goldschatz89... dass es so viel einfacher ist, wenn man "alles erreicht hat" kann ich tatsächlich weder aus eigener Erfahrung noch aus der Erfahrung vieler anderer, die wir kennen, so bestätigen.
Dass es ohne Ausbildung, Geld etc. schwierig ist, ist sicher richtig.
Der Umkehrschluss ist aber nicht zwingend wahr.
Wir sind selbst Akademiker, viele unserer Freunde, Nachbarn, Kollegen auch, die Finanzen sind nicht das Problem und wir hatten natürlich vor 33 viel Zeit, die wir so verbringen konnten wie wir das wollten.
Und genau das ist das Problem - je länger man sich in seinem Leben daran gewöhnt hat, frei über seine Zeit verfügen zu können, umso härter ist es natürlich, sich von einem Tag auf den anderen auf "Vollzeit-Pflege" ohne Freizeit und auf Vollzeit-Verantwortung einzustellen!
Das ging und geht leider sämtlichen "erfolgreichen" Leuten, die wir kennen, so.
Was stimmt ist, dass wir zu diesem "fortgeschrittenen" Zeitpunkt in unserem Leben alle wussten, dass wir unsere Kinder definitiv haben wollten.
Nur... die Umstellung selbst war und ist trotzdem sehr hart.
Ich bin mir sicher, dass mir vor zehn Jahren vieles leichter gefallen wäre, gerade die Nachtdienste etc, wobei mir 19 oder 21 viel zu früh gewesen wäre, um das erste Kind zu bekommen.
Mit 19 war ich selbst noch damit beschäftigt, mich im Erwachsenenleben zu orientieren.
Ideal hätte ich so Mitte 20 gefunden - am liebsten hätte ich meine Kinder zwischen 25-30 bekommen, aber da war mein Mann halt leider noch nicht so weit.
Ich denke auf jeden Fall, dass auch der Gedanke "wenn man sich sicher ist, dass man Kinder haben will, dann sollte man nicht zögern" mit einem ganz fetten aber zu versehen ist.
Selbst wenn jemand prinzipiell Kinder möchte aber zum jetzigen Zeitpunkt unsicher ist, sollte er lieber warten bis er sich ganz sicher ist, das jetzt auch zu wollen.
Dann wirklich lieber später und man findet sich innerlich mit dem harten Los der ersten Jahre ab, weil man es wirklich wollte - anstatt mal eben losgelegt, weil man es so grundsätzlich wollte, und dann jeden Tag zwischen Gebrüll und stinkenden Windeln, Bauchweh und Verstopfung nach nur drei Stunden Schlaf zu denken "eigentlich wollte ich das jetzt doch noch gar nicht..." und depressiv darüber zu werden.
Natürlich muss/darf/kann/soll es jeder für sich selbst entscheiden.
Ich wünschte nur, mir hätte vorm ersten Kind jemand anschaulich und klar gesagt was da wirklich auf einen zukommt.
Dann hätte ich zwar ganz sicher nicht anders entschieden - aber der anfängliche Schock wäre bei weitem nicht so groß gewesen.
Lustigerweise hört man selbst von frischgebackenen Eltern, wo es keine Dramen gibt (wie Schreikind, Erkrankungen etc.) dass es schön sei, aber "ganz anders als erwartet"... wobei aus dem ganz anders als erwartet bei näherem Nachfragen meist ein "na ja, es ist doch deutlich anstrengender als ich es mir vorgestellt hatte... ja, es ist schon sehr intensiv..." wird.
Auf der anderen Seite bringt das Eltern Sein natürlich auch sehr viel schönes mit sich - was man ebenfalls erst dann wirklich nachvollziehen kann, wenn man es selbst erlebt hat.
Und das soziale Umfeld spielt natürlich auch noch eine große Rolle - sind noch alle Großeltern da/sind die Großeltern am Nachwuchs interessiert und helfen öfter mal aus usw. usf.
wobei eben nicht alle, die auf Enkelkinder drängen, sich anschließend auch zwingend ständig kümmern wollen...
Ein weites Thema, und schon wieder zuviel geschrieben...
@Threadstellerin, ich wünsche dir Alles Gute, du bist mit 35 auf jeden Fall noch nicht zu alt - ich würde sicher nicht bis 43 warten, aber du musst die Entscheidung ganz bestimmt auch nicht heute oder morgen treffen.
Horch und fühle in dich hinein - und hör auf dein inneres Gefühl. Es sagt meistens das richtige.