Ich habe beides erlebt
Liebe Annabel
Deinen Frage finde ich interessant, denn ich verbinde Geburt nicht mit Schmerzen, sondern mit einem wahnsinnig schönen Erlebnis. Eine natürliche Geburt ist meiner Meinung nach das faszinierenzde Erlebnis, und eine neuentdeckung des eigene Körpers. So habe ich das empfunden.
Mein Sohn, mittlerweile 9 Jahre alt, wurde leider mit Kaiserschnitt geboren, da es damals noch nicht so selbstverständlich war auch eine Beckenendlage mit Normalgeburt zu holen. Ich hatte kaum eine Chance, mich gegen den Professor zu wehren, denn er hielt es so für sinnvoll,zuvor hatte er noch versucht, meinen Sohn im Mutterleib zu drehen, aber der hatte sich so fest eingenistet im Becken.Der Kaiserschnitt, den ich mit Vollnarkose gar nicht mitbekam, hatte jahrelang tiefe Einschnitte in mein Leben. Ich fühlte mich nicht vollwertig als Frau. Und direkt nach der OP ging es mir auch nicht so gut. Da hatte ich Schmerzen, konnte mich nicht richtig bewegen, der Gang auf die Toilette war auch nicht grade angenehm, und die ersten 2 Tage nach der OP konnte ich auch nicht laufen. Und ich konnte wegen der Vollnarkose auch nicht gleich stillen. Das machte mich am meisten fertig. Ob das heutzutage unter Vollnarkose auch noch so ist, kann ich schlecht beurteilen, eine Teilnarkose ist sicher empfehlenswerter. Wobei ich ganz klar sagen möchte und Dir ans Herz legen möchte, überlege dir gut, ob du allein wegen der eventuellen Schmerzen einen Schnitt haben möchtest.
Ich habe jahrelang mit dem Schnitt seelisch nicht abschließen können, fühlte mich als Frau nicht in der Lage , ein Kind normal zu gebären, und fühlte mich auch seitens der Ärzte etwas allein gelassen.Und mein Sohn wurde direkt nach dem Schnitt meinem Lebensgefährten in den Arm gelegt, was ganz ausschlaggebend für unser heutiges Verhältnis ist. Mein Sohn hatte vom Tag seiner Geburt an immer schon ein besseres Verhältnis zu seinem Vater, und immer wieder komme ich auf die Geburt zurück gedanklich. Ich meine, daß dies eine große Rolle gespielt hat. Aber darüber denkt jeder wieder anders.
Meine Tochter kam dann vor fast 5 Jahren auf natürlichem Wege zur Welt, eine ganz tolle Geburt.
Ich habe mich selbst neu entdeckt, meinen Körper neu kennengelernt, und welche Grenzen ich mir selbst setzen kann. Diese Geburt hat mich sehr verändert im positiven Sinne. Schmerzen in dem Sinne hatte ich keine, ich bekam auch keine Schmerzmittel, denn ich wollte alles bewußt erleben, und aushalten. Und ich fand es wunderbar. Schmerz ist meiner Meinung nach relativ zu sehen, die Geburt ist in meinen Augen nichts schmerzvolles im negativen Sinne. Wenn man an die Tierwelt denkt, da passiert in der freien Wildnis auch alles ohne Hilfe..........
Wir Menschen neigen leider oft dazu, allem unangenehmen aus dem Weg zu gehen, es gibt ja mittlerweile genung lindernde Hilfen. Und jede Frau ist individuell, anders, empfindet Schmerz für sich anders.
Du mußt letztendlich selbst wissen, wie Du dein Kind zur Welt bringen möchtest; sollte es aber aus gynäkologischer, ärtzlicher Sicht nicht unbedingt notwendig sein, einen Schnitt zu machen, weiß ich nicht, ob du einen Arzt findest, der Dir trotzdem einen Schnitt empfiehlt. Es gibt auch wunderbare Geburtshäuser, wo man sich seine natürliche Geburt selbst weitgehend angenehm gestalten kann. Oder aber Du unterhälst Dich mal mit einer Hebamme in deiner Nähe, die Dich dann auch während der Geburt betreut.
Sicher habe ich nun noch einiges vergessen, aber ich denke, im Wesentlichen konnte ich dir schildern, wie ich das empfunden habe.
Ich wünsche Dir einen guten Rutsch ins neue Jahr...
Nicole