.. Du weisst doch gar nicht, was passiert wäre...
Liebe Wunschkind!
Es tut mir sehr leid, dass es bei Dir diese Komplikationen gab, die nun diese Folge haben.
Zu Entzündungen kann es kommen, wenn es während des Eingriffs zu Komplikationen oder Verunreinigungen kommt, oder (was wahrscheinlicher ist), wenn man sich nachher nicht an die Anweisung hält, 2 Wochen nicht zu baden, keinen Sex zu haben und sich auch keine Tampons oder irgendetwas anderes einzuführen. (!!)
Oftmals wird prophylaktisch ein Antibiotika gegeben, um die Gefahr einer Entzündung noch weiter zu senken.
Desweiteren kommt es in den meisten Fällen (wenn es nach den Vorkehrungen überhaupt zu einer Entzündung kommt) nur zu Spätfolgen, wenn diese Entzündungen unerkannt bleiben und zu spät behandelt werden.
Deswegen soll man nach dem Eingriff darauf achten, ob man möglicherweise Fieber bekommt - und in dem Falle sofort zum Arzt gehen.
Jeder Eingriff birgt ein gewisses Risiko. Genaugenommen ist das Leben voller Risiken. Und eine Geburt ist für Leib und Leben allemal risikoreicher als ein Abbruch.
Dich hat dies alles offensichtlich nicht vor einer Entzündung bewahrt - wo auch immer da nun was schief gelaufen ist. Da hast Du, so doof es sich anhören mag, einfach nur Pech gehabt.
Dies aber als "Strafe" anzusehen, dazu auch noch als "gerechte"; es tut mir leid, aber das ist in meinen Augen Unsinn und Du tust Dir damit auch keinen Gefallen.
Denn Du weisst nicht, was passiert wäre. Wäre die Schwangerschaft überhaupt intakt geblieben?
Zudem weisst Du ebenso nicht, wie Dein restliches Leben verlaufen wäre, ob Du überhaupt den Partner gefunden/getroffen hättest, mit dem Du Dir jetzt ein Kind wübnschst.
Mir schrieb mal eine Frau, dass sie selbst vor einigen Jahren einen Abbruch hatte und nun sehr glücklich mit ihrer Traumfamilie mit 2 Kindern und Partner ist, dies auch finanziell abgesichert. Sie schreibt, dass sie bezweifelt, dass es dazu gekommen wäre, wenn sie sich entschieden hätte, die Schwangerschaft auszutragen.
Der Abbruch hat Dir letztendlich die letzten 7 Jahre auf die Art ermöglicht, wie sie verlaufen sind. Gewiss war in der Zeit bestimmt nicht alles rosig und ich würde auch nie behaupten, dass sie mit Kind grundsätzlich schlecht gewesen wären, Dein Leben wäre aber völlig anders verlaufen.
Nun den Abbruch zu verdammen ist so, als würdest Du Dein komplettes Leben *jetzt* verdammen.
Die Chance für eine gelungene IVF erhöhst Du, wenn Du ein positives Selbst- und Körpergefühl hast, gerade deswegen wäre es vielleicht sinnvoll, Deine Betrachtung auf Dein damaliges Handeln nochmal zu überdenken.
Damals, mit 19, hast Du Dich gegen das Kind entschieden. Du wirst Deine guten Gründe dafür gehabt haben und Du hattest jedes Recht(!) dazu. bezüglich des "Rechts" ist es eine Frage des Blickwinkels, die meisten Gerichtshöfe international und z.B. die Menschenrechtskomission der EU räumen einem Embryo kein unabhängiges Recht ein und sehen die Entscheidung über eine Schwangerschaft als Grundrecht der Frau.
Natürlich wirst Du aber auch vereinzelte, emotional begründete Meinungen finden, die dem Embryo dieses Recht einräumen und über das Selbstbestimmungsrecht der Frau stellen.
Es steht Dir frei, welche Position Du einnimmst.
Jede Entscheidung in Deinem Leben veschafft Dir ein ganz neues Set von Möglichkeiten und neuen Problemen. Bei Problemen bringt es nichts, nach hinten zu schauen und den möglichen ursprünglichen "Fehler", der zu diesem Problem geführt hat zu suchen, denn hättest Du den Abbruch nicht durchgeführt, gut, möglicherweise (!!) hättest Du dann nun nicht das Problem mit der erschwerten Fruchtbarkeit, aber ebenso wärst Du nun möglicherweise gar nicht in der Position, Dir ein (weiteres) Kind zu wünschen.
Also schau' nach vorne, versuche alles, psychisch wie auch körperlich Deinem Wunschkind die besten Voraussetzungen zu liefern.
Zu Deinem letzten Satz: es mag vielleicht immer "irgendwie eine Lösung" geben, aber jede Frau hat ihre ganz individuellen körperlichen, persönlichen, sozialen, situativen, etc. Voraussetzungen und es obliegt der Frau, zu beurteilen, ob diese "Lösungen" für sie annehmbar sind, ob sie das will und ob sie sich dem gewachsen fühlt.
Und deswegen: Pro choice!!!
Wie einem das Leben im weiteren Verlauf mitspielt, weiss keiner.
Lieben Gruß und alles Gute,
R.