Mir geht es wahrscheinlich wie vielen anderen jungen Menschen heutzutage. Ich wurde in einer Zeit geboren, in der Abtreibung bis zu einem gewissen Grad straffrei ist und dieses daraus resultierende Recht (oder besser: nennen wir es Möglichkeit, Recht ist vielleicht zu stark) als selbstverständlich und gegeben angenommen wird. Erst seit dem ich nun in einer Beziehung bin beginne ich ein wenig zu hinterfragen inwiefern das auch tatsächlich der Fall ist.
Ich möchte betonen, dass es keinen akuten Anlassfall gibt, aber man diskutiert nunmal von Zeit zu Zeit mit der Partnerin was man im "worst case" Szenario machen würde. Ich wende mich an das Forum hier, weil ich mir erhoffe, dass wenn irgendwann in meinem Leben der unglückliche Tag kommt an dem ich mich Entscheiden kann, ich bei einem kühlen Bier mir noch einmal die Argumente durch den Kopf gehen kann und nicht nur aus dem Bauch heraus die Entscheidung treffen muss.
Folglich habe ich mich eingelesen und die Argumente von beiden Seiten betrachtet. Die Position der Abtreibungsgegner ist naturgemäßg und gegebenermaßen relativ einfach: Ab der Befruchtung handelt es sich um ein menschliches Individuum (eigene DNA usw), alle Fristen sind rein willkürlich und der Fötus/Embryo muss als menschliches Wesen betrachtet werden.
Bei der "Pro" Seite wirds schon ein wenig komplexer. Es wird argumentiert dass es sich noch nicht um eine Person (sic) handelt, sonder nur um einen potentiellen Menschen handelt. Außerdem hat die (nicht) werdende Mutter ein Recht auf köperliche Integrität und ein Recht auf Selbstbestimmung und mit der legalgen Abtreibung ermöglicht man nur eine legale Weise was illegal viel schlimmer sowieso gemacht wird.
Ich möchte die Gesetzeslage mal außen vor lassen um aus dem potentiellen Gebärzwang Dilemma zu entkommen.
Meine Frage nun: Liegt dem Argument, dass es sich um einen potentiellen Menschen handelt nicht um einen Denkfehler? Wenn ich beginne den Menschen anhand von bestimmten Körpermerkmalen (zB Gehirnaktivität, Herzschlag) festzumachen, dann fielen da noch eine ganze Reihe anderer Individuuen durch den Raster (Komapatienten, Herzstillstandpatienten usw. ...). Niemand würde die als potentiell bezeichnen.
Auch, dass der Fötus vollkommen abhängig von der Mutter ist, ist doch ein wenig verdreht. Auch ein Säugling ist abhängig und nebenbei bemerkt, hat auch noch nicht alle kognitiven und physischen Merkmale wie ein erwachsener Mensch. Vieles ist potentiell Vorhanden aber nocht nicht da. Inwiefern liegt da ein Unterschied?
Umso richtiger ist dafür das Argument mit den illegalen Abtreibungen. Wie auch bei Drogen kann die Legalisierung des Illegalen eine Minderung desselbigen (weniger tote Mütter/Kinder) bewirken und für alle Beteiligten die Lage bessern.
Schlussendlich das Recht auf Selbstbestimmung und körperliche Integrität. Hier sitzt man nun tatsächlich in einem Dilemma da die Rechte zweier Indivuuen (vorrausgesetzt man betrachtet das Kind als ein solches) gegeneinander abwegen muss. Wie wir hoffentlich aus der Schule wissen birgt Sex das gewollte oder ungewollte Risiko einer Schwangerschaft, egal ob mit oder ohne Verhütung. Und als Grundtrieb entkommen auch nur die wenigsten Menschen dem Sog des Sexs. Get aber nicht dem Aktes nicht bewusste Entscheidung voraus, in der dieses Risiko miteinkalkuliert wird? Beim Autofahren bin ich mir immer bewusst, dass es sein kann das jenes Vorrangschild mein letztes sein könnte, und setze mich mit dem Bewusstsein ins Auto. Im Nachhinein müssen die in diesem Fall die Folgen getragen werden. Nun hat man aber bei der Schwangerschaft die Möglichkeit das Risiko "auszumerzen". Ja und damit schließt sich der Kreis, denn darf ich denn das?
Tut mir Leid, für den langen Post, aber ich hoffe ihr könnt mir auf meiner Odysee weiterhelfen. Das ganze beschäftigt mich mehr als ich es gern habe.
Liebe Grüße