Liebes Chaos...
... zunächst mal tut es mir sehr Leid, dass Du Deine kleine Maus gehen lassen musstest. Ich fühle mit Dir und kann Deinen Schmerz so gut verstehen!
Was Du hier schreibst, geht mir sehr zu Herzen, da wir am 17.04. unseren kleinen Felix in der 21. SSW gehen lassen mussten. Und auch, wenn es Dir jetzt kein Trost sein mag: Der Schmerz wird wahrscheinlich nie weggehen, aber er wird anders werden!
Ich weine heute noch oft, vor allem an Monatstagen, wenn ich ein schönes Lied höre, wenn ich Schmetterlinge sehe oder sehe, wie sich die Rosen entwickeln, die wir nach seiner stillen Geburt gepflanzt haben. Aber bei aller Trauer sage ich mir auch, dass wir nicht alles in der Hand haben und eine andere Macht entschieden hat - vielleicht sogar mein kleiner Schlumpf selbst, dass er nicht bleiben kann und will. Auch bei Deinem Töchterchen wird es (medizinische) Gründe für die stille Geburt gegeben haben...
Mit Deinem Mann musst Du sprechen, es tut mir Leid, das so sagen zu müssen, aber das geht gar nicht... Vielleicht hat er mit all seinen Argumenten Recht, aber er darf nicht vergessen, dass Dein Körper durch die Hormone noch schwanger ist und vor allem auf einen ganz anderen Lebensweg eingestellt ist... Dieses Hormon-Durcheinander kann auch noch bis zu 8 Wochen nach der Geburt andauern. Also nutzt es Dir nun gar nichts, Dir von ihm rational sagen zu lassen, wie er den Verlust sieht... Er trauert auf seine Weise, Du auf Deine. Es kostet viel Kraft, Verständnis für den anderen aufzubringen, aber das muss man auf jeden Fall!!!
Unser Felix kam an einem Mittwoch auf die Welt, Donnerstag wurde ich entlassen, Samstag ging ich mit meinem Mann essen. Und da sagte er emir, dass er eigentlich nicht mehr über Felix sprechen wolle - wenn ich das wolle, bitte schön, er würde mir auch zuhören, aber ER würde das Thema nicht mehr anfangen, das sei nun vorbei und abgeschlossen. Ich war so schockiert und vor allem verletzt, dass ich im Restaurant vor allen Leuten anfing zu weinen... Unser Kind, unseren Sohn - totschweigen??? Weitermachen, als sei er nie da gewesen??? Nein, ich nicht!!! Ich habe ihm ganz ruhig gesagt, dass er das gerne so handhaben kann, ich aber nicht; mein Schmerz löst sich nicht dadurch, dass ich ihn verdränge. Und das hat mein Mann schließlich auch verstanden und so haben wir unseren Weg gefunden. Wir reden heute fast jeden Tag über unseren kleinen Schlumpf, auch vor seinen Kindern (13 und 9 Jahre alt) aus erster Ehe (sie dürfen alles fragen, wir versuchen, so kindgerecht wie möglich zu erklären). Wir haben auch ein Bild mit Kerzen und Blumen im Wohnzimmer von unserem Felix stehen, so dass ich immer das Gefühl habe, er ist dabei...
Viel geholfen hat mir auch das Buch "Gute Hoffnung - jähes Ende" von Hannah Lohtrop. Wir sind nicht alleine mit unseren Gefühlen, Schmerzen, Ängsten und Hoffnungen! Und wir sind auch nicht unnormal, wenn wir nach drei Wochen (!!!) noch nicht mit dem Tod unseres Babys abgeschlossen haben!!!
Und warum mit 34/ 42 nicht noch ein Baby haben? Ich werde dieses Jahr 35, mein Mann ist 14 Jahre älter als ich und vor 14 Tagen haben wir entdeckt, dass Felix uns ein Geschwisterchen geschickt hat... So Gott will, werden wir also kommendes Frühjahr ein kleines Würmchen in den Armen halten...
Verlier den Mut nicht, ich drücke Dich ganz dolle!!!
Liebe Grüße, der Kaktus