Hallo ihr lieben Leute!
Da ich gerade erst einen operativen Schwangerschaftsabbruch hinter mir habe, weiss ich wie jedede die selbst mit diesem Gedanken spielt, wie irre das Internet durchstreift um Informationen, Antworten oder wie in meinem Fall, Erfahrungen von anderen zu finden.
Ich hoffe es hilft irgendjemandem das zu lesen.
Na dann....
Ich bin 22, bin seit fast einem Jahr mit meinem Freund zusammen und stehe mitten in der " Was werde ich mit meiner Zukunft machen? Will ich vielleicht doch etwas anderes studieren? Oder will ich ins Ausand?" - Phase meines Lebens. Mein Freund genauso, auch wenn er eigentllich schon eine Ausbildung hat.
Rauszufinden dass ich schwanger bin ( trotz Verhütung - aber mal ehrlich, wir alle kennen ja das Risiko.. :shock: )
war erst mal kaum zu glauben. Ich konnte die Situation kaum ernst nehmen. Ich habe nachgezählt, meine Tage hatte ich schon ewig nicht, schlecht war mir dauernd, aber ich dachte die ganze Zeit nur "Sooo ein Schwachsinn, mir passiert sowas doch nicht" ...Vor allem vor dem Arzttermin, der noch warten musste weil der Arzt meinte er könne wenn ich zu früh komme die Schwangerschaft vermutlich nicht sicher erkennen.
Fast zwei Wochen musste ich warten und in der Zeit hatten mein Freund und ich uns zwar halb damit abgefunden, aber eben auch noch halb diesen "Vielleicht bin ich ja garnicht schwanger" Gedanken, so von wengen vielleicht sind wir ja doch aus dem Schneider. Natürlich vollkommener Blödsinn, vor allem nach 4 Schwangerschaftstests die ich gemacht hatte und auch das ich nie nie nie so lange im Verzug mit meiner Periode bin. War fast schon offensichtlich aber der Arzttermin hat es erst so richtig real gemacht.
Bis dahin war ich mir ziemlich sicher, dass ich die Schwangerschaft abbrechen möchte, aus verschiedenen Gründen.
Beim Arzt habe ich dann den Herzschlag zu hören bekommen und obwohl es mich zugegeben schon sehr.... irgendwie sprachlos gemacht hat, auch wenn man noch nichts sehen konnte ( zu der Zeit war ich in der 7 SSW )
Ich habe auf jeden Fall eine gewisse Liebe gespürt, ganz klar. Aber es war nicht wirklich auf dieses Kind direkt gerichtet, sondern einfach an die Idee daran generell ein Kind zu bekommen. Das Gefühl das ich einfach noch nicht bereit bin und noch nicht bereit sein möchte, war trotzdem zweifellos noch da. Der Arzt hatte auch schon angefangen über die Geburtsvorbereitung zu sprechen, mir empfohlen mir jetzt schon über krankenhäuser Gedanken zu machen und war richtig froh für mich und ist garnicht auf die Idee gekommen das ich diese Schwangerschaft abbrechen könnte. Daher habe ich dort das Gefühl bekommen eine normale werdende Mutter zu sein und habe eine vorstellung davon bekommen wie das so istund fand es eigentlich ganz schön. Aber trotzdem habe ich gemerkt das ich da nicht wirklich dazugehöre, das es für diese Situation, dieses Gefühl noch zu früh für mich ist.
Meinem Freund ging das auch so, er war an den Ultraschallbildern erstaunlich interessiert, hat dann sogar für einen kurzen Moment über Namen geredet und sich das Elternsein mit mir vorgestellt. Es war eigentlich ganz schön, wir waren uns jetzt beide sicher das wir Kinder haben wollen- wer weiss, vielleicht ja auch gemeinsam. Aber wir waren uns auch beide sicher....Noch nicht!
Also bin ich zu dem Beratungsgespräch gegangen den man vorher immer machen muss, habe mir im wartezimmer immer wieder vorgestellt was ich denen da jetzt erzählen muss. werde ich jetzt böse angeschaut von babyliebenden Ärztinnen die mir einreden wollen das ein Abbruch die falsche entscheidung ist? Muss ich sie davon überzeugen einen Abbruch machen zu dürfen?
Ich hab mir auf jeden Fall vorgestellt, das ich mit einem wahnsinnig schlechtem gewissen dort rausgehen werde.
Zum glück war das garnicht so, die Frau bei der Beratung war sehr sehr nett, hat sich zwar vergewissert das ich das will und nachgefragt wie mein "partner" dazu steht aber absolut nicht aufdringlich oder sonst irgendwie unangenehm. Dann hat sie mir erklärt was ich machen muss (Labortests machen lassen etc), es wurde noch ein ultraschall und ein Befunde gemacht und dann habe ich auch direkt dort einen Termin bekommen, ganz ohne Probleme oder böse Blicke.
Der Termin war für ca 10 Tage später angesetzt um einem die Möglichkeit zu geben noch nachzudenken und sich sicher zu sein. Das wird nicht überall so gemacht (ich lebe in Österreich) aber ich fand das gut, auch wenn ich mich darauf gefreut habe das alles vorbei ist.
Jedenfalls habe ich bis zum Tag der Abtreibung meine Meinung nicht geändert. Ich habe zwar schon viel darüber nachgedacht, mir vorgestellt wie es so wäre, habe viel im Internet recherchiert über die entwicklung, hab tausende youtube videos angeschaut über Schwangerschaft und und und, also das Thema hat mich sehr beschäftigt. Mir war wirklich wichtig das ich sicher bin, das ich weiss was ich da tue und wollte einfach nicht das ich etwas mache was ich später bereuen könnte. Vor allem weil im Internet so viele Fälle berichtet werden wo Frauen es wahnsinnig bereut haben und psychisch komplett am Ende waren, richtige Horrorgeschichten!! :shy:
Ich wollte "klug" damit umgehen und verhindern das mir soetwas passiert, auch wenn ich mich für einen starken Menschen halte, kann man es einfach nie wissen.
Ich musste um 8 Uhr morgens im Krankenhaus sein, noch einen letzten Ultraschall machen wo ich schon Medikamente für die Operation bekommen habe (eines davon war damit die Gebärmutter sich besser ausdehnt, das macht den eingriff leichter und das Risiko für Komplikationen werden gesenkt)
Dann musste ich wie im Kaufhaus zu einer Kasse gehen, zahlen (277 - wie gesagt in Österreich, ich kenne die Preise in Deutschland leider nicht, weiss daher auch nicht ob einem die Kosten vielleicht erlassen werden können) und dann zur Zuständigen Station in ein anderes Gebäude. Klingt alles sehr unpersönlich aber die Leute waren großteils wirkich nett zu mir.
Dann wurde ich von einer Schwester sort direkt empfangen und in ein Zimmer das ich zufälligerweise und zum glück für mich alleine hatte. Da hat es sich noch angefühlt wie in ein Hotel einzuchecken (bis auf den utraschall vorher ;-) )
Da hab ich dann wie in den Filmen so ein bildhübsches OP Kleidchen bekommen und dann noch eine art.... naja es war einfach eine Strumpfhose aber mit abgeschnittenen Beinen und eine gigantische Binde. Das sollte wohl meine "windel" für nach der OP sein. Da hab ich dann bekonnen mir etwas blöd vorzukommen muss ich zugeben aber letzten endes war mir das in der Situation vollkommen egal.
Dann ab in das Krankenhausbett, eine Ärztin war noch bei mir, hat mich noch untersucht und mir ein paar sachen erklärt, der korpulente un dmürrische OP Gehilfe hat sich noch halbherzig vorgestellt und dann wurde ich schon richtung OP gerollt. Ich habe da sofort an alle Ärzteserien denken müssen die ich kenne, ich hatte vorher noch nie eine Operation oder Vollnarkose, das war also komplett neu für mich und nur etwas das ich im Fernsehen sehe.
Zu dem Zeitpunkt hatte ich schon richtige Scherzen von diesen Medikamenten die ich vorher bekommen hatte, die waren wirklich unangenehm aber haben zum Glück nicht lange gedauert da alles so schnell ging.
Der Anästhesist hat mir noch ein paar Sachen erklärt an die ich mich nicht mehr so recht erinnern kann. Er war auf jeden fall auch unfassbar unhöflich, so wie interessanterweise alle Männer die dort Angestellt waren. Um mich abzulenken habe ich mir einfach vorgestellt das es sie in den Wahnsinn treibt jeden Tag von heulenden Frauen umgeben zu sein weil sie schmerzen haben oder traurig oder glücklich sind. Is ja vielleicht auch so :FOU:
Die operierende Ärztin hat sich schnell vorgestellt und nochmal gefragt ob ich das noch immer machen möchte. Dann wurde ich in den OP Saal gebracht und habe diese Frau nie mehr gesehen. Ich musste dort auf einen komischen Tisch der so ähnlich ist wie die normalen untersuchungsstühle beim Frauenarzt und hab dann wie im Film Sauerstoff bekommen, diese Herzmesser auf die Brust, Blutdruckmesser und das ganze Drum und Dran. Dann noch eine Spritze über den Infusionseingang und baaaaam. Die Narkose hat innerhalb von ein paar Sekunden gewirkt, es war als wäre ich sturzbetrunken und mein Gesicht hat gekribbelt wie eine Brausetablette, verrücktes Gefühl. Im selben Moment war ich auch schon in einem ganz anderen Raum, wieder im Bett, mit einer Decke, dieser blöden Unterhose an und allen möglichen schläuchen an mir dran. Es war verrückt. Auch wenn es ohnehin nicht lange gedauert hat, waren es für mich nicht einmal zwei sekunden. Ich war wahnsinnig müde und irgendwie auch wirklich entspannt, vermutlich von der narkose aber ich war auf jeden fall wirklich ruhig und auch schon ein wenig erleichtert. Ich hätte sofort wieder einschlafen können aber war zu neugierig darauf was als nächstes mit mir passieren würde.
Letzen dendes wurde ich einfach wieder in mein Zimmer gebracht, die ganzen Schläuche ab und zum ausruhen alleine gelassen. Ich war etwa bis 5 uhr am Nachmittag dort und konnte dann nach Hause gehen.
Es war un dist noch immer ein eigenartiges Gefühl. Vor der OP habe ich noch ein Bild von dem neuen Ultraschall gesehen das vorher gemacht wurde. Es wurde mir nicht bewusst gezeigt, es lag bei den ganzen Papieren und Befunden von mir. Das zu sehen war ehrlich gesagt schon etwas schwer für mich. Das erste und einzige ultraschallbild das ich bis dahin gesehen habe, war in der 7 Woche, kaum etwas zu erkennen. Aber das neue aus der 9. Woche war schon ganz anders. Der Kopf, die kurzen Ärmchen und die Beide...es war einfach schon ein deutlich erkennbares Baby. Das hat zwar nicht dazu geführt das ich es bereue, aber es macht die ganze Sache ein bisschen traurig. Ich bin traurig darüber das ich für dieses Baby noch nicht bereit bin. Ich hätte dieses Baby wirkich gerne gehabt...eines Tages. Es ist schade das dieses Baby, noch dazu von meinem Freund den ich wirklich liebe, zu einem Zeitpunkt aufgetaucht ist und bereit war auf die welt zu kommen, zu dem ich aber noch nicht bereit war. Das ist auf den Punkt gebracht das was mich etwas traurig macht. Nicht das ich abgetrieben habe, diese entscheidung war für mich richtig. Sondern das ich genau dieses Baby gerne zu einem anderen Zeitpunkt bekommen hätte. Es tut mir einfach leid das ich noch nicht bereit bin.
Abgesehen davon, womit ich aber zurechtkommen muss und auch werde, bin ich doch froh es gemacht zu haben.
Überlegt es euch gut eine Schwangerschaft abzubrechen. Ich rate euch wirklich viel nachzudenken, darüber wie ihr euch fühlen würdet wenn dieses Baby nicht mehr da ist und bereitet euch darauf vor das ihr den einen oder anderen traurigen Moment haben werdet, was absolut normal ist, auch wenn man das Kind wirklich nicht bekommen möchte. Es ist eine sehr persönliche und intime Situation in der man da ist und das lässt ja keinen komplett kalt. Aber wenn sicher seit das die Abtreibung jetzt das beste für euch ist, und das nicht nur wegen eurer lebenssituation, weil ihr keine fertige ausbildung oder keinen Job habt, sondern wirklich weil ihr persönlich nicht bereit seit ein Kind zu haben, weil ihr noch nicht so weit seit Mutter zu werden.
Ich habe es bis jetzt auf jeden Fall nicht bereut, ich denke zwar oft an das Baby und stelle mir vor was heute wäre wenn ich es behalten hätte.... aber ich bereue es nicht und bin glücklich darüber, das ich mir jetzt die Zeit für mich nehmen kann, bis es dann vielleicht wirklich mal soweit ist.....
Im OP musste ich m