ich möchte mir mal alles von der Seele schreiben, vielleicht hilft mir das, vielleicht helfen mir auch Eure Antworten. Bitte antwortet mir. Ich brauche Hilfe, ich will Antworten auf dieses schmerzhafte "WARUM". Vielleicht hilft es ja auch Euch, was ich von mir erzähle, ich hoffe es. Bei uns ist es jetzt 12 Tage her, dass ich unser Würmchen verlohren habe...
Erstmal zu mir, zu uns: Mein Mann und ich sind seit über 15 Jahren ein Paar. Wir haben uns mit 15 verliebt und sind seit dem durch viele Höhen und Tiefen des Lebens zusammen gegangen, haben dabei aber immer zusammengehalten. 2003 haben wir dann beide unsere erste Liebe geheiratet und haben uns dann auch überlegt, wann wir eine richtige Familie sein möchten. Ich muß dazu sagen, dass meine Eltern geschieden sind und ich massive Probleme hatte meine Selbständigkeit aufzugeben. Ich hatte zwar die Pille schon vor drei Jahren abgesetzt, aber wir haben weiterhin mit Kondomen verhütet. Es gab immer etwas anderes was eigentlich nur mich davon abhielt ein Kind zu bekommen. Erst war es die Renovierung unserer Wohnung, dann Urlaub, dann der Dachbodenausbau um Platz für ein Kind zu schaffen, dann die Angst nicht reif genung zu sein für ein Kind, für soviel Verantwortung. Unsere Eltern, Freunde, Keiner hat mehr daran geglaubt, aber im August diesen Jahres waren mir diese Dinge auf einmal egal. Ich wollte meinem Schatz, der sich so sehr ein Kind wünschte, endlich zeigen, wie sehr ich ihn liebe und so ging ich zum Arzt. Meine Ärztin gab uns grünes Licht und keine drei Wochen später war ich schwanger.
Bevor ich es wußte, hatte ich vermutlich aufgrund von zuviel Stress bei der Arbeit einen leichten Hörsturz. Die Ärzte wollten mir Medikamente geben, aber ich wollte nicht. Ich hab irgendwie gefühlt, dass etwas anders ist, obwohl der Schwangerschaftstest im Krankenhaus noch negativ war. Eine Woche später blieb meine Regel dann aus. Einen Tag später bin ich zum Frauenarzt. Am nächsten Tag beim Ohrenarzt, der mir immernoch Medikamente wegen dem Hörsturz geben wollte, erfuhr ich dann, dass mich mein Gefühl nicht getäuscht hatte. Ich war schwanger. Ich konnte es kaum glauben, dass es so schnell ging, zumal ich mit 16 eine OP an den Eierstöcken (Miyom) hatte und mir die Ärzte sagten, es könne lange dauern...Wir waren überglücklich. Es war unser Wunschkind, unser Zeichen, dass wir uns lieben und zusammen gehören. Mein Schatz war so lieb. Ich war sehr viel müde und mußte mich schonen. Er hat alles für mich gemnacht: geputzt, gekocht, eingekauft... Ich hatte da schon ein richtig schlechtes Gewissen, dass ich nicht auf mich aufgepaßt habe. Als ich dann wieder arbeiten war, hab ich mich zwar etwas "gebremst" was den Stress angeht, aber wohl nicht genug. Heute mache ich mir solche Vorwürfe. Alle Ärzte sagen, es ist nicht meine Schuld. Ich frage mich aber immer, was ich falsch gemacht habe, Ich hab die Schwangerschaftsvitamine genommen, hab gesund gegessen, keinen Tropfen Alkohol getrunken, hab nur noch geduscht, weil ich dachte eine Wanne könnte zu warm sein und dem Würmchen schaden, hab keinen Käse,keinen rohen Fisch, kein Carpaccio mehr gegessen, obwohl ich Heißhunger darauf hatte. Wir sind nicht mehr in die Disco und auch Kneipenbesuche am Wochenende haben wir nicht mehr gemacht. Ich hatte Angst, der Rauch der anderen Leute (wir sind beide Nichtraucher) könnte unserem Würmchen schaden. Kaffee trinke ich sowieso keinen, aber auch auf Tee hab ich verzichtet. Nurnoch Wasser, Milch und Fruchtsäfte habe ich getrunken. Habe verrückter Weise sogar mein heiß geliebtes Handy nur noch selten genutzt. Telefoniert hab ich garnicht mehr damit und SMS hab ich nur noch selten geschrieben, weil ich Angst hatte, die Strahlung ist nicht gut.Ich weiß, ich war vielleicht übervorsichtig, aber ich wollte unserem Würmchen einfach nur einen guten Start ins Leben schenken und trotzdem: Unser Würmchen hat es nicht geschaft. Was hab ich nur falsch gemacht? Das frage ich mich die ganze Zeit. Mache mir Vorwürfe, weil ich auch mal Gedanken daran hatte, was wohl sein wird, wenn mein Leben ein völlig anderes wird durch das Würmchen. Habe meiner bzw. unserer Freiheit hintergergetrauert. Habe gedacht, schade, dass wir nächstes Jahr nicht mehr wegfliegen können in den Urlaub. Ob unser Würmchen das gespürt hat und deshalb es nicht geschaft hat? Ich weiß es nicht. Ich weiß, ich darf so nicht denken, aber irgend eine Antwort auf das Warum muß es doch geben.
Ich hatte von Anfang an die typischen Schwangerschaftsbeschwerden. Eine Woche nach Ausbleiben meiner Regel fing mein Busen an hart und größer zu werden. Morgendliche Übelkeit, nein, den ganzen Tag war mir schlecht, übergeben hab ich mich vor allem bei stärkeren Gerüchen. Hab dadurch fast 2 1/2 Kilo abgenommen, ohne es zu wollen. War es dass was unser Würmchen verhungern hat lassen. Ich weiß, übergeben ist normal und das Würmchen nimmt sich was es braucht aber der Gedanke bleibt. Alle diese Anzeichen waren bis zum 2. November auch noch vorhanden. Warum habe ich nur nichts gemerkt? Als wir am 28. September an meinem Geburtstag zur Kontrolle beim Arzt war, haben mein Mann und ich das Herz schlagen sehen. Es hat uns beide sehr berührt. Von dem Moment an wurde mir so richtig bewußt, dass da etwas in mir wächst. Wir haben angefangen Pläne zu machen, wie es weitergehen soll. Wann wir das Kinderzimmer einrichten, wir haben es allen gesagt. Wir waren so glücklich. Dann hatte ich am 2. November einen neuen Termin. Mein Schatz hat sich extra frei genommen, um bei der Untersuchung dabei zu sein. Ich hatte Angst, weil bei der Untersuchung geklärt werden sollte per Ultaschall und Blutuntersuchung, ob unser Würmchen vielleicht behindert sein könnte. Wir haben vorher darüber gesprochen, was wir machen wenn. Wir waren uns einig, dass wenn unser Würmchen nicht ok ist, wir die Schwangerschaft abbrechen wollen. Ich lag auf der Liege und die Ärztin machte den Ultraschall. Sie sagte nichts und ich fragte im Scherz: Na, ist es nicht mehr da? Hat es sich so gut versteckt? Die Ärztin sagte einen weiteren Moment nichts und sagte dann, dass das kleine Herzchen aufgehört hat zu schlagen. Ich war geschockt. Es dauerte einen Moment, bis ich das was sie mir da sagte realisiert hatte. Ich brach völlig zusammen und schrie nur Nein, dass kann, dass darf nicht sein. Mein Schatz umarmte mich. Ich brauchte glaube ich eine halbe Stunde, bis ich mich wieder beruhigt hatte. Die Ärztin war sehr mitfühlend. Ich wollte kein totes Kind in mir rumtragen. Ich bekam noch am selben Tag einen Termin im Krankenhaus durch die Ärztin. Da wir mit zwei Autos unterwegs waren, fuhr ich erstmal selbst den kurzen Weg wie in Trance nach Hause. Auf dem Weg allein nach Hause habe ich im Auto geschrien, gebrüllt, meinen ganzen Schmerz rausgelassen, bis ich keine Luft mehr bekommen habe. Klingt blöd, hat mir aber irgendwie geholfen. Mein Schatz hat mich zu Hause dann ins andere Auto gesetzt und wir sind ins Krankenhaus. Ich hatte die Hoffnung noch nicht ganz aufgegeben. Mir war doch immer noch schlecht, alles fühlte sich an wie immer. Aber die Ärztin im Krankenhaus hat mich untersucht und schüttelte nur mit dem Kopf. Sie sagte es gäbe keinen Blutfluß mehr und das Herzchen könne auch nicht mehr anfangen zu schlagen, wenn es einmal steht. Die Untersuchung hat nicht wehgetan aber ich fühlte mich wie in einem bösen Traum. Mir wurde freigestellt am nächsten morgen oder noch am selben Nachmittag operieren zu lassen, da ich mich ja wieder übergeben hatte und somit nichts im Magen war. Ich wollte es aber sofort hinter mich bringen, weil ich dachte, dann hört der Schmerz des Verlußtes endlich wieder auf, aber er hält bis jetzt immer noch an. Ich mußte eine Stunde auf mein Zimmer warten und bekam dann ein Zäpfchen und eine Schlaftablette. Ich habe nur gedacht: Warum, warum, warum?? Als ich den Zettel für die Narkose ausfüllen mußte stand da auch die Frage drauf: Sind Sie schwanger? Ja, verdammt nochmal, ja, ich bin schwanger, ich will es sein...Die Ärzte und auch mein Schatz waren so lieb, aber ich war garnicht richtig anwesend. Das Zäpfchen hat nicht weh getan, es wurde nur warm im Bauch und naja, es fühlte sich ein bißchen so an, als ob ich Regelschmerzen bekomme. Ca. 1 Stunde nach dem Zäpfchen holten sie mich ab zum OP. Ich habe garnichts mehr so richtig mitbekommen. Bei mir hat die OP allerdings nicht nur 15 Minuten, wie von anderen Frauen beschrieben, gedauert, sondern 45 Minuten. Der Arzt sagte, es hätte alles normal geklappt. Wäre ja auch nur ein Routineeingriff den er fast jeden Tag macht. Es würde angeblich jeder 2. Frau so gehen. Das würde die Natur so machen...Mein Mann hat auf die Uhr gesehen, gewartet und war an meiner Seite als ich wieder wach wurde. Ich konnte nur weinen. Ich wollte da wieder weg. Als ich richtig wach war nach ca. 1 1/2 Stunden bin ich einfach aufgestanden, hab mich angezogen, die Schwester gerufen zum Tropf ziehen und bin geflüchtet. körperliche Schmerzen hatte keine. Ich hatte wirklich damit gerechnet, aber da war nichts was man nicht aushalten könnte. Nur meine Seele schrie und ich fühlte mich so unsgbar leer und allein. Dieses Gefühl hört einfach nicht auf. Euch ist dass doch auch passiert, hört diese Gefühl irgendwann mal auf ??? Wir fuhren nach Hause. Auf dem Weg hielten wir beim Italiener und holten mein Lieblingsessen: Carpaccio, was ich ja so lange nicht durfte. Mein Mann machte eine Flasche Wein auf. Es hat alles nicht geschmeckt. Ich hatte so lange darauf verzichtet und jetzt, wo ich es wieder essen durfte...Mir wurde schlecht davon. Meine Gedanken kreisten um das Warum und ich hatte das Gefühl, ein schlechtes Gewissen zu haben. Was hätte ich gegeben, wenn ich es immernoch nicht essen dürfte. Ich hasse mich dafür.
Die erste Woche hab ich ununterbrochen geweint. Mit mir war nichts anzufangen. Ich wollte keinen Besuch, war dann aber doch dankbar, dass ich meinen Schmerz nicht nur mit meinem Mann teilen konnte. Jetzt weiß ich zumindest, auf wen ich mich wirklich verlassen kann von meiner Familie und meinen Freunden. Trozdem, ich komme einfach nicht klar. Als ich einen Tag später morgends auf die Toilette ging, habe ich es wirklich real wahrgenommen was passiert ist. Ich bin völlig zusammengebrochen. Es war also doch kein Traum, ich war wach.... Die ersten 2 Tage habe ich geblutet wie ein Schwein. Dann wurde es immer weniger und hat nach 10 Tagen vollständig aufgehört. In meinem Bach zieht es aber immer noch, als ob ich meine Tage bekomme. Die Ärztin meint, dies wäre normal, weil sich alles wieder zusammen zieht. Mein Busen ist inzwischen nicht mehr hart und wird wieder etwas kleiner aber mein Bauch, den ich schon sehr früh bekommen habe, ist immer noch da. Die Ärztin meint, ich solle 3-4 Wochen keinen Sport machen, nicht Baden oder Schwimmen, weil sich sonst etwas entzünden kann. Das Ergebnis der Untersuchung meines Würmchens war schon nach einer Woche bei meiner Äztin. Verstehe garnicht, warum das bei anderen Frauen so lange gedauert hat. Es hat aber nichts ergeben. Das Würmchen war einfach nur ein bißchen zu klein und das kleine Herzchen nicht stark genug. Die Nachgeburt sei etwas klumpig gewesen, was wohl zur Folge hatte, dass das Würmchen vielleicht nicht richtig versorgt wurde.
Laut meiner Ärztin am letzten Donnerstag ist alles soweit ok. Sie sagte, ich solle 4 Wochen keinen Verkehr haben. Danach aber 3 Monate mit Kondom verhüten. Dann könnten wir es wieder versuchen. Ich kann das nicht. Was ist, wenn ich wieder.... Ich habe keine Kraft mehr. Ich sehne mich nach Zärtlichkeit, nach Nähe. Mein Schatz ist da, nimmt mich in den Arm und knuddelt mit mir, aber er ist trotzdem irgendwie weit weg. Ich fühl mich so allein. Er kam dann auf die Idee mir zu zeigen, dass es wirklich viele Frauen gibt, die ihr Kind verlieren. Das ist kein Trost, aber es hilft, nicht mehr so wütend zu sein. Ich denke ich brauche einfach nur Zeit. Wie lange habt ihr gebraucht? Ich bin fast 3 Wochen auf Krankenschein krankgeschrieben, aber ich habe Angst vor dem Moment, wieder arbeiten zu gehen. Mir erscheinen die Probleme mit denen ich mich auf der Arbeit befassen muß (bin im Reklamationsbereich im Service tätig) so sinnlos und nichtig. Ich habe Angst zu "platzen". Ich weiß, es meinen alle nur gut und ich bin ungerecht, aber ich kann die Sprüche einfach nicht mehr hören. Sie sind noch jung (31 ist jung??) und sie wissen jetzt, dass sie Kinder bekommen können. Andere bekommen überhaupt keine. Das nächste Mal wird es klappen und du bekommst noch ein gesundes Würmchen. Reiß dich mal zusammen, das Leben geht weiter....ja blabla aber das hilft mir im Moment nicht wirklich. Ich hab mich jetzt 12 Tage meinem Schmerz und meiner Trauer hingegeben. Ich kann seit dem nicht mehr schlafen. Habe von meiner Ärztin ein starkes Schlafmittel bekommen, das hat aber nicht geholfen. Habe die Dinger nun wieder abgesetzt und hab mir am Samstag mal richtig den Kopf mit Alkohol zugekippt. Ich wußte, das hilft nicht zu vergessen, aber ich habe mal wieder 5 Stunden am Stück geschlafen. Ich hatte am nächsten Tag zwar Kopfschmerzen aber das ist nunmal so wenn man zuviel trinkt. Alkohol ist auch keine Lösung. Jetzt nehme ich Baldriantropfen. Eigendlich glaub ich da nicht dran, aber die beruhigen wirklich ein bißchen. Habe letzte Nacht wieder 5 Stunden geschlafen. Gestern war der erste Tag, an dem ich nicht mehr geweint habe. Ich habe keine Tränen mehr und doch Nachts kommen sie wieder. Jetzt sind sie auch da aber das Schreiben befreit meine Gedanken.
Ich sehe das jetzt alles mit etwas anderen Augen. Ich bin nicht wirklich gläubig, aber irgendwie glaube ich, dass es doch jemanden da oben gibt, Gott?? Ich weiß es nicht. Wäre unser Würmchen krank gewesen, hätte ich es wohl nicht haben wollen. So wurde mir die Entscheidung abgenommen es gehen zu lassen. Ich frage mich zwar immernoch warum, gebe aber die Hoffnung nicht auf, dass wir wirklich irgendwann ein gesundes Würmchen in den Armen halten werden. Nur jetzt kann ich das noch nicht. Wir haben uns überlegt, erstmal kurzfristig, vielleicht noch im Dezember, wenn wir Urlaub bekommen, in den Urlaub zu fahren und im Mai/Juni nochmal wegzufliegen. Zeit heilt alle Wunden sagt man und vielleicht probieren wir es nächstes Jahr nach dem Urlaub noch einmal. Ich weiß es nicht. Ich habe so große Angst davor, dass es wieder passiert, vielleicht noch später passiert...Ich möchte mir garnicht vorstellen, wie es für Frauen sein muß, die ihr Würmchen schon richtig spüren konnten oder die es sogar im Arm halten konnten. Da hab ich nicht die Kraft zu...
Es tut mir leid, dass ich so viel geschrieben hab, aber jetzt geht es mir ein bißchen besser. Ich hoffe, ich konnte mit meinen schmerzlichen Erfahrungen und dem Mitteilen meiner Gefühle Euch auch etwas helfen. Es wäre sehr schön, Antworten zu bekomen von Euch, ob es Euch genauso geht und vor allem, wie Ihr damit fertig werdet. Sagt mir, läßt dieser Schmerz irgendwann wieder nach???Helft mir, gebt mir Antworten, damit ich vielleicht irgendwann zum "normalen" leben wieder zurückkehren kann und wieder "funktioniere" wie man es von mir erwartet. Ich habe Angst vor mir selbst und bekomme diese Warum einfach nicht aus meinem Kopf......Warum?????