Erst mal abklären ...
Hallo Jana,
bevor du dich total verrückt machst, klär es doch einfach mal beim Frauenarzt ab, ob du schwanger bist und wie weit du bist, dann siehst du klarer.
Ich denke, wenn der Test positiv war, besteht kaum noch ein Zweifel, daß sich da ein neues Leben in dir ist, denn das Schwangerschaftshormon ist nur dann im Körper, wenn man auch schwanger ist. Aber dein Doc kann dir genau erklären, wie das Kleine grad aussieht, was es schon alles kann und auch, wohin du dich wenden kannst um Hilfe zu bekommen.
Ich wurde mit 22 zum ersten Mal schwanger, trotz Pille - die hatte in Kombination mit Allergietabletten versagt. Erst mal war ich geschockt, wollte das Kind auf keinen Fall haben, mein damaliger Freund hatte mir grad erst eröffnet, daß er sich nicht auf eine Freundin allein festlegen wollte und ich befand mich ja mitten in der Probezeit zu nem neuen Job und hab erst mal alles nur schwarz gesehen - egal in welche Richtung ich blickte.
Meine beste Freundin war die Erste, die von meinem positiven Test erfuhr und war genauso geschockt wie ich - nur war sie wesentlich ruhiger und erklärte mir, daß ich mich auf jeden Fall erst genau beraten lassen sollte - sie machte mir sogar den Termin beim Frauenarzt und fuhr mit mir gemeinsam dort hin. Wobei ich schon zugeben muss, daß mir die ganze Zeit nur durch den Kopf ging: Du kannst das Kind nicht haben, alles spricht dagegen, das geht einfach nicht.
Als der Doc mich dann untersuchte und Ultraschall machte, sah man ganz deutlich, daß ich schwanger war und mitten in diesem ganzen unvorstellbaren Chaos sah ich zum ersten Mal ein Bild von dem kleinen Wesen in meinem Bauch und einen winzigen blinkenden hellen Punkt. Ich fragte den Doc danach und er erklärte mir, daß dies das Herz sei und das Blinken zustande komme, wenn es schlägt, weil jede Bewegung die Resonanz des Ultraschalls dann heller aussehen lasse.
Beim anschließenden Beratungsgespräch erzählte ich dem Doc von allem, was mich bedrückte und er hat mir gute Tipps gegeben, hat mir aber auch gleich Informationen zu verschiedenen Abtreibungsmethoden gegeben und mir erklärt, daß ich noch Zeit hätte mir in Ruhe alles durch den Kopf gehen zu lassen und daß es in meinen Händen läge, ob das kleine Leben in mir das Recht hätte zu bestehen.
Ich hab viele Tage drüber nachgedacht, mein Kopf sagte immer, es geht nicht anders, aber jedes Mal hab ich dann wieder an den blinkenden Punkt denken müssen und daran, daß das Herz schon schlägt, daß das Kleine sich praktisch schon bewegt und somit ja an sich schon lebt. Ich war bei verschiedenen Beratungsstellen und dort wurden mir auch Wege aufgezeigt das Kind zu bekommen ...
Kurz und gut, mein Sohn wird nächsten Sonntag 11 Jahre alt und ich bin mehr als nur froh, daß ich ihn nicht umgebracht habe, denn er ist einfach wunderbar. Ich war 3 Jahre alleinerziehend - wobei wir hier in Deutschland das Glück haben, daß wir da wirklich gut abgesichert sind und es schaffen können, wenn wir wollen - niemand behauptet, daß das leicht sein wird, aber wann ist im Leben schon mal was leicht?
Heute weiß ich, daß ich niemals mit dem Gedanken hätte leben können, daß ich es war, die meinem Kind das Recht auf Leben versagt hätte. Bei jedem Kinderwagen hätte ich ein schlechtes Gewissen gehabt, bei jedem Baby gedacht, das könnte jetzt meines sein - glücklich wäre ich auf jeden Fall nicht geworden.
Inzwischen bin ich seit 7 Jahren verheiratet - nicht mit dem Vater meines Sohnes ^^ - und bekomme im Sommer mein 4. Kind - worauf ich mich irrsinnig freue. Es ist wunderschön dabei helfen zu dürfen neues Leben in die Welt zu setzen und die Liebe, die dir dein Kind entgegen bringt ist so bedingungslos, daß du dir niemals Gedanken machen musst, ob es sich gelohnt hat oder nicht, erwidere sie einfach, das ist das Schönste was du tun kannst.
Ich hoffe du findest für dich die Entscheidung, die dich glücklich macht - sonst wirfst du bei einer Abtreibung nicht nur dein Kind sondern auch einen Großteil deines Lebens weg und das wär schade.
LG Nicci