Dein Kind sollte seinen Vater treffen können - und eine 2. Person haben, die für es sorgen kann
Liebe Wunschmutti,
ich verstehe Dein Anliegen sehr gut. Vielen Frauen Ende 30 geht es so wie Dir. Sie wollen (können) einfach nicht mehr länger auf einen geeigneten Partner für die Familiengründung warten.
Sicher ist Dir auch das aktuelle "Samenspender-Urteil" bekannt, vielleicht bist Du sogar durch die Berichterstattung dazu auf die Idee gekommen, auf diesem Weg Dein Wunschkind zu empfangen. Das Urteil hat gerichtlich klar gestellt, was eigentlich schon seit Jahrzehnten in den betroffenen Berufskreisen bekannt war: Das Kind hat ein Recht auf Kenntnis seiner genetisch-biologischen Abstammung.
Ich habe mich beruflich intensiv mit dem Thema auseinander gesetzt - und mein persönliches Fazit umfasst 3 Bitten, die ich Dir gerne mitteilen möchte, für den Fall, dass Du Dich für eine Samenspende entscheidest:
1) Sag Deinem Kind - so früh wie möglich, also sobald es danach fragt (oft schon im Kindergartenalter) - kindgerecht wie es entstanden ist. Da es keinen sozialen Vater haben wird, wird es fragen - und es sollte keine Lüge zwischen euch stehen müssen.
2) Wähle einen Spender, der sich bereit erklärt hat, sein Kind später (mit 18) zu treffen. Das ist essentiell für die Identitätsentwicklung Deines Kindes - und wichtiger als Haar- oder Augenfarbe.
3) Sorge dafür, dass Dein Kind (mindestens) eine zweite enge Bezugsperson hat. Das muss nicht unbedingt ein Mann sein, aber jemand, der sich ehrlich für das Kind interessiert, mit Dir auf Augenhöhe über dessen Bedürfnisse diskutiert - und für den Fall, dass Dir etwas zustösst (und sei es nur wirtschaftlich) mit für das Kind einsteht.
Ich fürchte, Punkt Nr. 3 ist am schwierigsten zu planen und zu realisieren, falls Du nicht in eine traditionelle Großfamilie eingebunden bist - und doch von besonderer Wichtigkeit für das Kind. Deshalb stehe ich persönlich Deinem Wunsch auch eher zurückhaltend gegenüber, obwohl ich Deine Motive sehr gut nachvollziehen kann. Es ist wirklich ein Problem unserer Zeit.
Vielleicht wäre die Aufnahme eines Pflegekindes eine Alternative für Dich, falls Du Dir diese besondere Herausforderung zutraust? Oder Du findest einen Mann in ähnlicher Situation, der sich mit Dir auf das Abenteuer Kind auch ohne heiße Liebe zwischen Euch einlassen will? Also sozusagen einen Samenspender, der die Vaterschaft anerkennen will...
Mit vielen guten Wünsche für eine Entscheidung, zu der Du stehen kannst,
laEnna3 (mit zweijährigem Sohn, der 2 Eltern hat, die zwar nicht zusammenleben, sich aber beide um ihn kümmern)