Ich kann mich momentan noch nicht dazu überwinden mich mit jemandem an einen Tisch zu setzen und darüber zu reden, kann aber genau so wenig alles weiter in mich reinfressen oder mich nur bei meinem Freund ausweinen.
Ich habe Anfang Mai nach Ausbleiben meiner Periode einen Schwangerschaftstest gemacht. Positiv. Für mich ein riesiger Schock, weil sowohl für mich als auch für meinen Freund klar war, dass wir in den nächsten Jahren bis unser Erstgeborener in die Schule geht, kein zweites Kind wollten. Nach dem Test war ich wirklich fertig, habe daran gezweifelt das Kind bekommen und großziehen zu können. Ich bin jetzt 22, habe nach langem Suchen endlich einen guten Job gefunden und war so froh, dass mein Leben endlich in geregelten Bahnen verläuft. Dazu gab es diverse weitere Gründe, die gegen das Kind gesprochen haben, aber die tun hier nichts mehr zur Sache... Ein weiteres Kind hat für mich einfach nicht da rein gepasst, ich war bei der Diakonie, habe mich zum Schwangerschaftsabbruch beraten lassen, alle Kostenfragen geregelt, Termin zum Abbruch gemacht und hatte dann allerdings doch Zweifel. Die Gefühle die man hat kann man nicht abschalten und trotz haufenweise Hindernissen habe ich ja auch meinen ersten Sohn ausgetragen und hätte mir schon während der Schwangerschaft nicht mehr vorstellen können ohne ihn zu sein.
Jedenfalls ist mein Wille zur Abtreibung gekippt und ich hatte den Gedanken bereits verworfen.
Ich frage mich jetzt allerdings, ob das, was dann kam, die gerechte Antwort auf meine Zweifel gewesen sein soll.
Ich hatte vor ein paar Tagen nachmittags leicht rosa gefärbten Ausfluss, den ich als solchen erst einmal gar nicht erkannt habe, sondern habe das auf das Licht im Bad geschoben. Schmerzen hatte ich auch keine, alles schien normal und ich bin abends wie gewohnt mit meinem Freund ins Bett. Mitten in der Nacht, glaube etwa gegen 12, dann wach geworden mit heftigem ziehen in der Leistengegend und im unteren Rückenbereich, was mich doch ziemlich an meine erste Geburt erinnert hat. Dazu kamen dann beim Aufstehen auf dem Weg ins Bad extreme Blutungen. Wir sind umgehend ins Krankenhaus gefahren. Die Untersuchung war kaum möglich weil bei der vaginalen Untersuchung das Blut nur so aus mir rausfloss, inklusive geronnenen Blutklumpen. Der Gynäkologe hat letzten Endes mit einem Tupfer auf meinem Muttermund rumgedrückt wie ein Irrer, was das ganze allerdings nur noch schlimmer gemacht hat. Nach einem Ultraschall hieß es dann, dass das Baby noch in der Gebärmutter sei, womit ich bei den starken Blutungen überhaupt nicht mehr gerechnet hatte. Es wurde allerdings auch ein Hämatom diagnostiziert, das wohl Auslöser für diese ersten Blutungen gewesen sein soll. Wir wurden wieder nach Hause geschickt, ich sollte mich hinlegen und schonen. Habe ich dann auch getan und die Blutungen haben erstmal wieder nachgelassen für etwa 2 Stunden. Dann ging es wieder los, aber dagegen waren die vorherigen Blutungen gar nichts. Hab es durch die Schmerzen kaum mehr auf Klo geschafft um mir eine neue Binde einzulegen, hab noch weitere Klumpen ausgeblutet, was ich aber für weiteres geronnenes Blut gehalten habe und ab ging es wieder ins Krankenhaus. Ich dachte ich müsse verbluten. Im Krankenhaus startete man gar nicht mehr den Versuch einer weiteren vag. Untersuchung sondern es kam direkt zum Ultraschall. Ich sagte noch dass der Embryo ja "eben" noch da war und einen Herzschlag hatte, aber die Gynäkologin konnte keine Fruchthöhle mehr finden.
Da ich bis dahin schon extrem viel Blut verloren hatte hat man auf die beim ersten Besuch gemachten Blutwerte zurückgegriffen und ich lag keine halbe Stunde später zur Not-OP bereit. Die "Reste" und die hoch aufgebaute Schleimhaut mussten ausgeschabt werden.
Die Erkenntnis, dass alles vorbei ist, kam erst abends. Den ganzen Tag über hatte mich aber auch keiner danach gefragt wie es mir nach dem ganzen Chaos und dem Verlust ging.
Beschissen, soweit die Antwort.
Während mir mein Freund und meine beste Freundin sagen, dass das jedem hätte passieren können, bin ich mir nicht sicher ob ich es nicht selbst Schuld bin durch den Stress den ich mir mit der Frage "Kind behalten/nicht behalten" gemacht habe.