Meine Geschichte
Vielleicht macht dir meine Geschichte ein bisschen Mut:
Ich bin 28, mit dem ersten Kind schwanger und soweit kerngesund. In der 10.Woche meinte der Arzt ich solle die Nackenfaltenmessung machen lassen, denn das wäre völlig unbedenklich, das es nur Ultraschall und Blutttest (Papp-A-Test) ist. Ich bin an die Sache positiv gestimmt rangegangen und dachte dass ich bestimmt ein Ergebnis von 1:10.000 haben werde, wie viele Bekannte, die davon berichtet haben. Die Nackenfalte selbst war völlig unauffällig, ich lag in der Minimalrisikogruppe, denn die Nackefalte war unter 2mm, erst ab 3mm hätte man in meiner Schwangerschaftswoche von erhöht gesprochen. Anhand des Bluttests wurden dann zwei Werte erhoben (HCG und Papp), welche mit meinen persönlichen Daten (Alter, Gewicht, Lebensweise) und der gemessenen Nackenfalte im Labor ausgewertet wurden. Durch diesen Bluttest wird das individuelle/ persönliche Risiko für ein Trisomiekind ermittelt, was "aussagekräftiger" ist, als nur die Nackenfaltenmessung.
Die Ergebnisse kamen, der Arzt rief mich an und fiel am Telefon mit der Tür ins Haus: ,mein Wert wäre auffällig. Ich hätte eine Wahrscheinlichkeit von 1:800, was für mein Alter sehr untypisch wäre.Er würde er mir dringend und möglichst bald zu einer Punktion raten. :shock:
Ich war total geschockt, am Boden zerstört. Das Telefonat dauerte keine 3min und in meinem Kopf blieben die Fetzen hängen: Trisomie, hohes Risiko, Fruchtwasseruntersuchung.
Nach der Arbeit habe ich mich erstmal intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt, stundenlang gelesen und recherchiert, Freundinnen befragt (die alle viel bessere Werte hatten) und bin dann stutzig geworden. Denn eigentlich rät man erst ab einem Risiko von 1:300 zu weiteren invasiven Maßnahmen. Zwischen 1:300 und 1:1000 spricht man von einer gewissen Norm und ab 1:1000 gilt das Risiko als sehr gering.
Dann habe ich 1 geteilt durch 800 in den Taschenrechner getippt und gesehen, dass das Risiko für ein Trisomiekind verschwindend gering ist und andersrum ausgedrückt: Die Wahrscheinlichkeit für ein gesundes Kind immernoch riesig. Ganz beruhigt war ich natürlich immernoch nicht, die Worte des FA saßen tief.
Ich habe mich dann mit meiner Hebamme in Verbindung gesetzt. Diese sah das Ergebnis auch nur halb so schlimm und erklärte noch einmal in Ruhe, dass man bei 1:100 genauso die Eine sein können, wie bei 1:800 oder bei 1:10.000, das verrät der Test dir eben nicht. Er gibt nur eine Wahrscheinlichkeit an und diese lag bei 1:800 in einem sehr geringen Bereich. Sie riet mir allerdings, einen Termin beim Pränataldiagnostiker auszumachen, wenn es mich weiter beschäftigen würde, um nicht das nächste halbe Jahr in Sorge leben zu müssen.
Das hab ich dann auch getan:
Mit einer Kopie des Testergebnisses habe ich mir zur Abklärung in einer Frauenklinik einen Termin geben lassen. Der Arzt war einfach nur super und hat mich von Anfang an beruhigt. Er meinte, dass mein Wert sicher keiner aus dem Bilderbuch sei, aber dennoch bei weitem nicht so schlimm, wie es sich nach dem ersten Schreckmoment vermutlich angefühlt hat. Das Vorschnelle Anraten zur Fruchtwasserpunktion fand er unmöglich, genauso wie die Tatsache, dass ich am Telefon "überfallen", anstatt in die Sprechstunde gebeten wurde. Außerdem rechnete er mir vor, dass das Risiko bei einer Fruchtwasserpunktion (Fehlgeburt durch einen invasiven Eingriff) größer sei, als mein geringes Risko für ein Trisomiekind. Das waren endlich mal Fakten!!!
Schon viel beruhigter lag ich dann beim US und ca. eine halbe Stunde wurde mein Baby genau unter die Lupe genommen. Mit dem Highttechgerät der Klinik konnten viele Dinge überprüft werden und es waren keinerlei Auffälligkeiten festzustellen. Das Nasenbein war trotz der frühen Schwangerschaftswoche (Ende 12.Woche) schon erkennbar,das Herz war vorbildlich und die Frequenz tadellos. Bei Trisomie 21 Kindern schlägt es wohl oft zu langsam, bei Trisomie 13/18 zu schnell, außerdem ist bei Trisomie 21 das Nasenbein meist nicht darstellbar. Alles, was dran sein sollte war vorhanden und alle messbaren Werte entsprachen der Norm. Laut Arzt gab es keinen größeren Grund zur Sorge.
Abschließend sagte er folgendes:
Sie müssen entscheiden, wie es weitergehen soll. Wenn sie sagen, sie könnten mit einem Trisomiekind niemals leben, dann müssen wir punktieren, um eine 100%ige Sicherheit zu erhalten und ggf. noch abtreiben zu können. Kein Ultraschall der Welt und kein Bluttest kann ihnen diese Sicherheit geben und bis zum nächsten großen Screening ist die Abtreibung Geschichte.
Wenn sie sagen, sie würden sich nicht darüber freuen ein Trisomiekind zu bekommen, es aber annehmen können, dann rate ich ihnen zu keinen weiteren Maßnahmen, denn ihr Risiko ist so gering, dass ein invasiver Eingriff gefährlicher wäre.
Und genau so habe ich es gemacht. Meine Sorgen waren / sind wie weggeblasen. Ich sehe es nun realistisch und bin viel entspannter. Natürlich weiß ich nicht zu 100%, ob mein Kind gesund ist. Aber das wüsste ich auch nicht, wenn ich einen Wert von 1:10.000 gehabt hätte, denn auch dann könnte ich noch die 1 von 10.000 sein. Und passieren kann immer etwas, selbst nach der Geburt noch (mangelnde Sauerstoffversorgung o.ä.).
Es gibt auch Frauen,die mit 1:30 ein vollkommen gesundes Kind gebären.
Nur Mut und solange du nicht 100%ig weißt, dass es so ist, heißt das noch gar nichts