Hallo,
da ich hier immer wieder über Mütter lesen, die einen Kaiserschnitt hatten und für die dies ein traumatisches Erlebnis war, möchte ich diesen Müttern und denen die es noch werden wollen, gerne meine Erfahrung als Kaiserschnittkind mitteilen.
Vielleicht finden sich ja noch mehr.
Und vielleicht erleichtert es den Müttern etwas damit zurecht zu kommen.
Also ich bin 23 Jahre alt und wurde 1985 in einem Kleinstadtkrankenhaus in Deutschland per Notkaiserschnitt geholt.
Immer wieder lese ich, dass Babys erschreckt sind so unvorbereitet in die Welt entrissen zu werden. Um ehrlich zu sein, ich kann mich nicht im geringsten an meine Geburt erinnern und ich glaube das kann niemand. Genauso wenig kann ich mich daran erinnern, ob dieses plötzliche auf die Welt kommen irgendwelche Auswirkungen auf mich hatte, wenn dann habe ich sie vergessen und sie sind auch nie irgendwie negativ aufgetaucht.
Aber woran ich mich sehr gut erinnere ist, dass ich von Anfang an (solang ich mich erinnere) wusste, dass ich ein Kaiserschnittkind bin und es weder als Kind, noch als Teenie noch jetzt als erwachsene Frau auch nur die geringste negative Auswirkung auf mich hatte und haben wird.
Ich liebe meine Mutter, wie jedes normal geborene Kind und ich weiß, dass sie mich genauso sehr liebt. Wir haben eine sehr enge Bindung, die einer Bindung eines normal geborenen Kindes in keinster Weise nachsteht. (meine Freundinnen sind alles Normalgeburten gewesen)
Aus Erzählungen weiß ich, dass der Kaiserschnitt weder was die Schmerzen betrifft noch was die Erfahrung betifft einer normalen Geburt in nichts nachstand.
Und ich als Kind bin sehr stolz auf meine Mutter.
Sich zu entscheiden schwanger zu werden, 9 Monate lang ein Kind im eigenen Bauch mitzutragen, mit diesem Kind den eigenen Körper zu teilen, es egal wie zur Welt zu bringen und dann für es zu sorgen und groß zu ziehen und ihm von der eigenen Liebe abzugeben ist eine wahnsinnige Leistung und erfordert sehr viel Mut.
Und wenn Sie mich aus dem Bauch rausgebeamt hätten. wäre ich genauso sehr stolz auf meine Mutter.
Nochmal zurück. Ich weiß nicht, ob sich meine Mutter gleich am ersten Tag um mich kümmern konnte, oder ob es ihr noch zu schlecht ging. Darüber haben wir nie geredet. Aber es hat mir nicht geschadet, wenn ich an den ersten Tag von einer Hebamme, einer Krankenschwester oder meinem Vater versorgt wurde, denn auch daran wird sich ein Baby schwer erinnern können.
Auch zu meinem Vater habe ich ein sehr gutes Verhältnis und ich weiß, dass der Kaiserschnitt auf ihn keine schlechten Auswirkungen hatte und er mit meiner Mutter nie schlecht darüber geredet hat oder ihr vermittelt hätte, dass dies nicht so viel wert wäre, wie eine normale Geburt.
Da ich auch noch einen Bruder habe, der auch ein Kaiserschnittbaby war, kann ich mit Sicherheit sagen, dass mein Bruder genauso denkt wie ich. Auch wenn aus ihm ein völlig anderer Mensch geworden ist, wie aus mir, ist er genauso gut "gelungen" und liebt meine Mutter genauso sehr wie ich.
Also liebe Mamas, lasst euch von keinem einreden, dass ein Kaiserschnitt weniger anstrengend, weniger schmerzhaft oder weniger wert ist, als eine normale Geburt, denn wir Kaiserschnittkinder werden euch genauso sehr lieben, wie ein normal geborenes Baby und genauso stolz auf euch sein!
Ich selbst habe vor Kurzem beschlossen bald ein Baby zu wollen, mit dem Partner, den ich liebe. Für mich gab es nie negative Folgen des Kaiserschnitts und dies wird sich auch nicht ändern, wenn ich selbst ein Baby bekommen werde, genauso wenig wie sich an der Liebe oder an dem Respekt zu meiner Mutter je etwas ändern wird.
So vielleicht finden sich ja noch andere Kaiserschnittkinder, die den Müttern hier etwas mut machen können und bestätigen können, dass sie ihre Mütter genauso lieben und genauso stolz auf sie sind und dies zurecht.
Liebe Grüße