Hab ich aus dem Internet...
Definition
Die Borreliose ist eine durch Zecken auf den Menschen übertragene, bakterielle Infektionskrankheit, die weltweit vorkommt. Vor allem in gewissen Risikogebieten, wie z. B. in Bayern und Brandenburg, tritt die Krankheit besonders in den Sommermonaten gehäuft auf. Hier ist z. T. jede fünfte Zecke Träger der Borrelien-Erreger. Je länger das Saugen der Zecke andauert, desto größer wird die Wahrscheinlichkeit einer Übertragung der spiralförmigen Bakterien. Hauptsächlich sind Wild- und Haustiere befallen. Nach einer Übertragung auf den Menschen kommt es nach kurzer Zeit zu einer lokalen Hautreaktion und im weiteren Verlauf vor allem zu neurologischen Komplikationen und Gelenkbeschwerden.
Ursachen
Erreger der Borreliose ist das gramnegative Spirochäten-Bakterium Borrelia burgdorferi. Dieses bewegliche Bakterium wird vorwiegend durch Zecken der Gattung Ixodes ricinus auf den Menschen übertragen. Es existieren drei verschiedene Typen dieser Gattung, nämlich Borrelia afzelii, B. sensustricto und B. garinii, welche alle diese Erkrankung verursachen, jedoch unterschiedliche Komplikationen hervorrufen. So führt B. afzelii meist nur zu Hauterscheinungen und B. garinii eher auch zu neurologischen Komplikationen. Nach Eintritt in den menschlichen Organismus wandern die Erreger vom Zeckenbiss ausgehend in der Haut ringförmig nach außen. Hieraus resultiert eine Rötung um die Bissstelle herum, die sich langsam ringförmig ausbreitet. Des Weiteren breiten die Borrelien sich im Lymph- und Blutsystem des Körpers aus.
Symptome
Typisch für die Borreliose ist der Verlauf in drei Phasen. Zu beachten ist jedoch, dass die Erkrankung nicht immer alle Stadien durchlaufen muss, sondern oftmals erst in einem weiteren Stadium beginnt oder vorzeitig ausheilt. Die Verlaufsform ist v. a. von dem Erregertypus abhängig. Nach einer symptomfreien Inkubationszeit von ein paar Tagen bis zu vier Wochen zeigt sich im ersten Stadium der Erkrankung um den Zeckenbiss herum eine entzündliche Rötung, die in ihrem Zentrum abgeblasst ist. Durch die Wanderung der Erreger in der Haut breitet sich diese Entzündung bis zu zwei Zentimeter pro Tag aus. Dieser wandernde Bezirk wird in der Fachliteratur als Erythema chronicum migrans bezeichnet. Manchmal bilden sich auch bläuliche, harte Hautknötchen, die als Lymphadenosis cutis benigna bezeichnet werden. Neben dieser lokalen Reaktion leidet der Patient zumeist unter grippeähnlichen Beschwerden wie Abgeschlagenheit, Schwäche, Kopf- und Gliederschmerzen und Fieber. Das 1.Stadium besteht bis zu 6 Monaten.
Das zweite Stadium, welches nach Wochen bis mehreren Monaten auftritt, ist gekennzeichnet durch neurologische Beschwerden. Hierzu zählen vor allem Entzündungen der Hirnhäute (Meningitis), des Gehirns (Enzephalitis) oder der Nervenabgänge im Bereich der Wirbelsäule (Radikulitis). Des Weiteren präsentieren sich Lähmungserscheinungen der Gesichtsmuskeln im Rahmen einer sogenannten Fazialisparese und das sogenannte Garin-Bujadoux-Bannwarth-Syndrom. Dabei handelt es sich um eine Entzündung der Nerven und der Hirnhäute (Meningopolyneuritis), die mit brennenden, quälenden Schmerzen einhergeht. In etwa 90 % der Fälle treten unsymmetrische Lähmungen auf und in etwa der Hälfte der Fälle ebenfalls Gefühlsstörungen. Oftmals sind die Lymphknoten sichtbar geschwollen. In seltenen Fällen kommt es zu entzündlichen Veränderungen am Herzen, die sich dann in Herzrhythmusstörungen und gesteigerter Herzfrequenz (Tachykardie) äußern. Sowohl die neurologischen als auch die Herz-geschichtlichen Symptome werden allerdings in voller Ausprägung nur selten beobachtet.
Das dritte Stadium der Borreliose tritt nach Monaten bis Jahren auf und ist gekennzeichnet durch die sogenannte Acrodermatitis chronica atrophicans. Diese Verlaufsform beschreibt einen langsamen Untergang von bestimmten Hautpartien. An Armen, Beinen, Händen und Füßen ist die Haut vor allem an den Streckseiten sehr ("zigarettenpapierdünn") ausgedünnt. Im weiteren Verlauf bildet sich eine Gelenksentzündung aus, welche chronisch und in Schüben verlaufen kann. Diese sogenannte Lyme-Arthritis befällt vornehmlich die großen Gelenke, sowie die Sprunggelenke, Ellenbogen, Finger- und Zehengelenke. Des Weiteren kann sich eine chronische Entzündung des Gehirns und der Hirnhäute ausbilden, die Lähmungen der Beine und der Arme verursacht.
Auch ohne Therapie kann in jedem Stadium eine Spontanheilung eintreten.
Diagnostik
Ein ausführliches Anamnesegespräch ist der Beginn jeder Diagnostik. Hierbei sollte ein Augenmerk auf die Beschwerdesymptomatik, eventuelle Grunderkrankungen und ein Aufenthalt in Risikogebieten gelegt werden. Des Weiteren sollte nach einem bemerkten Zeckenbiss gefragt werden. Im Anschluss daran erfolgt die körperliche und neurologische Untersuchung. An der Haut kann man oftmals die lokale Rötung um den Zeckenbiss erkennen, manchmal sind die geschwollenen Lymphknoten durch die Haut gut tastbar. Im Rahmen der neurologischen Untersuchung werden unter anderem Reflexe, Muskelbewegungen und Sensibilität überprüft.
Um die Diagnose zu bestätigen, kann man spezifische Antikörper gegen die Borrelien im Blut oder zum Teil im Hirnwasser nachweisen. Des Weiteren können die Borrelien selbst mikroskopisch nachgewiesen und diagnostiziert werden. Alternativ hat man die Möglichkeit, mittels der Polymerase-Kettenraktion (PCR, aus der Molekularbiologie stammendes Labor-technisches Untersuchungsverfahren zum Nachweis bestimmter Erbanlagenabschnitte (DNA)), einen Nachweis der Erreger auf biochemischen Wege zu erbringen.
Auswirkungen
Die häufigste Begleiterscheinung ist eine Infektion der Hirnhäute, die zu einem steifen Hals, zu Kopfschmerzen, Entzündung der Geschichtsnerven und zu einer halbseitigen Gesichtslähmung führen kann. Andere Körperteile können ebenfalls gefühllos werden. Bei etwa 8 Prozent der Erkrankten kommt es zu Herzrhythmusstörungen und einer Entzündung des Herzbeutels (Perikarditis). Die Perikarditis kann Brustschmerzen verursachen. Lymphknotenschwellungen an den Ohren, an der Brustwarze und Hodensack können in selten Fällen entstehen. Zusätzlich entsteht ungefähr bei der Hälfte der Betroffenen erst Wochen oder Monate später nach dem Beginn der Symptome eine Gelenkentzündung. Manchmal erscheint diese Arthritis erst zwei Jahre nach den ersten Symptomen. Mehrere Jahre lang treten immer wieder Schwellungen und Schmerzen in den großen Gelenken auf, besonders im Knie. Das betroffene Gelenk ist häufig stark geschwollen, aber nicht besonders schmerzhaft; oft fühlt es sich heiß an, selten rötet es sich. Zysten können sich im Knie entwickeln und sogar platzen, was die Beschwerden plötzlich verschlimmert. Ungefähr zehn Prozent der Borreliose-Erkrankten tragen dauerhafte Knieprobleme davon.
Bei Patienten mit einer Immunschwäche, wie zum Beispiel bei Aids-Patienten, zeigt sich relativ häufig ein generalisierter Befall des Zentralnervensystems (ZNS).
Im Rahmen einer Schwangerschaft kann es im Mutterleib zu einer Übertragung der Borrelien auf die Leibesfrucht kommen. Diese Übertragung endet zumeist als Fruchttod oder als Tod nach der Geburt des Neugeborenen aufgrund schwerster Missbildungen. Daher sollte bei Verdacht während der Schwangerschaft sofort eine medikamentöse Prophylaxe erfolgen.
Therapie
Die Therapie der Borreliose erfolgt in Abhängigkeit des Stadiums vornehmlich medikamentös mit Antibiotika und sollte auch schon bei Verdacht auf die Erkrankung schnellstmöglich begonnen werden. Generell sollte Doxycyclin für zwei bis drei Wochen oder alternativ Amoxicillin oder Erythromycin verabreicht werden. Sind Gelenke mit betroffen, so sollte eher länger therapiert werden. Im Rahmen des Anfangsstadiums mit lokalen Hauterscheinungen kann man auch Ampicillin oder Makrolide, wie z.B. Erythromycin, für den gleichen Zeitraum geben. Im Fall einer Herzbeteiligung oder einer länger bestehenden Erkrankung kann auch mit Cephalosporinen behandelt werden.
Um die Behandlung generell zu überwachen und den Therapieerfolg einschätzen zu können, sollten nach zwei bis drei Monaten Antikörper gegen sogenannte Geißelantigene der Erreger gemessen werden. Hat die Therapie angeschlagen, so zeigt sich hierbei ein Absinken dieser Antikörper.
Nur in einigen Fällen ist die Borreliose nicht vollständig heilbar und es muss mit bleibenden Restbeschwerden gerechnet werden.