Nur Mut,
liebe Verena!
Ich kann verstehen, dass das für dich ein denkbar ungünstiger Zeitpunkt für ein Kind ist. Ihr habt euch getrennt, und es hört sich für mich so an, als würdest du ihn immer noch mehr lieben als er dich ... da ist ein Kind natürlich auch schmerzlich, weil es dich immer an ihn erinnern wird, und weil du vermutlich auch keinen Abstand zu ihm kriegen würdest ... denn wenn du das Kind behältst, klingt es so, als würde er vermutlich zumindest als Vater auch für das Kind in einem gewissen Rahmen da sein wollen, so kinderlieb er ist. Diese Vorstellung tut dir natürlich weh, und du bist überhaupt nicht egoistisch, das zuzugeben. Allerdings glaube ich, genauso weh (oder eher noch mehr weh) würde es dir tun zu wissen, dass dein Kind hätte leben können, und du es verhindert hast. Manche Frauen, die erst eine Abtreibung hatten und später schwanger werden wollen, haben eventuell Probleme dabei und empfinden es dann als "Strafe", dass sie nicht schwanger werden ... oder sie denken beim Anblick von Kindern immer an ihr eigenes, das nun nicht lebt ...
Manchmal passieren Dinge, die uns erst schmerzlich oder unpassend erscheinen, und im Nachhinein merken wir, dass doch auch ganz viel Gutes daraus geworden ist. Ehrlich gesagt glaube ich, dass es dir mit dem Kind genau so gehen würde. Da du eigentlich kinderlieb bist und gerne ein Kind haben willst, wirst du trotz der Traurigkeit über die Trennung von deinem Freund und trotz mancher unpassenden Umstände dieses dein Kind liebgewinnen und dir bald ein Leben ohne gar nicht mehr vorstellen können.
Aus deinen Worten spricht für mich, dass sowohl du als auch dein Freund ein hohes Maß an Liebe und Verantwortungsbereitschaft habt, und da glaube ich schon, dass ihr das gemeinsam - egal, in welcher Form - auch hinkriegen könnt, ohne dass euer Kind euch einmal Vorwürfe machen wird, dass ihr es habt leben lassen! Und dieser "worst case" (mit getrennten Eltern), den du da ansprichst: natürlich wünscht man sich fürs eigene Kind erst mal eine "heile Familie". Aber es gibt genug Familien, die doch auch damit leben müssen, dass es irgendwie anders ist als erwünscht, und die trotzdem auch einen guten Weg damit finden. Und: selbst wenn ihr jetzt noch zusammen gewesen wärt und euch heiß und innig lieben würdet, wäre das keine Garantie dafür, dass das in fünf Jahren immer noch so wäre ... auch ein absolutes Wunschkind in einer stabilen Ehe kann zum vater- oder mutterlosen Kind oder zum Scheidungskind werden ...
Ich möchte dir einfach Mut machen, dich auf das Abenteuer einzulassen, das sich da völlig ungeplant vor dir, vor euch auftut!
Liebe Grüße,
Anka