lorrie_12865861"Gesundheitssystem ??? USA ???
Das sind Worte, die passen nun wirklich nicht zusammen.
Seit wir seit zwei Jahren in den USA leben, bin ich vollkommen zu dieser Überzeugung gekommen.
Trotzdem habe ich es gewagt, schwanger zu werden.
Ich bin beim besten Arzt der Stadt in Behandlung, welcher eine Praxis für Hochrisiko-Schwangerschaften hat.
"Hochrisiko" übrigens wegen meiner ersten Tochter mit schwerem Herzfehler (5 OP's), jedesmal Wachstumsretardierungen, frühzeitiger Plazentaverkalkung, beides Beckenendlagen (1. Mal Kaiserschnitt, 2. Mal vaginale Entbindung), ...
Daß ich in den "besten Händen" bin, muß ich leider mit jedem Termin immer mehr bezweifeln.
Bei der Fruchtwasseruntersuchung wurde unter Ultraschallbeobachtung die Nadel durch die Bauchdecke in die Fruchtblase gestochen. Als diese jedoch drin war, nahm die Assistentin den Ultraschallkopf weg und tat nichts mehr. Die Abnahme, welche eine gewisse Zeit lang andauerte, wurde ohne jeglich Kontrolle, ob das Baby in die Nähe der Nadelspitze kommt, durchgeführt.
Das Organscreening um die 21. Woche kenne ich aus Deutschland ebenfalls viel ausführlicher. Zu meiner Beruhigung wurde ich jedoch zu einem Kinderkardiologen überwiesen, der allerdings auch nicht die perfekten Geräte zur perfekten Untersuchung des Herzens hatte, wie ich es in Deutschland vor 5,5 Jahren erlebt habe.
In der 22. Woche bemerkte ich, daß der Muttermund weicher war und ich über 1 cm tief hinein kam. Dies ist aber laut Arzt kein Problem, da das ja nur das Ende des Muttermundes ist.
In der 25. Woche kam es mir nicht mehr so vor, als ob die Muttermundlänge noch über 4 cm ist, wie es ja sein sollte. Ich bat um eine vaginale Vermessung per Ultraschall. Zu meiner Verwunderung taten sie das aber nur über die Bauchdecke. Ich frage mich, wie man hier auf einen exakten, realistischen Wert kommen möchte.
Blutuntersuchungen, wie Hbs-Antigen, Antikörpersuchtest, alle 3 Monate auf Toxoplasmose (wegen fehlender Antikörper), ... mußte ich mir hart erbitten und erbetteln.
Jod und Magnesium geben sie nicht und wissen auch gar nicht, wieso sie das tun sollten.
Vaginale Untersuchungen machen sie nicht, außer bei Problemen.
Bei häufigem Juckreiz (Pilzinfektionen) wird vaginal auch nicht untersucht, stattdessen bekommt man eine Tablette für alles, was vaginal Juckreiz verursachen könnte.
Urinuntersuchungen auf Eiweiß, Zucker, Blut und Nitrit machen sie nicht, außer es gibt Probleme.
CTG machen sie nicht, außer bei Problemen.
Dafür muß ich aber einen Glukosebelastungstest machen, obwohl ich keine Probleme habe, zu welchem man aber per Gesetz verpflichtet ist. (Die Grund hierfür dürften sicher die vielen Übergewichtigen und Fettsüchtigen in den USA sein.)
Ich bin jetzt in der 26. Woche und hoffe, daß ich irgendwann einmal auch ohne "strenge Indikationsstellung" in den Genuß der kleinen, billigen Untersuchungen komme, die zudem keinem weh tun.
Blutdruk von 140/80 ist bestens, 10 kg Gewichtszunahme ist völlig normal, 3 kg Wassereinlagerungen und Schmerzen in den Beinen sind OK, "neuester" Laborbefund aus der 10. Woche ist trotz Eisenmangel in Ordnung
Als Prophylaxe versichern sie mir aber, daß ich ja wieder einen Kaiserschnitt bekommen würde. Wäre ja auch gar nicht so schlimm, man hat ja nur eine große Bauch-OP und ist deutlich länger außer Gefecht gesetzt, als wenn man ein Kind vaginal entbindet. Daß mein zweites Kind aber in der Beckenendlage nach nur 2 Stunden nach der ersten schmerzhaften Wehe schon geboren war, scheint hier keinen sehr zu interessieren. USA = einmal Kaiserschnitt, immer Kaiserschnitt, auch wenn danach vaginal entbunden wurde.
Einen weiteren Kaiserschnitt werde ich bei günstigen Voraussetzungen für eine vaginale Entbindung jedoch immer versuchen zu vermeiden. Ich hoffe nur, sie geben mir nicht Massen an Papieren zum Unterschreiben, damit sie sich bei der Geburt zurücklehnen können und fein aus dem Schneider sind, wenn doch was schief gehen sollte.
Als ob die schlechte Versorgung nicht genug wäre, bekommt man als Krönung von diesem Arzt auch noch gesagt, daß in Deutschland viel zu viel (vaginal, Urin, Blut, CTG, ...) unnötig untersucht wird, Frauen grundlos im Krankenhaus verweilen müssen, grundsätzlich eine Woche lang nach vaginaler Entbindung im Krankenhaus bleiben müssen, ...
Das waren die Erfahrungen, die der Arzt vor 30 Jahren in Deutschland gemacht hatte. Im Gegensatz zu den USA hat sich Deutschland jedoch in vielerlei Hinsicht schneller und weiter entwickelt als die USA.
Ich habe vor 7,5 Jahren sieben Tage nach dem Kaiserschnitt das Krankenhaus verlassen.
Vor 5 Jahren hatte ich eine ambulante Beckenendlagengeburt und bin nach wenigen Stunden nach Hause gefahren.
Es wird leider viel zu viel in fast jeder Hinsicht von den USA als "Land der unbegrenzten Möglichkeiten" gesprochen, wobei jedoch eher das Gegenteil der Fall ist.
Ich war zwar nervös bei meinen Schwangerschaften in Deutschland, aufgrund der vielen Probleme, jedoch fühlte ich mich einigermaßen sicher. In den USA bin ich nur noch nervös und unsicher, ob es so eine gute Idee war, hier schwanger zu werden. Zu einem weiteren Mal werde ich es in diesem Land auf jeden Fall nicht mehr kommen lassen. Einfach aus Selbstschutz; Schutz des Ungeborenen und Geborenen; Schutz vor allem, was sie sonst noch so kaputt machen könnten, ...
Wenn ihr nur eine Schwangerschaft oder mehr oder weniger schlimme Krankheiten in den USA erleben würdet, wäret ihr sicher sehr froh, daß ihr in Deutschland leben könnt und sicher sehr überzeugt von den vergleichsweise sehr guten Ärzten, hervorragenden Spezialisten und vom Gesundheitssystem in Deutschland, welches einen zudem nicht so in den Ruin treiben kann, wie es in den USA der Fall ist.
Schreibt doch einmal, welche Erfahrungen ihr schwanger in den USA gemacht habt.
Viele Grüße an alle und ganz besonders an alle Mitleidenden in den USA
Lola