Unsere Laura erblickt das Licht der Welt
Der Abend davor
Nachdem ich am Montag, 07.01. einen teil meines Schleimpfropfes verlor, hatte ich am 08.01.08 Abends immer wieder Bauchschmerzen. Beim Frauenarzt am gleichen Tag war alles unauffällig, Muttermund Fingerkuppendurchlässig und am Abend ging noch mal ein Teil des Schleimpfropfes ab. Irgendwann kam Mirko auf die Idee, mitzustoppen, in welchen Abständen die Bauchschmerzen auftreten. Mal waren 10 Minuten dazwischen, dann 16 Minuten, dann nur 6 Minuten hm, also unregelmäßige Wehen. Ich also ab in die Wanne, werden die Wehen besser sind es keine echten, werden sie stärker, dann wirds ernst die Wanne tat mir sehr gut und die Wehen kamen weniger und taten kaum noch weh. Also dachten wir an Fehlalarm. Kaum aus der Wanne draußen, fingen sie aber wieder an und nach einer Weile wurden sie auch regelmäßiger. Wir beschlossen gegen 0 Uhr ins Bett zu gehen aber an Schlaf war meinerseits nicht zu denken. Ich war mir inzwischen sicher, dass ich Wehen hatte denn das ein oder andere Mal war es so schmerzhaft, dass ich nicht mehr normal atmen konnte und mich verkrampfte. Als die Schmerzen so schlimm wurden, dass ich jammernd im Bett lag, beschlossen wir ins Klinikum zu fahren. Die Autofahrt war grausam, ich hatte alle 3 Minuten Wehen und musste sie teilweise schon richtig veratmen. Im Krankenhaus angekommen, es war ca. 3 Uhr nachts, wurde ich ans CTG angeschlossen und siehe da: KEINE EINZIGE WEHE!!! Ich hatte auch tatsächlich seit Betreten der Uniklinik keinen einzigen Schmerz mehr verspürt und dachte, das gibt es doch nicht. Es war mir so peinlich weil alle offensichtlich dachten, ich spinne. Wir wurden also nach Hause geschickt und ich war den Tränen nahe weil die Schmerzen daheim echt doll waren. Kaum waren wir die halbe Strecke nach Nürnberg von Erlangen zurückgefahren, setzten die Wehen wieder ein und ich hab noch zu Mirko gesagt vor Samstag geh ich nicht wieder ins KH, egal was kommt, ich mach mich doch net zum Affen (Samstag wäre ich eingeleitet worden). Als wir zu Hause waren, kam ich kaum die Treppe hinauf, solche Krämpfe hatte ich. Ich bin dann gleich ins Bett gegangen, dort wurden die Schmerzen immer Schlimmer, ich bekam Durchfall und Schüttelfrost und Mirko war kurz davor die Sanis zu rufen, wenn ich nicht gleich freiwillig zurück in die Klinik gehe. Er sagte, und wenn du jetzt wieder keine Wehen hast dann bleibst du trotzdem dorten weil so kann ich dich nicht daheim lassen, das ist ja nicht normal
Der Morgen vor der Geburt
Wir also zurück in die Klinik, wo wir gegen 6 Uhr morgens erneut eintrafen. Die Autofahrt war noch schlimmer als beim ersten Mal fahren und ich stöhnte schon heftig herum. Und diesmal waren auf dem CTG auch Wehen zu sehen allerdings nicht stark genug zum Kinderkriegen, und wie sollte es anders sein, vom Gefühl her auch sehr viel schwächer als zu Hause und der Schüttelfrost war natürlich auch verschwunden. Ich wurde stationär aufgenommen und nachdem ich nen Einlauf bekommen habe der die Wehen anregen sollte, legte ich mich erstmal in mein Bett und versuchte zu schlafen. Wehen kamen nur noch ganz schwach und selten und Mirko ist erstmal nach Hause gefahren, er wollte gegen 17 Uhr wieder kommen.
Um 13.30 sollte ich wieder zum CTG gehen kaum Wehen zu sehen.
Ich hab dann mit einem Arzt gesprochen der mir 3 Möglichkeiten vorschlug:
1.Eine Infusion mit einem Mittel das die Gebärmutter anregt, Wehen zu produzieren, würde allerdings nur funktionieren wenn die Geburt sowieso unmittelbar bevorsteht, wäre also keine Einleitung.
2.Ein Gel an den Muttermund was seiner Meinung nach aber nichts bringen wird weil man das eher macht wenn der Muttermund noch ganz zu ist (und immerhin war er ja jetzt schon bei stolzen 2 cm;-)
3.nach Hause gehen und warten, immerhin hielt es der Arzt für wahrscheinlich dass sich in den nächsten Tagen noch von selbst was tut hahaha dacht ich mir, wenn der mich daheim gesehen hätte
Zur gleichen Zeit als ich mit dem Arzt sprach, lernte ich auch die Hebamme kennen, die mir nur wenige Stunden später half, meine Laura auf die Welt zu bringen doch an eine Geburt am gleichen Tag war zu diesem Augenblick kaum zu glauben. Wir entschieden uns gemeinsam für die erste Variante, den Tropf und ich sollte ihn um 16.00 gelegt bekommen
Die Geburt
Um 16.00 wurde ich an den Tropfer gehangen, zuerst wurde mir nur NaCl verabreicht weil die Maus einen zu schnellen Herzschlag hatte, was wohl darauf hindeutete, dass ich zu wenig Flüssigkeit zu mir genommen hatte durch den Durchfall und den Einlauf hatte ich tatsächlich viel Flüssigkeit verloren. Danach wurde der wehenfördernde Tropf angeschlossen. Ich spürte währenddessen zwar Wehen, aber die waren nicht stärker oder schmerzhafter als die Wehen, die ich vereinzelt den Tag über spürte. Auch auf dem CTG das nebenbei mitlief, waren keine sonderlich starken Wehen zu sehen.
Pünktlich um 17 Uhr kam mein Schatz und um 17.30 wurde ich vom Tropf genommen, Muttermund war zu der Zeit bei 3 cm mühsam ernährt sich das Eichhörnchen von wegen 1 cm pro Stunde wir wurden spazieren geschickt und sollten um 21 Uhr wieder kommen zum CTG schreiben dass unsere Maus um 21 Uhr schon längst da sein wird, hätte sich wohl niemand vorstellen können.
Wir gingen erstmal aufs Zimmer, wo ich mein Abendessen noch essen wollte, schließlich hatte ich den ganzen Tag erst eine trockene Semmel gegessen und ich wollte, falls die Geburt noch losgeht, vorher noch Kraft tanken. Martina hatte auch gesagt ohne Mampf kein Kampf Aber dazu kam es nicht mehr. Schon auf dem Weg zum Zimmer setzten wieder genau so heftige Wehen ein, wie ich sie auf der Fahrt am Morgen ins Krankenhaus hatte. Ich musste die Wehen richtig veratmen und mich richtig an meinen Schatz hängen und wirklich leise konnte ich dabei auch nicht mehr sein. Meine Zimmergenossin fragte dann warum schicken die euch wieder hoch, du hast Wehen alle 3 Minuten!!!. Wir sind dann wieder runter zum Kreissaal, wo wir von den Hebammen entgeistert angeguckt wurden, weil wir ja wenige Minuten zuvor erst für ca. 3 Std. laufen geschickt wurden. Jetzt stand ich da mit starken Wehen und zum Glück nahm meine Hebamme Martina die Wehen ernst und fragte mich, ob ich ein Entspannungsbad nehmen möchte. Ich wollte. Die Wehen in der Badewanne wurden unerträglich, sie kamen im Abstand von 2-3 Minuten und waren so stark, dass ich laut schrie und mir die Hebamme immer wieder sagen musste, wie ich atmen soll, weil ich mich so in den Schmerz steigerte dass ich total verkrampfte und eher die Luft anhielt als zu atmen. Das tief ein- und ausatmen hilft übrigens wirklich, es ist nur verdammt schwer sich darauf zu konzentrieren! Die Hand meines Schatzis und das Seil das von der Decke hing, waren mir auch eine große Hilfe. Ich habe noch heute leichten Muskelkater im linken Arm, weil ich mich während der Wehe so an das Seil gehangen hab
Nach ca. 1 Std. Wanne verließen mich die Kräfte, ich konnte nicht mehr, ich wollte nicht mehr. Da war es ca. 18.45. Die Hebamme tastete erneut nach meinem Muttermund und ich dachte, wenn sich da jetzt nichts getan hat, dann lieber Gott, lass mich bitte sterben. ABER: Siehe da, Muttermund bei 6 cm, also 3 cm in nur ca. einer Stunde aufgegangen. Das gab mir einen ungeheueren Adrenalinkik und spornte mich an, weiterzumachen. Als Martina allerdings meinte, vielleicht kommt das Baby erst um 2 nachts, vielleicht auch schon um 23 Uhr, sie könne da nichts genaues sagen, wurde ich aber wieder deprimiert. Noch stundenlang diese Schmerzen? Das schaffe ich nicht! Ich fragte nach einer PDA, das witzige ist nur irgendwie dass man während der Wehe das Gefühl hat sterben zu müssen vor Schmerzen und kaum ist die Wehe weg, ist aller Schmerz vorbei und man unterhält sich über alles mögliche und lacht sogar und denkt sich ach es geht auch ohne PDA zudem ich ja eine Wassergeburt wollte aber mit PDA geht das ja nicht naja kaum war die nächste Wehe da schrie ich: ich will ne PDA und mein Schatz und die Hebamme mussten etwas schmunzeln weil mir noch Sekunden zuvor nicht so sicher war. Die Hebamme meinte ich soll aus der Wanne kommen, dann gehen wir in den Kreissaal, wo ich die PDA bekommen sollte
Eine sehr gute Idee war das!
Ich stieg aus der Wanne und pflatsch, verlor Blut. Das ist normal, wenn sich der Muttermund öffnet meinte Martina. Okay, normal also, alles normal, Schmerzen normal, Blut normal, aber Scheiße tat das alles weh.
Auf dem Weg zum Kreissaal (der nur ein Zimmer weiter war) machte es wieder pflatsch und mir riss die Fluchtblase leicht ein. Im Kreissaal angekommen sollte ich aufs Entbindungsbett krabbeln wo ich die PDA bekommen sollte, Arzt war noch keiner da. Ich kam aber nicht aufs Bett, konnte mich nicht setzen, hatte das Gefühl pressen zu müssen. Die nächste Wehe kam und ich musste sie im Stehen ertragen, es war unerträglich. Ich sagte zu Martina ich glaub ich muss pressen, es drückt so sie guckte etwas ungläubig weil der Muttermund ja vor ner Std. noch bei 6 cm war ich schaffte es aufs Bett und Martina tastete nach dem Muttermund und ich erkannte es schon an ihrem Gesicht bevor sie es sagte: Er war offen 10 cm!!! In mir zog sich alles zusammen und wieder bekam ich nen totalen Adrenalinschub, ich wusste, jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, jetzt wird gleich meine Maus da sein aber Martina nahm mir diesen wunderschönen Gedanken und meinte, es könne noch länger dauern, je nachdem wie weit die Maus schon im Geburtskanal sei. Martina bat mich, bei der nächsten Wehe all meine Kraft zusammen zu nehmen, kopf auf die Brust und - PRESSEN damit sie sehen konnte, wie weit die Kleine schon war die Wehe kam, und ich presste und ich war so froh darüber, denn das tat richtig gut gegen den Schmerz auf diese Weise anzukämpfen. Ich spürte dass sich in mir was tat und da sagte Martina auch schon zu Mirko er soll gucken, sie sieht das Köpfchen schon Das Köpfchen kam regelrecht herausgeschossen, Martina war darauf gar nicht gefasst, sie bat mich nicht mehr zu pressen als der halbe Kopf da war und die Wehe vorbei aber ich konnte nicht anders, ich musste pressen, der Druck war so unendlich stark und mir war in dem Moment alles egal, auch wenn ich übelst aufreißen würde, Martina drückte ihre Hand gegen den Kopf des Babys um es noch etwas zurückzuhalten und ich presste mit voller Wucht dagegen obwohl keine Wehe da war und da kam auch endlich die nächste Wehe (diese eine habe ich wirklich sehnsüchtig erwartet!!!) und es machte plopp, der Kopf war da. Ich konnte ihn fühlen und Mirko sagte jetzt dreht sie sich mitm Kopf ich wollte das gar nicht hören, ich wollte nur dass sie endlich da war. Die nächste Wehe kam und die Maus rutschte weiter heraus, Martina meinte dann irgendwann ich solle hecheln und das tat ich auch und dann hab ich noch eine letzte Wehe gebraucht und die Kleine war geboren. Es war ein unbeschreibliches Gefühl. Das Gefühl aus diesem unbeschreiblich starken Schmerz und andererseits diesem unbeschreiblich starken Glücksgefühl sein eigenes Kind durch seinen eigenen Körper nach außen gleiten zu spüren Martina legte sie links neben mein Bein, Laura war ganz blau aber nachdem Mirko die Nabelschnur durchschnitt (was ich übrigens gar nicht mitbekam ich hab nur noch laut geweint vor Freude) hat sie sofort geschrien und Farbe bekommen. Sie wurde mir auf den Bauch gelegt und inzwischen traf auch die Ärztin ein. Ich war während der gesamten Geburt mit der Hebamme und meinem Schatz alleine, nicht mal ein CTG hatte ich angelegt bekommen, niemand hat ja auch nur im entferntesten damit gerechnet dass ich innerhalb 2,5 Std. meine Maus bekomme. Es war genau 19.32 eigentlich hätten wir zu diesem Zeitpunkt noch 1,5 Std. laufen sollen damit sich die Wehen verstärken;-) Noch nicht einmal Zeit, um sich den 2. Handschuh anzuziehen hat die Hebamme gefunden und als sie mich nach der Geburt nach rissen untersuchte staunte sie nicht schlecht, dass schlicht und einfach NICHTS zu sehen war und bis auf ein minimales Brennen in der Scheide was aber schon nach wenigen Minuten weg war, fühlte ich mich auch blendend
Nachdem die Nachgeburt noch kam (was ich als sehr eklig empfand da Martina an der Nabelschnur gezogen hat und es ein ganz komisches Gefühl war) und vollständig war und die Maus untersucht, gemessen und gewogen war (53 cm, 3070 Gramm, KU 34 cm), verließ ich mit etwas zittrigen Beinen das Kreisbett und legte mich in mein eigenes Bett. Der Ausblick zum Kreisbett war nicht wirklich prickelnd, es glich eher einem Schlachtfeld als einem Entbindungsbett, ich hab glaub ich noch nie so viel Blut gesehen. Wir wurden in ein ruhiges Zimmer gebracht wo wir erstmal 2 Std. für uns hatten. Das erste Familienfoto wurde gemacht und mir die Maus zum ersten Mal angelegt, was leider nicht gut klappte und auch bis heute nicht gut funktioniert weil ich sehr wenig Milch habe. Als wir nach 2 Std. aufs Zimmer gebracht wurden, hatten wir noch viel Zeit für uns da meine Bettnachbarin gerade im Kreissaal lag, und so war Mirko bis in die Nacht hinein bei mir und als er ging war ich mit meiner Tochter ganz allein im Zimmer und ich fühlte mich unendlich gut. Irgendwann in der Nacht hab ich sie aus dem Kinderbettchen geholt und sie neben mich ins Bett gelegt und so haben wir unsere ersten gemeinsamen Stunden zu zweit verbracht.
Meine Maus, ich liebe dich über alles und danke für diesen unvergesslichen Moment der Geburt, den du mir geschenkt hast und den ich ohne zu überlegen ein zweites Mal erleiden und erleben möchte!
Und danke an meinen Schatz, mit dem ich dieses Glück teilen darf. Ohne dich hätte ich das nicht geschafft!