Doch einer:
"Kann jemand dazu eine Überlegung dazu formulieren?"
"Ich hätte das Gegenteil erwartet, dass eher früher abgetrieben wird, weil
1. Im Osten aufgrund der DDR-Geschichte das Thema nicht ganz so grenzwertig behandelt wird, d.h. ein Abbruch viel eher eine Option ist, die Frau sich also viel schneller entscheidet, während sie im Westen religiöse Gefühle etc. gegen die aktuelle Situation ausspielen muss und länger überlegt."
Genau das könnte auch gerade eine späte Abtreibung begünstigen. Wenn eine Abtreibung moralisch als unproblematisch gilt, ändert sich nichts zwischen Woche 8 oder 12. Wenn eine Abtreibung moralisch als problematisch gilt, dann deshalb, weil das ungeborene Kind wenigstens in gewissem Maße als Mensch angesehen wird. Und dann wird man eher abtreiben wenn man sich sagen kann, es ist eigentlich noch nicht richtig Mensch. Und deshalb ist man bemühter früher abzutreiben, weil man sich dann eher davon überzeugen kann, dass es noch kein richtiger Mensch war.
Gibt hier einige im Forum, die im Prinzip ProChoice sind, aber denen, soweit ich den Posts entnehmen konnte, ab Woche 13 oder 14 nicht mehr ganz so unproblematisch erscheint wie in Woche 7.
"2. Aus christlicher Sicht es ja keinen Unterschied macht, ob man früh oder spät abtreibt, während bei Atheistinnen die schwanken, dass Argument, dass man es früh machen solle, eine stärkere Rolle spielt."
Man darf da nicht von der strengen christlichen Moral her denken, sondern emotional:
Abtreibungswillige Atheistin: Ist jetzt kein Mensch, später kein Mensch, ist egal wann ich es wegmachen lasse.
Abtreibungswillige Christin: Oh Gott, eigentlich sollte ich das nicht, aber es geht nicht anders und wenn schon, dann soll das kleine Würmchen möglichst wenig leiden, also je früher desto besser.
"3. Im Osten viele niedergelassene Ärzte Abbrüche durchführen, während z.B. in Bayern man teilweise weit reisen muss.""
Ein weiterer Punkt, von dem ich nicht weiß, ob er irgendwo erfasst ist, ist wie früh Schwangerschaften bemerkt werden und mit wieviel Mühe und mit welchen Methoden verhütet wird (Manche Verhütungsmethoden verändern den Zyklus womit das bemerken der Schwangerschaft verzögert sein kann). Dass kann sich auch unterscheiden.
Und gerade die Schwierigkeit eine Abtreibung machen zu lassen und die moralische Ächtung, könnten den durchschnittlichen Zeitpunkt, zu dem die Schwangerschaft bemerkt wird, beeinflussen, denn je stärker eine Frau bedacht ist, nicht ungewollt schwanger zu werden (weil man dann eine geächtete Abtreibung durchführen lassen würde bzw. unverheiratet Kind bekommt), desto aufmerksamer könnte sie diesbezüglich sein, was zu früherem Bemerken führen würde.
Außerdem können unterschiedliche medizinische "Sitten" existieren, die Einfluss haben. Ich hab zwar keine Idee welche, aber es ist bekannt, dass in unterschiedlichen Ländern aus Tradition heraus Behandlungen anders durchgeführt werden. BRD und DDR waren unterschiedliche Länder, dies könnte im Medizinerverhalten nachwirken, was sich in Unterschieden bei Abtreibungen niederschlagen kann.
Unterscheiden sich auch die Methoden, also vor allem Absaugung vs Mifegyne?