Mein eigentlicher ET war der 28.02., aber der Tag kam und nichts passierte. Bei der Untersuchung bei meiner Gynäkologin an dem Tag gab es auch noch nichts spektakuläres. Muttermund noch geschlossen, verkürzt und weich. Auch in der vorangegangenen Zeit hatte ich nur einen Tag mal mit Vorwehen zu kämpfen.
Ab jetzt wollte ich die Vorsorge bei meinen Hebammen im Geburtshaus fortsetzen, da ich mit ihnen eine Hausgeburt plante. Bei meiner ersten Vorsorge am 01.03. gab es noch keine Wehen auf dem CTG, daher hieß es weiter abwarten und Himbeerblätter-Eisenkrauttee trinken. Am 03.03. hatte ich dann ganz leichte Wehen was mich natürlich schon total gefreut hat. Eine halbe Stunde vor Abfahrt zur Vorsorge hatte ich dann plötzlich eine Menge braunes Blut am Toilettenpapier. Da hab ich dann schon gedacht das sei der Schleimpfropf gewesen. Als ich das meiner Hebamme erzählte hat sie mich auch kurz vaginal untersucht, aber vom Befund der Ärztin von vor vier Tagen hatte sich nichts mehr getan, außer dass meine Hebamme ganz viel braunes Blut am Handschuh hatte. Ich bekam dann den Tipp von ihr an dem Abend indisch zu kochen und bei einem Gläschen Rotwein in der Wanne mit einem Lavendelbad zu relaxen. Jetzt ging es wieder nach Hause, aber frohen Mutes, dass sich doch endlich mal ein bisschen was tut. Die Anweisungen der Hebamme haben wir dann auch befolgt und machten uns einen schönen Abend. Im Laufe des Nachmittags ging dann auch der wirkliche Schleimpfropf (mein Vergleich wäre rote Götterspeise) ab und die Blutung verschwand.
In der Nacht darauf haben ich und mein Freund dann kaum geschlafen vor lauter Wehen, er wohl ehr wegen meinem Rumgestöhne. Sie wurden auch heftiger und regelmäßig, sodass ich mich auf sie konzentrieren musste, aber gegen Mittag am 04.03. war dann wieder einigermaßen Ruhe, sodass ich das ganze schon als Vorwehen abtat. Wir haben dann noch den Film Hugo geschaut, den wir uns am Abend vorher schon ansehen wollten. Danach wollte ich die Wehen dann mal herausfordern und bat meinen Freund darum mit mir einen Spaziergang zu machen. Wir waren eine gute halbe Stunde unterwegs und es kamen auch ein paar Wehen bei denen ich mich an meinen Freund anlehnen und veratmen musste. Ich war aber immer noch der Meinung, die Wehen dauern nicht länger als eine halbe Minute. Um 20 Uhr waren wir wieder zuhause und die Wehen wurden mehr und die Abstände kürzer. Irgendwann fingen wir an die Abstände und Wehenlängen zu messen. Abstände lagen so zwischen 1 Minute und 5 Minuten und Wehenlängen waren über einer Minute. Ich war immer noch der Meinung das sei ja keine Regelmäßigkeit. Aber langsam wurden die Wehen immer heftiger und ich lag nur noch im Bett und versuchte ganz tief in meinen Bauch zu atmen. Zwischendurch ging ich noch einmal in die heiße Wanne, die Wehen blieben zwar, waren aber etwas leichter auszuhalten. Nach langem Zögern rang ich mich um 1 oder halb 2 Uhr nachts endlich dazu durch meine Hebamme (die Schicht hatte gewechselt) anzurufen. Bei unserem Telefonat wurden meine Wehen dann schwächer und hatten längere Abstände, sodass wir uns erst mal darauf einigten, dass ich versuche zu entspannen und sie anrufe, falls es trotzdem unverändert bleibt. Mit Entspannung war irgendwie so gar nichts, also rief ich meine Hebamme nach einer Stunde wieder an, sie möge doch bitte vorbei kommen. Um 3 Uhr war Jutta dann bei uns.
Ich konnte zu dem Zeitpunkt schon nur noch in den kurzen Wehenpausen kommunizieren. In einer Wehenpause untersuchte sie mich: Muttermund 4-5cm auf und weich. Ich war total baff, dass das wirklich funktioniert und dann auch noch bei mir. Jutta machte es sich in unserem Wohnzimmer gemütlich und trank Tee. Ab und zu kam sie ins Schlafzimmer um nach uns zu sehen. Mein Freund wich mir nicht von der Seite und tat alles, was ich wollte. Wasser geben, massieren, aufstehen helfen, festhalten. Ich versuchte auch ein bisschen aktiver zu werden und ein paar stehende Positionen einzunehmen, aber irgendwie zog es mich immer wieder ins Bett auf die Seite zurück. Nicht einmal, weil es die beste Position für die Schmerzen war, sondern ich glaube, weil ich das mit Schmerzlinderung assoziiere. Also, wenn es mir schlecht geht will ich mich hinlegen und ausruhen.
Irgendwann lies Jutta mir dann ein Bad ein. Beim Einsteigen bekam ich eine sehr heftige Wehe und wollte direkt wieder raus. Jutta überredete mich es doch mal auszuprobieren und für ein paar Wehen blieb ich dann auch drin, aber irgendwann wurde es mir zu heiß. Zurück im Zimmer wechselte ich immer wieder vom Bett in eine stehende Position. Alles war doof, alles tat weh, wo sollte das bloß enden?
Nach dem nächsten Toilettengang hing ich, mal wieder, über dem Badewannenrand und versuchte eine Wehe zu veratmen. Da kam plötzlich Fruchtwasser aus mir raus. Ich glaub mein Gedanke war: Oh Gott, jetzt gibt es kein Zurück mehr! Als ob es das vorher gegeben hätte. Ab jetzt lief es ständig aus mir raus. Das nächste Muttermundabtasten war der Horror, da sich die Wehen noch einmal verstärkt hatten. Aber immerhin war er schon 7cm geöffnet, mir kam das in dem Moment reichlich wenig vor. Es ging immer weiter und die Wehen wurden heftiger. Beim nächsten Abtasten: 9cm, nur noch ein kleiner Saum steht. Warte, ich schieb den eben übers Köpfchen! Ich war total verwirrt, was das jetzt bedeutete. Anscheinend, dass nun die Eröffnungsphase zuende ist. Von jetzt an meinte Jutta, würden die Schmerzen nicht mehr größer, nur der Druck stärker. Und sie hatte recht. Der Druck wuchs von Wehe zu Wehe, bis irgendwann der Drang einsetzte zu drücken. Ich konnte gar nichts dagegen tun, obwohl ich nicht hätte drücken sollen. Mein Bauch drückte von ganz alleine.
Ab jetzt lag ich auf der Seite und hielt in den Wehen mein Bein in die Luft. Es wurde die ganze Zeit fleißig Dammschutz betrieben: Warmer Waschlappen, Dammmassageöl. Als ich endlich drücken durfte war das so toll. Hatte aber auch verdächtig was von Verstopfung. Es ging ganz langsam voran und mein Freund, der vorher meinte er sitzt dann ehr hinter mir, guckte dem Treiben ganz schamlos zu. Irgendwann wurde dann im Raum darüber geschnackt, dass man beim letzten Pressen das Köpfchen schon gesehen hat und das es typisch holländisch sprich: blond ist. Nach der nächsten Presswehe hab ich dann mal Köpfchen gestreichelt. Es war ganz weich und zusammengepresst noch recht weit in mir drin. Die Zeit verging so rein gar nicht und ich hatte auch nicht das Gefühl, dass sich groß etwas tut. Irgendwann fing Jutta an meinen Damm nach jeder Presswehe weiter zu dehnen und ich durfte nur noch langsam drücken. Ein paar Mal war das Köpfchen dann wohl schon fast raus aber flutschte immer wieder zurück. Aber als es endlich draußen war kam der Köper ganz schnell hinterher und mit ihm auch der erste Schrei. Das hab ich mir dann auch selber angeschaut. Und jetzt kam der große Moment und sie hob IHN hoch (wir haben uns vom Geschlecht überraschen lassen) und legte mir den kleinen Stijn auf die Brust. Er war ganz blau und hatte Badewannenhände, aber so niedlich.
Danach hatte mein Köper wohl keine Lust mehr und irgendwann fragte Jutta mich, ob ich denn keine Wehen mehr hätte, wegen der Plazenta. Ne, hatte ich nicht, hatte ich auch gar keine Lust mehr drauf. Aber Jutta lies nicht locker und zog an der Nabelschnur, irgendwann erbarmte ich mich zum pressen und schon war die Plazenta draußen. Ich hab sie mir zeigen lassen und war total fasziniert.
Bei der Untersuchung kam raus, dass alles in Ordnung war. Ich hatte eine leichte Schürfung irgendwo in der Scheide, die mittlerweile aber auch schon wieder abgeklungen ist.
Dann kam das große Kuscheln mit Mama und Papa, die U1 und das erste Anlegen.
Es war eine echt anstrengende Traumgeburt, bei der ich wirklich froh war zuhause zu sein und gar nicht erst die Möglichkeit einer PDA oder eines Kaiserschnitts gehabt zu haben (beides hätte ich wahrscheinlich in dem ein oder anderen Moment dankend angenommen).
Stijn wurde am 05.03.2012 um 10:16 Uhr bei uns zuhause mit einem Gewicht von 3800g bei einer Länge von 53cm und einem Kopfumfang von 35cm geboren und wir sind mächtig stolz auf unseren Kleinen.