Nach 10 Jahren Zuverlässigkeit ist es plötzlich passiert. Ich war schwanger. Wie bei fast jeder Frau, war es ungeplant. Aber es war auch unerwünscht. Nicht nur, weil die Situation nicht stimmte, vielmehr weil ich einfach keine Kinder möchte.
Der positive Test hat das nicht geändert, das Ultraschallbild hat es auch nicht geändert.
Sollte ich also erst mal abwarten, Tee trinken und schauen ob ich das Kind eventuell doch will? Das Risiko eingehen, dass ich es nicht liebe, sondern einfach nur dulde?
Nein! Das ist noch unverantwortlicher, als das Kind abzutreiben. Also habe ich es gemacht.
Alle Formalitäten habe ich erfüllt. Und dann stellt sich die Frauenärztin in den Weg. Beim ersten Ultraschall war noch nichts zu sehen. Erst hieß es, ich solle bitte in der nächsten Woche wieder kommen, da man erst etwas sehen muss, bevor man die Schwangerschaft abbrechen kann. Zum zweiten Ultraschall kam es aber nie, da sie mich erst im Oktober wieder zu sich bestellt hat. Sie wusste von meinem Vorhaben abzutreiben!
Mein Bluttestergebnis habe ich natürlich auch erst eine Woche später erhalten. Meine Blutgruppe wurde mir von ihr nie genannt. Ich rief täglich dort an, um mit der Ärztin über das Ergebnis zu sprechen, Ich bekam sie selber nie ans Telefon. Also rief ich täglich dort an um zu hören, ich solle bitte morgen wieder anrufen und Details dürfen mir nur von der Ärztin mitgeteilt werden.
Ich war generell nie zufrieden mit ihr, hätte mir also denken können, dass da nur sowas bei rauskommen kann.
Daraufhin bin ich zu einem anderen Frauenarzt gegangen, er hat im Ultraschall auch etwas gesehen. Mit der offiziellen Feststellung ging ich also zu einer Frauenärztin, die Abtreibungen durchführt. Dort erhielt ich meinen Termin sofort für das Ende der Woche. Die Abtreibung wurde operativ in Vollnarkose durchgeführt, die Ärztin hält nichts von den medikamentösen Abbrüchen.
Am Tag der Abtreibung, hatte ich noch ein Gespräch mit dem Anästhesist und mit der Ärztin selbst. Sie verschrieb mir daraufhin auch wieder die Pille.
Das ging sehr schnell. Ich schlief ein und wurde später wach. Ich erhielt Frühstück und durfte dann mit Begleitung wieder nach Hause fahren.
Die ersten beiden Stunden hatte ich noch mensartige Unterleibskrämpfe und Nachblutungen. Danach nichts mehr. Eine Woche lang. Dann fing es wieder etwas an mit den Krämpfen und Zwischenblutungen, teilweise musste ich Tampons oder Binden benutzen. Es hielt sich allerdings alles im Rahmen.
Das ganze ging dann noch mal eine Woche und nun ist nichts mehr von den Krämpfen und Blutungen da.
Am Tag des Abbruchs habe ich sofort wieder die Pille genommen.
Morgen bin ich mit dem Blister durch, und dann wird sich noch zeigen wie sehr sich der "Zyklus" wieder regelt.
Morgen muss ich auch zur Nachuntersuchung. Die mache ich bei der Ärztin, die die Abtreibung durchgeführt hat.
Die Zeit, in der ich schwanger war und davon wusste, war so ziemlich die schlimmste Zeit meines bisherigen Lebens.
Ich hatte keine ruhige Minute mehr. So schlecht geschlafen habe ich auch noch nie.
Von dem Moment der Entscheidung gegen das Kind bis hin zur Abtreibung selbst, habe ich keine Zweifel an meiner Entscheidung gehabt. Und ich habe auch danach keine Zweifel gehabt und ich bezweifle, dass ich es irgendwann bereue.
Ich bereue es überhaupt erst in die Situation gekommen zu sein. Ich bereue es, mich jemals auf meinen Ex eingelassen zu haben.
Irgendwie denke ich, er wollte mir das Kind unterjubeln. Ich meine aus welchem Grund sonst sagt MANN der Frau nicht, wenn das Kondom offensichtlich gerissen ist???!!!
Wie dem auch sei, was auch immer er sich dabei gedacht hatte oder was sein Vorhaben war, es hat einfach nicht funktioniert.
Meine Beratung hatte ich bei der ProFamilia. Ich lese immer so viel schlechtes darüber, aber das ist schwer zu beurteilen. Ich persönlich war ganz froh darüber, dass mir nicht versucht wurde ein Kind schön zu reden!
Als ich den Termin vereinbarte wurde ich bereits gefragt, welche Art von Beratung ich möchte. Eine bei der ich mich nach Alternativen erkundigen kann oder steht meine Entscheidung schon fest?
Bei ProFamilia sollte ich erst meine Situation schildern und ich bin einfach schon informiert gewesen über alles, auch die Alternativen kannte ich (wobei es fraglich ist ob es wirklich eine Alternative ist von Schülerin sofort auf Hartz IV zu wechseln um ein Kind dann im Chaos des sozialen Systems aufzuziehen...wahrscheinlich noch in einem sozialem Brennpunkt). Der Berater konnte mir nicht mehr viel sagen, nur noch den Punkt der Kostenübernahme, der war mir neu.
Ich war so dankbar darüber, dass meine Entscheidung einfach mal akzeptiert wurde. Jeder andere versucht einem das Kind schön zu reden, aber wenn ich nichts schönes daran sehe, dann bringt das doch nichts.
Mir wurde hier zu "Pro Kontra" Listen geraten, aber ganz ehrlich, wenn ich schon eine Liste machen muss um mich für oder gegen das Kind zu entscheiden, wie kann ich dann erwarten das Kind selbstständig großzuziehen? Soll ich dann immer solche Listen erstellen?
Und vor allem, wenn schon der Gedanke eines Kontras vorkommt, dann ist das ganze doch schon eine eindeutige Sache.
Positives kann nicht immer das Negative überwiegen.
Es ist auch nicht situationsabhängig, es ist eher davon abhängig wie viel ich mir einreden muss, damit ich es selbst glaube.
Ich bin der Meinung, eine Frau sollte nicht abtreiben, weil es finanziell nicht passt oder ähnliches. Nur wenn sie das Kind nicht will (gefühlsmäßig!!!!) dann wird sie es auch nicht bereuen.
Ich lese hier so viele Beiträge, von Frauen die sich dann für die Abtreibung entschieden haben und es bereuen.
Es ist nicht immer so eine einfache Entscheidung wie bei mir, einige Frauen freuen sich insgeheim über die Schwangerschaft und dann rate ich von der Abtreibung auch ab.
Sobald positive Gefühle mitspielen, dann wird das Positive auch das Negative überwiegen, und dann ist das Negative eigentlich auch so klein, dass es kaum aufzählbar ist!
Hätte ich positive Gefühle für die Schwangerschaft gehabt, dann hätte ich auch nicht abgetrieben, weil ich es sonst wirklich bereuen würde.
Ich weiß, dass die Entscheidung für viele Frauen schwer ist, eben weil sie gemischte Gefühle haben und die nicht immer einheitlich sind. Gerade deswegen denke ich, die Frau soll sich dann viel Zeit nehmen.
Ich finde auch, es bringt nichts von einigen Usern hier, solche Abschreckvideos zu posten oder direkt zu schreiben "TU ES NICHT". Wenn die Frau dann ihr Kind bekommt und es im Nachhinein bereut (was natürlich ein Tabuthema ist), dann interessiert es euch auch nicht mehr. Hauptsache das Kind wurde geboren und verwahrlost eventuell. Egal, immerhin ein Kind mehr in der Statistik!
So nun prügelt mich ;-)
Ich wollte das einfach mal loswerden