Hallo community,
ich bin neu hier und weiß auch nicht, ob das der richtige Ort ist, aber ich weiß einfach nicht mehr weiter. Das Problem: Ich (m, 29) habe eine Freundin, die ich sehr liebe und mit der ich noch lange zusammen sein möchte. Sie ist 34,5 Jahre, liebt mich auch, möchte aber unbedingt ein Kind, im Gegensatz zu mir. Wir haben uns in den letzten 2 Jahren schon zwei Mal getrennt deswegen, und haben über Umwege zueinander gefunden. Sie hatte in der Zwischenzeit andere Partner, die ihren Kinderwunsch geteilt haben (auch wenn sie nur wenige Monate zusammen waren), aber am Ende hat sie sich von ihnen getrennt und ist zu mir zurück gekommen. Wenn wir nicht zusammen sind, vermissen wir uns sehr und schaffen es irgendwie nicht ohne einander. Zusammen sein klappt aber auch nicht, weil wir andere Vorstellungen von der Zukunft haben. Ich fühle mich ziemlich unter Druck gesetzt von ihr, weil sie meine Haltung zur Kinderfrage als "komisch" und "unnatürlich", wahlweise als "egoistisch" empfindet. Ich muss mich immer verteidigen, warum ich keinen Kinderwunsch habe, andere Männer in meinem Alter wären da reifer. Mag sein, aber ich kann auch nichts dafür, dass das so ist. Ich könnte genauso gut ihre Haltung in Frage stellen, warum sie mit ihrem Kinderwunsch unsere Beziehung gefährdet, aber das tue ich nicht. Niemand kann etwas dafür, was sie oder er will bzw. nicht.
Meine Haltung zur Kinderfrage: Ich habe einfach keine positiven Gefühle bei der Vorstellung, ein Baby zu haben. Wenn ich andere junge Familien in meinem Freundeskreis sehe oder darüber reden höre, langweile ich mich schnell, wenn ich andere Babys sehe und alle um mich herum "süüüüüüß!" schreien, verdrehe ich die Augen. Wenn ich mir vorstelle, Kinderklamotten einzukaufen, mich damit auseinanderzusetzen, wie man mit einem Baby die ersten Monate umgeht o.ä., fallen mir 1000 Sachen ein, die ich lieber machen möchte. Wenn ich mir vorstelle, wie ich in einem Raum mit dem Baby bin, hoffe ich, das es Ruhe gibt, so dass ich lesen kann o.ä., also das Aufpassen mit einer Aktivität verbinden kann, die mir Spaß macht. Ich könnte das jetzt noch ewig weiterführen, die Beispiele sollen nur klar machen: Ich verbinde nichts Positives damit, nur eine Freiheitseinschränkung.
Auch wenn mir 100pro der Leute sagen, dass ich es dann lassen sollte, habe ich mich in der letzten Zeit versucht, damit anzufreunden, meiner Freundin zuliebe. Weil ich sie nicht verlieren möchte, denke ich darüber nach, trotzdem diesen Weg mit ihr zu gehen, also trotz meiner ablehnenden Haltung. Ich weiß, dass ist irgendwie bescheuert, und das Komisch ist, dass sie das auch mitmachen würde. Sie versucht mich dazu zu überreden, nicht zu überzeugen. Ich fühle mich gar nicht ernst genommen, dabei sind das ja grundsätzliche Bedenken, die ich habe, und nicht ein paar oberflächliche Ängste. Sie vertraut darauf, dass sobald das Kind da ist, werde ich Vatergefühle entwickeln. Vielleicht wird das so sein, aber was ist wenn nicht?? Was ist, wenn ich unglücklich werde und das Kind das irgendwie mitbekommt, dass es nur halb gewollt war? Was ist, wenn wir uns streiten deswegen, und ich ihr den Vorwurf mache, es war ja sowieso ihre Idee. Damit muss man sich doch auseinandersetzen und nicht so tun, als könnte das gar nicht passieren! Ich finde es unverantwortlich, auch unverantwortlich von mir selbst, überhaupt darüber nachzudenken, meiner Freundin zuliebe ein Kind in die Welt zu setzen, aber genauso unverantwortlich von ihr, das mitzumachen bzw. mich so unter Druck zu setzen (Beziehungsende), dass ich so eine Option überhaupt erwäge. Ich meine, was hat sie von einem Vater, der kein Vater sein will? Von dem Kind ganz zu schweigen! Und wenn wir über all' diese Risiken reden, sagt sie mir immer, ich male alles schwarz, problematisiere alles, warum mache ich das denn so kompliziert, es könne doch so einfach sein..Ja könnte es - wenn man gleicher Meinung wäre! Meiner Ansicht nach will sie entweder nicht über diese Risiken reden, weil sie tatsächlich tief und fest glaubt, dass ich Vatergefühle entwickeln werde (obwohl wie gesagt derzeit nicht der geringste Anlass dazu besteht), oder weil - und dieses Gefühl habe ich im Moment immer stärker - ich ihr gar nicht so wichtig bin, sondern das Kind viel wichtiger. Sie hat auch mal gesagt, sie hat sich immer als Alleinerziehende vorgestellt. Auf der anderen Seite würde das wiederum kein Sinn machen, warum sie dann zu mir zurückkehrt. Ein Kind könnte sie auch mit anderen haben.
Ich muss dazu sagen, dass unsere Beziehung nie sehr harmonisch war, sehr leidenschaftlich, und mit sehr viel Gefühl und Zuneigung, aber immer auch mit sehr viel Streit und schlechten Vibes. Ein ständiges Auf und Ab, sehr viele Trennungen, weil wir auch beide sehr eigensinnig sind und irgendwie auch stur. Seit ein paar Monaten ist unser Verhältnis viel besser und harmonischer, aber für mich ist das ein weiteres Risiko, weil es sein kann, dass wir wieder in alte (4-jährige) Muster fallen. Davon will sie aber auch nichts wissen, das ist nur Schwarzmalerei.
Ich hoffe, das Geschreibsel ist nicht völlig verwirrend. Ich bin für jeden Ratschlag dankbar, der meine Kinder-Abneigung (eigentlich nur Baby, nicht Kinder) nicht versucht zu pathologisieren. Danke.
MfG
Uli