Hallo ihr Lieben,
dies ist mein allererster Beitrag in einem Forum überhaupt.
Normalerweise habe ich mich immer aufs Lesen beschränkt, aber ich komme trotz dem gerade mit meinen Gefühlen und Gedanken nicht so recht weiter. Vielleicht kann ja irgendjemand meinen Gefühlsballon zerplatzen oder wenigstens wieder ein bisschen mehr aufpusten.
Ich bin 28 Jahre alt und wünsche mir seit langem ein Kind. In meiner 5-jährigen Beziehung war schnell klar, dass dieser Wunsch höchstwahrscheinlich unerfüllt bleibt. Mein damaliger Partner hatte zu wenig und zu langsame, verkrüppelte Spermien und ich leide (oder litt?) am PCO-Syndrom, -also keine gute Kombi.
Nun habe ich seit etwas über zwei Jahren einen neuen Partner, der vier Jahre jünger ist als ich. Er ist wirklich toll und ich bin sehr glücklich mit ihm. Wir haben nie verhütet und zwei Jahre lang ist auch nichts passiert. Ich wusste, dass er nicht unbedingt schon Vater werden will, aber er hat nicht selten zu mir gesagt (zugegebenermaßen meistens, wenn etwas Alkohol im Spiel war), dass er sehr glücklich darüber wäre, wenn er mir meinen größten Wunsch erfüllen könnte und dann auch absolut dazu stehen würde. Mit allen Konsequenzen.
Im Dezember erfuhr ich durch Zufall von einer bioidentischen Progesteroncreme, die großen Erfolg bei PCO und anderen, mich plagenden, Beschwerden versprach, also vereinbarte ich voller Aufregung einen Termin bei einem Spezialisten, der mir nach einem langen Beratungsgespräch diese Creme verschrieb. Mein Freund und ich thematisierten das Thema wieder, schließlich hatte ich die Hoffnung, nun könnte bald was passieren. Plötzlich dann der Rückzieher meines Freundes mit den Worten: Wenn du irgendwann normal fruchtbar bist, müssen wir verhüten, ich möchte auf keinen Fall jetzt schon ein Kind. Das war für mich der erste riesige Stich ins Herz, aber ich habe es akzeptiert, weil ich ihn nicht verlieren wollte.
Ende Januar habe ich mit der Anwendung der Creme begonnen, mein Freund und ich verhüteten nach wie vor nicht, es hieß, es dauert eine Zeit bis die Creme Wirkung zeigt.
Aber noch vor meiner nächsten Regel, die seit Jahren immer gut und gerne 8-10 Wochen auf sich warten lässt, war ich schwanger.
Ich war überglücklich, mein Partner allerdings ist in eine Art Schockstarre gefallen und hat die Schwangerschaft, vermutlich aus totaler Überforderung, den wenigen Leuten, denen wir es erzählt haben, als Unfall verkauft.
Nach gut einer Woche dann plötzlich der nächste Sinneswandel und er fing an, sich plötzlich tierisch aufs Vaterwerden zu freuen. Ich war wie berauscht von dieser Freude, aber diese hielt leider nur wenige Tage an. In Schwangerschaftswoche 7 habe ich den Embryo dann auch schon wieder verloren.
Ich versuche mir bis heute immer wieder einzureden, dass das Baby vermutlich schwerstbehindert oder anderweitig krank gewesen wäre, aber trotz allen Verstandes bleibt es natürlich ziemlich schmerzhaft und unschön.
Nun kommt verstärkend hinzu, dass all das für meinen Freund wie ein Warnschuss und eine Art zweite Chance gewesen zu sein scheint.
Er will partout nicht, dass wir es aktuell noch mal probieren. Er hat noch keine Lust nachts von Babygeschrei wach zu werden, möchte noch ungebunden Leben und mindestens noch 2-3 Jahre warten.
Unser Sexleben, was bis dahin wirklich perfekt war, leidet seit dem stark darunter, weil er nun konsequent verhütet oder sehr, sehr frühzeitig aufhört.
Ich weiß, ich kannte seine Einstellung und ich habe sie aus gutem Grund, nämlich aus Liebe, immer wieder akzeptiert, aber das ganze Wissen kommt seit dieser Sache nur noch in meinem Kopf an, nicht aber in meinem Herzen.
Stattdessen bin ich zutiefst traurig, Zweifel, obwohl es dafür offensichtlich wirklich keinen Grund gibt, an seiner Liebe zu mir, fühle mich weggestoßen und werde immer wieder von dem zerreißenden Gefühl übermannt, dass für ihn ein Kind mit mir aktuell die größte Katastrophe darstellt, die eintreten könnte. Jedes Mal, wenn wir miteinander schlafen und er diesen Aufwand (blöder Ausdruck, ich weiß, aber besser kann ich es gerade nicht ausdrücken), betreibt, weine ich danach und mir geht es nur noch schlecht. Mittlerweile geht es, zumindest kommt es mir schon selber so vor, nur noch nebensächlich um ein Kind, sondern vermutlich viel mehr um mich selber und meine Defizite. Obwohl dazu auch kommt, dass ich mir ganz und gar nicht sicher bin, dass ich überhaupt jemals noch mal schwanger werde. 7 Jahre erfolgloses Versuchen konnten durch diese eine positive Erfahrung leider nicht komplett kompensiert werden.
Wir haben bereits mehrfach geredet, aber ich weiß auch, dass ständiges Thematisieren einfach nur nervig für einen Partner sein kann, deswegen versuche ich es nun weitestgehend zu lassen, was zur Konsequenz hat, dass ich weder ein noch aus weiß.
Ich klammere mich auf eine erbärmliche Art und Weise an meinen Partner, bin eifersüchtig in einem Maße, wie es unerträglicher für ihn kaum sein kann, versuche ihm anderseits alles recht zu machen und mir immer wieder vor Augen zu führen, dass sein nicht vorhandener Kinderwunsch nichts mit mir zu tun hat und dass ich durch mein Einengen und meinen Druck, den ich unbewusst vermutlich trotzdem weiterhin ausübe, nur das Gegenteil erreiche, nämlich ihn von mir wegzustoßen, aber ich kann nicht aus meiner Haut.
Ich möchte diese Beziehung nicht aufs Spiel setzen, weil ständig meine Gefühle verrückt spielen.
Hat irgendjemand irgendwas Ähnliches erlebt und/oder eine Idee, was ich tun kann, damit das alles ein bisschen erträglicher wird und mein Wunsch nicht noch mehr kaputt macht?
Euch allen einen schönen Abend und schon Mal danke!