Ich bin zwar nicht
gehbehindert, aber dafür fast taub, was im Alltag auch definitiv schwer zu ertragen ist und soziale Beziehungen ziemlich schwer macht. Und trotzdem bin ich froh auf der Welt zu sein. Man lernt mit der Zeit mit seinen eigenen Schwierigkeiten umzugehen. Eine Psychologin sagte mir mal: jeder Mensch hat doch seine Behinderungen, nur sind die bei den meisten Menschen nicht sichtbar. Das hat mir sehr geholfen. Ich habe studiert und arbeite ganz normal. Dein Sohn oder Tochter wird das auch schaffen. Ein kürzerer Fuß ist keine Katastrophe, nur wenn man es dazu macht. Ich wette mit dir, dass, wenn du es bekommst und nach 20 Jahre frägst, ob es nicht lieber hätte abgetrieben werden wollen, es dir antworten wird: "spinnst du?". Ich wünsch dir ganz viel Gelassenheit. Obwohl ich natürlich schon verstehe, dass du dir Sorgen machst. Aber die sind überflüssig, dein Würmchen hat dieses Problem jetzt. Es ist wie es ist und es ist KEINE KATASTROPHE! Mach dir keine Schuldgefühle, du wusstest nicht, dass du schwanger bist. Viele Dinge kann man nicht planen, wer garantiert dir, dass du wirklich noch "viele gesunde Kinder" bekommen kannst? Warum werden Behinderungen so verteufelt und als das schlimmste Leiden überhaupt gesehen? Ich finde das ehrlich gesagt beleidigend, wo doch der Mensch im Vordergrund stehen sollte, und nicht die Stellung seiner Beine oder (in meinem Fall), dass einige Nerven in der Chochlea nicht funktionieren. Klar, wenn ich nicht auf die Welt gekommen wäre, hätten meine Eltern vielleicht noch ein "gesundes" Kind bekommen, aber sie hätten mich dafür töten müssen, damit alles so läuft wie es in dieser perfekten Welt laufen sollte. So ein Quatsch, dieser Gedanke. Ein Kind ist doch keine Ware, die ja fehlerfrei produziert werden muss, damit es etwas wert ist. Ich weiß, dass du so nicht denkst, aber der Gedanke, dem Kind ja alles Leid verhindern zu müssen, indem du es töten lässt, ist genauso wenig logisch. Kopf hoch, ihr schafft das! Du wirst dein Kind ganz sicher lieben und viel von ihm lernen können.