Es ist erstaunlich wie wenig man sich mit dem Thema Fehlgeburt beschäftigt, wenn man nicht selbst davon betroffen ist. 'Missed Abort' ist ein Begriff, der mir vor ein paar Wochen noch absolut unbekannt war. So schnell kann sich das ändern...
Ich war am 14.06. zu meinem ersten US bei meiner FÄ und total aufgeregt. Wir haben den Tag vorher bei IKEA nach Möbeln für das Kinderzimmer geguckt, mein Bruder hat mir gesagt, dass er für den Krümel eine Wiege baut und meine Eltern haben vor Freude über meine Schwangerschaft geweint. Dann der erste US und die Nachricht meiner Frauenärztin, dass sie keine Herzschlag erkennen kann. Zu dem Zeitpunkt war ich etwa 9. SSW. Ich habe zehn Tage lang gehofft, gebangt, geweint und gebetet (ich bin nicht mal gläubig), dass sich mein Krümel nur eine Ecke verzogen hat oder es andere Gründe gibt, die den Herzschlag nicht sichtbar werden lassen.
Gestern hatte ich dann den zweiten Termin und bereits nach zehn Sekunden habe ich gewusst, dass der Traum ausgeträumt ist. Es war kein Herzschlag zu sehen und nicht mal eine richtige embrionale Anlage zu erkennen.
Als ich dann am Schreibtisch meiner FÄ saß und sie mir mit ruhigen Worten erklärt hat, was nun auf mich zukommt habe ich nur geweint. Ich habe auch den ganzen weiteren Tag geweint und die halbe Nacht. Heute war ich im Krankenhaus wo die Voruntersuchung für den Eingriff am Montag stattgefunden habe. Komischerweise habe ich dort nicht einzige Träne vergossen, war danach sogar noch einkaufen und habe das Haus gesaugt. Ich fühle mich einfach nur leer aber empfinde keine tiefe Verzweiflung oder Wut über das, was mir passiert ist. Sicher, ich bin traurig und jetzt, wo ich darüber schreibe, laufen die Tränen über mein Gesicht. Ich frage mich einfach nur, wie es sein kann, dass ich so gefasst damit umgehe?!
Es ist fast so, als hätte ich es bereits schon akzeptiert und obwohl ich teilweise wirklich so fühle denke ich mir, dass ich doch so nicht fühlen _darf _!? Sollte ich nicht total verzweifelt sein und keine Sinn mehr sehen? Es ist vielmehr so, dass ich mich schon gefragt habe wie lange ich wohl warten muss, bis wir es nach der Ausschabung erneut versuchen können. Ist das nicht krank?
Ich habe gestern mir die Schuld gegeben, obwohl mein Verstand mir sagt, dass ich alles richtig gemacht habe. Ich habe mich super gesund ernährt, Zigaretten und Alkohol waren sowieso nie ein Thema. Ich habe Folsäure genommen und ich habe mich wirklich auf dieses Kind gefreut. Wir wollten dieses Kind. Aber jetzt fühle ich mir nur leer und frage mich, ob die 10 Tage die ich zwischen diesen Untersuchen bei FA ausharren musste, ausgereicht haben, um bereits im Stillen damit abzuschließen. Denn auch wenn es verrückt klingt, je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr wird mir bewusst, dass ich es die ganze Zeit bereits gewusst habe. Ich habe mich nicht mehr schwanger gefühlt, dieses Nicht-Gefühl aber nicht so sehr beachtet wie ich es vielleicht hätte tun sollen. Vielleicht habe ich in dieser Phase bereits damit abgeschlossen bzw. gelernt diesen Schicksalsschlag zu akzeptieren.
Wie ist es euch ergangen? Habt ihr teilweise auch das Gefühl gehabt, das alles betrifft euch gar nicht und ihr steht einfach nur daneben und beobachtet das Geschehen als Zuschauer? Habt ihr auch diese Leere gespürt und wie seid ihr damit umgegangen?
Greetz, Janina