Man sollte von außen nicht urteilen.
Ich kann verstehen, dass auch jemand mit MS einen Kinderwunsch hat und hofft, es könnte irgendwie gehen, trotz der eigenen Krankheit ein Kind groß zu ziehen. Mein Bruder hat selbst MS und seine Frau Rheuma ... beide haben zusammen drei Kinder. Also, für mich wäre die Diagnose MS nicht zwingend ein Grund für keine Kinder (wobei es sicher schwieriger ist, wenn die Mutter MS hat, als der Vater).
Dass dann das Kind eine so schwere Behinderung hat, dass es klar ist, die MS-kranke Mutter schafft es nicht, dafür zu sorgen, ist nicht voraussehbar gewesen. Wenn Abtreibung für die beiden Mord ist, KÖNNEN sie es nicht mit ihrem Gewissen vereinbaren abzutreiben. Also kann es in der Folge nur darum gehen zu versuchen, dem Kind ein möglichst gutes Leben zu ermöglichen. Dafür die Adoptionsvariante zu wählen, finde ich überhaupt nicht verwerflich, sondern verantwortungsbewusst. Es ist den Eltern sicher nicht leicht gefallen, sich von ihrem Kind zu trennen. Dass sie nun den Kinderwunsch aufgeben wollen, zeigt das m.E. sehr deutlich.
Trotzdem ist es natürlich fraglich, wer solch ein Kind adoptiert - vielleicht wäre die bessere Variante die gewesen, das Kind zur Pflege frei zu geben? Als Pflegekind würde es vielleicht noch mehr Chancen auf eine aufnehmende Familie haben ...
Wir kennen Leute, die nach der Adoption eines behinderten Kindes von Ärzten UND Lehrern total mies behandelt worden sind, nach dem Motto: "Sie wussten doch, was für ein Kind das ist, Sie hätten es doch nicht adoptieren müssen!"
Bekannte, die ein Kind mit Down-Syndrom bekommen haben, wurde nach der Geburt ein Vorwurf gemacht, warum sie es denn nicht abgetrieben hätten.
Während wir als Pflegeeltern einer Tochter mit geistiger Behinderung die Erfahrung machen, dass es gut ist, quasi ein Amt in der Hinterhand zu haben. Wir bekommen Unterstützung, keine doofen Sprüche.
Leider ist unsere Gesellschaft so, dass Menschen mit starken Behinderungen von den meisten letztendlich als Makel betrachtet werden, als Mängelexemplare, die besser vorher hätte vernichtet werden sollen. Die Möglichkeit, ein Kind mit Behinderungen problemlos auch noch in den letzten Schwangerschaftswochen abzutreiben, führt im Bewusstsein der Menschen eben leicht dazu, dass diese Entscheidung die "richtige" ist ...
LG, Anka