Vorweg: ich bin kein Forums-Teilnehmer, eher ein stiller Leser, aber da mir das Lesen der ganzen Berichte immer sehr geholfen hat, fühle ich mich quasi verpflichtet auch einmal eine gut ausgegangene Geschichte beizusteuern.
Es begann im Jahr 2007 mit zwei Fehlgeburten, beide ganz früh, beide mit Ausschabung. Ich brauche wohl niemandem hier erzählen, welche Gefühlsachterbahnfahrten damit einhergingen. Kurz gesagt war ich fertig, mein damaliger Freund nicht in der Lage mitzuleiden oder mich zu trösten. Ich habe nur einer einzigen Freundin davon erzählt, ansonsten fühlte ich mich einfach nur unfähig, das natürlichste von der Welt hinzukriegen. Aber auch solche Gedanken sind wahrscheinlich den meisten hier leider vertraut. Ich habe nach den zwei Fehlgeburten auf eine ausgiebige Untersuchung bestanden, die aber keine Erkenntnisse brachte. Genetik, Blutgerinnung, etc. pp. alles in Ordnung. Also mit dem Spruch die Karten werden jedesmal neu gemischt wieder entlassen. Die einzige Option war noch eine Immunisierung. Soweit kam es aber gar nicht, vorher ist die Beziehung in die Brüche gegangen.
Die Verarbeitung eines sehr jähen Endes (er ist kein Witz abgehauen, während ich in der Badewanne lag) verhalf mir dann auch dazu, endlich mal mit allen darüber zu sprechen, dass ich Fehlgeburten hatte. Und dann kam auch die irgendwie doch tröstende Erkenntnis, dass das ja doch eine sehr verbreitete traurige Erfahrung ist. Kurzum irgendwie habe ich die Beziehung mit einiger Hilfe verarbeitet und irgendwie auch die Fehlgeburtserfahrungen.
Dann ist die neue Liebe wie ein Blitz eingeschlagen, das war 2009. Und wir waren uns von Anfang an einig wir wollen unbedingt Kinder, wenn es denn irgendwie klappen würde. Das war auch der Grund, warum wir es tatsächlich wie die Teenies geschafft haben, eine ungeplante Schwangerschaft nach nur 3 Monaten Beziehung zu basteln Tja, was soll ich sagen die Freude war riesig, auch wenn das Abenteuer recht früh eintrat. Dabei muss man allerdings bemerken, dass ich zu dem Zeitpunkt bereits 37 war und wir beide wussten, dass wir nicht soooo lange rumtrödeln sollten, damit wir noch ne Chance haben.
In Vertrauen auf wirklich neues Kartenmischen waren wir also hocherfreut und es schien auch wirklich alles anders zu werden diesmal sahen wir das Herz schlagen!!! Das war wie Weihnachten und Geburtstag zusammen soweit war es in den Schwangerschaften vorher nie gekommen. Aber leider leider wieder kein Happy End das Herzchen hat aufgehört zu schlagen, das Würmchen war wieder nicht größer als ein paar Millimeter geworden. Aber das Trauern war diesmal anders, wir haben nämlich wirklich zusammen getrauert. Das hat sehr geholfen. Und wir haben sofort den Beschluss gefasst, die letzte Chance die Immunisierung anzugehen.
Anfang 2010 sind wir dann in Düsseldorf in der Uniklinik zweimal durch die Prozedur der aktiven Immunisierung (erstes Mal hatte irgendwie nicht angeschlagen). Anfang Juni dann also die Nachricht hat geklappt, ihr könnt wieder loslegen. Dann kamen allerdings noch paar blöde Krankheiten / Verletzungen bei mir dazwischen, aber Anfang Oktober wussten wir Bescheid ein Pünktchen!! Wir waren extrem früh beim Arzt, weil die Uniklinik uns geraten hatte, einfach alle nicht-schadenden Mittel zu versuchen, d.h. Utrogest und Heparin spritzen. Die Ärztin musste noch überzeugt werden, dass wir das wirklich unbedingt wollen und nicht nochmal aufs Karten-Mischen warten wollen und hat uns in eine Spezialpraxis für Blutgerinnungsstörungen hier in Düsseldorf überwiesen. Und siehe da, die Worte des Arztes waren sie sind ein medizinischer Volltreffer, d.h. ich habe nicht nur eine genetische Thromboseneigung, sondern auch noch ein Antiphospholipid-Syndrom (APS). Das medizinische Gebiet entdeckt wohl im Wochentakt neues, so dass sie darauf 2007 nicht untersucht haben. Man was hatten wir für eine Hoffnung nun! Wir machten ja nun alles, was man nur tun kann. Wegen dem APS gab es obendrein noch ASS 100.
Aber dann ein Riesenschock in der 8. Woche eine Blutung, ich war so hoffnungslos, dass ich gar nicht auf die Idee gekommen bin, nachts in die Klinik zu fahren, ich bin einfach schlafen gegangen und am nächsten Morgen sind wir zur Ärztin, mit der Erwartung, dass alles vorbei ist. Aber aber aber, sie war selbst ganz aufgeregt als sie rief das Herz schlägt!, sofort in die Uni-Klinik, kein Umweg, direkt hin und hinlegen.
Das war dann der Beginn des Zitterns ich hatte Hämatome in der Gebärmutter und dann muss man natürlich mit der Blutverdünnung mit Heparin und ASS aussetzen, bis die Blutung aufhört. Dann vorsichtig wieder anfangen, immer in der Hoffnung, dass man das Würmchen zwischenzeitlich nicht umbringt. Ein Eiertanz ohne gleichen. Erstes Hämatom war ruhig, ich wurde mit einer halben Heparin-Dosis entlassen, noch zwei Wochen Bettruhe zu hause dann die Worte sie können auch ruhig mal wieder ein paar Schritte gehen. Gesagt getan nächste Blutung wie waren noch nicht 500 m vom Arzt entfernt wieder ohne Umweg in die Klinik. Und wieder hinlegen und wieder Heparin weglassen. Mit ASS hatten wir gar nicht erst wieder angefangen. Nach 5 Tagen dann wieder entlassen, das Hämatom war wieder ruhig. Ich habe dann im Endeffekt bis Anfang Januar zuhause mehr oder weniger gelegen und mich kaum bewegt. Dann kam endlich die Entwarnung sieht gut aus, alles fit, sie könnten wieder arbeiten. Zwischenzeitlich waren wir bei Nackenfaltenmessung gewesen und auch da alles in bester Ordnung. Unser Sohnemann wurde schon in der 13. Woche als solcher erkannt, war quietschfidel und ich hatte dann das Glück, dass ich ab der 17. Woche oder so schon Bewegungen spüren konnte. Ab da ging es mir blendend. ER hat uns den Gefallen getan, alle paar Stunden richtig rumzutoben, so dass wir quasi jederzeit wussten, dass es ihm gutgeht. Da ich die ganze Zeit Thrombosestrümpfe getragen habe, hatte ich keinen Ärger mit Wassereinlagerungen und dann habe ich noch gemerkt, dass ich trotz ewigem Rumliegens in der Lage bin, Fahrrad zu fahren und hab den ganzen Rest der Schwangerschaft echt gut rumbekommen (mal abgesehen von einer Schwangerschaftsdiabetes und dem lästigen Vollkorn-Essen und Blutzucker-messen ;-)). Die Geburt war dann nochmal recht spannend, weil der kleine Mann sich kurzfristig entschieden hatte, die Nase nach oben zu drehen und den Sternengucker zu machen. Ende vom Lied war eine wahrscheinlich im Vergleich recht schwere Geburt, aber wir sind knapp am Kaiserschnitt vorbeigeschrabbt und waren einfach nur glücklich glücklich glücklich, dass er gesund und munter ist. Er liegt gerade im Bettchen und macht Mittagsschlaf gestern war er 4 Monate alt.
Moral von der Geschichte aus meiner Sicht aufgeben nur, wenn man wirklich mit dem Kinderwunsch abgeschlossen hat ansonsten lohnt sich das Suchen!!!!
Ich werde den User noch ein paar Wochen bestehen lassen, falls jemand Fragen zu den Gerinnungsstörungen oder der Immunisierung hat ansonsten werde ich mich wieder dünne machen ;-) und hoffe, vielleicht jemandem Mut machen zu können.....