Dem Thema Abtreibung gegenüber war ich früher neutral gegenüber gestellt. Es war auch kein Problem für mich, als OP Schwester zu arbeiten und dabei bei Abtreibungen zu assistieren. Ich sagte mir immer, wenn eine Frau in grosser Verzweiflung keine andere Lösung sieht, dann soll sie es tun dürfen.Also habe ich die Frag ob ich bei Abtreibugen dabei sein würde bejaht, als ich eine Stelle in einem Spital in der Gyn in einer grossen Stadt in der Schweiz bekommen habe. Natürlich ist es für keine Beteiligten einfach aber ich sagte, wenn Not herrscht, muss man helfen. Mit der Zeit merkte ich aber, dass das ein Vorurteil ist und Frauen eher ohne wichtigen Grund abtreiben. Obwohl ich mir lange gesagt habe, dass ich nicht den Grund hinterfragen sollte. Aber wenn ein junge Frau kommt und man bei der Vorbesprechung der OP hört, dass es ihre zweite Abtreibung in einem Jahr sein wird, fragt man sich. Auch wenn eine Frau die nur so nach Geld stinkt und festen Partner hat und angeblich auch früher Probleme hatte überhaupt schwanger zu werden, dann bei uns im OP ist und direkt am letzten Tag wo es noch legal ist, abtreiben lässt. Oder dann Frauen, die erzählen, dass sie gewollt schwanger geworden sind, aber sich jetzt doch überlegt haben, dass sie ein Kind erst in zwei Jahren bekommen. Oder wenn eine schon x Tausend in Schönheitsoperationen investiert hat und erzählt, dass sie keine finanzielle Basis für ein Kind hat. Ich bekam immer mehr Geschichten am Rand mit. Am Ende konnte ich selbst die Glocke mit den Teilen der Föten leeren und irgendwann kam mir der Gedanke: Das geht doch nicht! Schau mal, schau mal dieses "Gewebe" an, und da sagt eine Frau, macht es mir schnell weg, mag grad kein Kind haben. Ich habe den Job aufgegeben und bin jetzt bei einem Orthopäden tätig. Es war mir zuviel. Es ist so verlogen was mit Abtreibung alles erzählt wird, angeblich immer eine Not. Dabei sind die meisten Fälle absolut gesunde Frauen in normalen Situationen die einfach keine Lust auf ein Kind haben. Ich war nie eine Abtreibungsgegnerin, aber anderthalb Jahre Arbeit in der Gyn des Spitals haben eine aus mir gemacht, als ich gesehen habe, wie sorglos mit dem Thema umgegangen wird.