Liebe Frauen,
ich möchte hier mal eure unabhängige Meinung dazu wissen, inwiefern es in Ordnung ist, wie sich meine Dienstvorgesetzte mir gegenüber verhält, seit sie weiß, dass ich schwanger bin.
Zunächst einmal ein paar Infos: Ich habe eine vierjährige Tochter, bin nun mit unserem zweiten Kind in der 11. Woche schwanger. Ich bin Sozialarbeiterin, leite ein Projekt für Familien mit Kleinkindern und bin bei einem kirchlichen Träger angestellt.
Da ich mit Kleinkindern arbeite habe ich meine Schwangerschaft recht früh bekannt gegeben, da bei der Arbeit mit Kleinkindern aufgrund der Kinderkrankheiten besondere Schutzmaßnahmen eingehalten werden müssen. Als ich die Schwangerschaft bekannt gab, hat meine Dienstvorgesetzte erst mal relativ nüchtern reagiert. Hat eine Gefährdungsbeurteilung ausgefüllt (ohne mich und teilweise wurden dort auch Dinge angekreuzt die so nicht der Wahrheit entsprachen) und einen Termin beim medizinischen Dienst veranlasst, um u. a. meine Immunität auf diverse Kinderkrankheiten untersuchen zu lassen. Solange wurde ich von der Arbeit mit den Familien freigestellt.
Leider waren die Ergebnisse nicht so wie erhofft, denn ich habe keinen nachweisbaren Schutz gegen MMR, obwohl ich dreimal dagegen geimpft wurde, das letzte mal 2012. Bin scheinbar ein sogenannter "non-responder", wovon ich vorher nichts wusste. Es war somit also klar, dass ich ein Beschäftigungsverbot für die Arbeit mit den Familien erhalte, was auch seit dieser Woche wirksam ist. Die Büroarbeit soll ich aber weiterhin erledigen.
Nun gut, als aber so langsam klar wurde, dass es wohl auf ein BV hinaus läuft, wurde meine Chefin langsam merkwürdig. Sie holte mich eines Tages zu sich ins Büro und war richtig sauer, meinte, ich würde sie und das Projekt hängen lassen und ich hätte mich ja sowieso die ganze Zeit über neben der Arbeit mit anderen Dingen beschäftigt (ich arbeite knappe 20 Std./Woche und studiere nebenbei den Master, das war ihr aber von Anfang an klar). Sie hat mich bei dem Gespräch ziemlich runter gemacht sodass ich anfangen musste zu heulen. Nach dem Gespräch habe ich Kolleginnen davon berichtet, eine Kollegin ist dann nochmal zur Chefin hin und hat mir ihr gesprochen, dass sie mit einer schwangeren Mitarbeiterin so nicht umgehen könne. Daraufhin hat sie mich nochmal geholt und es alles wieder relativiert, entschuldigt hat sie sich aber nicht bei mir.
Von anderen Kollegen habe ich dann erfahren, dass sie zu ihnen auch meinte, man könne doch nicht einfach schwanger werden wenn man so ein Projekt leite, und andere solche Dinge.
Ich verstehe ihren Frust, für sie bedeutet es natürlich mehr Arbeit. Trotzdem muss ein Arbeitgeber damit einfach rechnen und professionell damit umgehen können, oder nicht?
Dem ganzen wurde dann aber noch die Krone aufgesetzt. Letzte Woche erschien ein Artikel in der örtlichen Zeitung darüber, dass das Projekt derzeit nicht weiter läuft, da ich schwanger bin. Meine Chefin hat mich darüber informiert, dass sie mit der Redakteurin der Zeitung gesprochen hat und ein Artikel darüber erscheint, dass das Projekt gerade nicht weiter läuft. Allerdings habe ich ihr keine Einwilligung dafür gegeben, dass sie meine Schwangerschaft bekannt gibt, und ich möchte auch nicht, dass die ganze Stadt das weiß, was ich ja nun aber nicht rückgängig machen kann. Ich wohne zum Glück nicht dort aber trotzdem ist das privat und sie hat über meinen Kopf hinweg entschieden, meine private Angelegenheit der Zeitung bekannt zu geben. Ich finde, dass das schon eine Verletzung der Privatsphäre ist.
Ich überlege nun wirklich, weitere Schritte einzuleiten, und ggf. damit zum Betriebsrat oder zum Personalrat zu gehen. Bevor ich jetzt aber irgendwie total hormongesteuert reagiere würde ich mal gerne andere Meinungen dazu hören.
Liebe Grüße!