaft immer größer und ich hatte depressionen bei dem gedanken, es auszutragen und mich dann nicht richtig kümmern zu können. mein umfeld und meine lebenssituation waren ok für ein weiteres kind, aber offensichtlich war ich selbst noch nicht so weit. die entscheidung selbst habe ich erst nach dreimaliger rückkehr in den op treffen können. ich konnte es nicht. aber jedesmal, wenn ich den op verlassen wollte, kam meine eigene angst vor dem austragen so stark hervor, dass ich trotz der tiefsten traurigkeit den entschluss durchgezogen habe. und nun der grund, warum ich es im nachhinein traurig finde, aber nicht bereue: es geht nicht nur um ein baby. ich weine auch und denke, wieso hab ich es nicht behalten, aber der grund ist klar. jetzt, wo der druck weg ist, wo die entscheidung und das baby weg ist, fallen alle ängste vor einer zukunft ab nud zurück bleibt eine erleichterte leere, die vorgaukelt: ja, wieso hast du es denn nicht behalten? es geht dir doch gut!!! wieso war ich so schwach, obwohl ich mich jetzt stark genug für ein baby fühle? na eben weil der grund für die abtreibung (eine schwangerschaft) jetzt weg ist. und in letzter instanz, wenn meine gefühle mich überwältigen: niedlichkeit reicht nicht aus. mir geht es gegen den strich, dass alle über ein (totes) baby reden. das ist eines unserer schlimmsten tabuwörter, ein grauen in unserer gesellschaft. ein totes baby. und alle, die mit einem toten baby argumentieren, erhöhen die schuld und die grausamkeit deiner entscheidung. und auch du übernimmst diese vokabel. ja, es hätte ein lebensfähiger mensch werden können. ja, dieser mensch wäre einzigartig gewesen (wie wir alle übrigens auch sind) und ja, die entscheidung über leben und tod zu entscheiden, ist eine ungerechte sache, die frauen in der situation übernehmen müssen. du kannst es aber auch anders sehen und deine schuldgefühle durch ein neues vokabular mildern: niedlichkeit und die natürliche hilflosigkeit eines babys reichen nicht aus, um das eigene leben hintenanzustellen. das baby ist recht schnell kein baby mehr. es wird ein kind, es muss zur schule, es macht eventuell eine ausbildung, will studieren. es wird erwachsen und braucht dich immer noch. ein neuer mensch ist die kürzeste zeit seines lebens ein niedliches baby, das als einziges dich und deine liebe und deine brust braucht. im gegenteil, je älter es wird, desto größer wird deine verantwortung. ich denke, dass du selbst ein gutes bauchgefühl für diese entscheidung gehabt hast und dass dein langes zaudern wichtig war, um die entscheidung für dich zu treffen. denn du musst als erstes funktionieren, damit alles andere auch funktioniert.
deine schuldgefühle kommen daher, dass du dir nicht mehr sicher bist, was der grund für deine entscheidung war. und diesen grund solltest du dir vor augen führen. du weißt doch selbst, dass du deine entscheidung nicht ohne weiteres getroffen hast.
vertrau dir und gib dich deiner traurigkeit hin. sei lieb zu dir. sei so lieb zu dir wie zu einer freundin, die das selbe erlebt hätte. würdest du mit ihr so streng ins gericht gehen? du brauchst nicht das verständnis deiner umwelt. weder, um die entscheidung zu treffen, noch um danach deine schuldgefühle abzubauen. es gibt nämlich keine schuld. und dein innerstes sollte mit dir umgehen wie mit einem liebevollen, sehr traurigen menschen.
ich wünsch dir viel kraft und vertrauen in dich selbst, dass du richtig gehandelt hast. niemand konnte diese schwere entscheidung weitsichtiger treffen als du und du hättest sie sicherlich auch niemandem in die hände gelegt, auch wenn der wunsch danach (ich weiß, wovon ich rede) wahnsinnig groß ist.