Mir war schon sehr früh klar dass ich nicht im KH entbinden möchte und ich fand recht schnell eine supertolle Hebammenpraxis in der auch Ärzte tätig waren. Ich kenne so viele Horrorgeschichten über Geburten und deshalb kam ein Geburtshaus ohne Notfallversorgung nicht in Frage.
Mein ET war der 01.09. und ich ahnte irgendwie dass ich wenn überhaupt nicht lange überfällig sein werde.
Ich hatte keine Senkwehen, kein Druck nach unten, keine Vorwehen kein gar nix bis auf ein paar Übungswehen, also alles sehr unspektakulär.
Freitag morgen dann, am 31.08. um 10 nach sieben hatte ich kurz Bauchschmerzen, paar Minuten später etwas wo ich mir sagte aaaaha, das sind also Wehen! Davon hatte ich 3 Stück oder so. Na gut, schlafen konnt ich dann auch nicht mehr, also aufstehen und ab aufs Töpfchen. Dort fand ich eine Zeichnungsblutung im Schlüppi und plötzlich war ich ganz aufgeregt! Ich rief die Notfallnummer an, die Hebi meinte es kann losgehen, kann wieder weggehen oder auch sich noch Tage so hinziehen, ich soll halt abwarten. Also beruhigte ich mich wieder, ging duschen und überlegte was heute noch unbedingt erledigt werden muss. Ich warnte unsere Nachbarin vor die unseren Hund nehmen sollte, machte ein paar Überweisungen und telefonierte zwischen 2 Wehen mit dem Online-Druck-Shop welche Papiersorte für Geburtskarten zu empfehlen ist. Zu viel mehr kam ich aber nicht, die Wehen wurden immer stärker und die Abstände waren teilweise sehr kurz und mir war kotzübel. Ich probierte einige Positionen zum Veratmen aus, aber irgendwie funzte das alles nicht und ich legte mich auf die Couch. Inzwischen war es 12.00 Uhr oder so, mein Schatz war auf dem Weg nach Hause und wir hatten sowieso einen Kontrolltermin in der Praxis. Wir uns also kurz nach eins auf den Weg gemacht, mein Schatz musste immer wieder anhalten weil das Geschaukel vom Auto während einer Wehe grausam war. Pünktlich um halb 2 lag ich auf der Liege Mumu 1 2 cm, ab ans CTG, alles bestens.
Wir sollten wieder nach Hause, spazieren gehen und um 18.00 wieder kommen.
Ne, spazieren wollt ich so gar nicht, lieber in die Badewanne. Ich hab mir eine Wassergeburt vorgenommen, da könnt ich schon mal üben hab ich gedacht. Das Wasser war herrlich, die Wehen wirklich sehr viel besser zu ertragen und so plätscherte ich munter vor mich hin und merkte gar nicht dass die Abstände immer kürzer wurden. Plötzlich wollte ich nach 45 min. nur noch raus, wieder auf meine schöne Couch. Inzwischen war es 16.00 Uhr. Ich mich kaum hingelegt machte es plopp!!! im Bauch. Ich rief dass meine Fruchtblase geplatzt ist, mein Schatz wollte es mir nicht glauben, war gar kein Wasser zu sehen. Ich doch doch, ich weiß es, bin aufgestanden und PLATSCH, es lief und lief, na super! Er die Hebi angerufen, natürlich sollten wir kommen. Plötzlich wurden die Wehen richtig stark und ich war so überwältigt dass ich gar nicht wusste wohin mit mir. Mein Schatz fing dann auch noch an hektisch zu werden so, können wir dann jetzt los?! Geht ja gar nicht!!! Irgendwie haben wir es geschafft mich anzuziehen und ins Auto zu setzen und los gehts, wieder unter Wehen Auto fahren, wieder rechts ran wenn es möglich ist wer den T-Damm zum Feierabend kennt weiß wie unmöglich das ist! Um 10 vor 5 kamen wir endlich an, mir lief der letzte Rest Fruchtwasser die Beine runter, ganz toll, damit hab ich nicht gerechnet und deshalb auch keine Wechselhose bei! Mein Schatz lief mit der Hebi voraus um das Bett zu machen und ich schleppte mich an der Wand entlang hinterher und fragte mich wie das alles enden sollte
Endlich im Geburtszimmer angekommen wurde mir plötzlich klar: ich weiß jetzt warum viele Frauen in dem Moment nach ner PDA schreien! Ich konnte nicht schreien, ich hab den Wickeltisch vollgekotzt. Endlich war die verdammte Übelkeit weg!
Ich hab einen Blick auf die Badewanne geworfen und dachte mir ne, heute nicht. Ich wollte eine aktive Geburt, viel stehen, hocken, knien was auch immer aber irgendwie lockte das große Bett, jede Bewegung tat nur noch mehr weh, ich wollte mich einfach nur hinlegen und einschlafen und aufwachen wenn alles vorbei ist.
Irgendwie fand ich eine halbwegs erträgliche Position auf der linken Seite.
Ich hatte von Anfang an einen enormen Druck nach unten und einen Pressdrang dem ich nicht nachgeben sollte sondern gegenatmen. Die Wehen waren der Hammer, ich hatte das Gefühl zwischendurch kaum Zeit zum Luftholen zu haben, eine Wehe jagte die nächste und dazu dieser widerliche Pressdrang, die Rückenschmerzen und als Sahnehäubchen das CTG ganz fest irgendwo da unten reingedrückt! Meine Hebi meinte ich mache das ganz prima fand ich gar nicht, ich fühlte mich so unbeholfen weil ich nicht wusste wohin mit diesen Schmerzen! Irgendwie ging es nicht recht voran. Ob ich denn nicht mal das Abstützen im Stehen am Bett probieren möchte? Nein, möchte ich nicht, tut weh! Hab es aber doch getan und siehe da, war gar nicht so schlimm und tat sogar gut. Nach 2 Wehen sollte ich mich plötzlich wieder hinlegen. Wieso das denn? Weil es unserer Maus nicht gefällt. Okay, das ist ein Grund. Also wieder hingelegt. Ich sollte mich entspannen das fällt mir aber immer so schwer auf Kommando! Dann entdeckte ich etwas ganz wunderbares: ich biss volle Kanne in den kühlen Waschlappen! War aber auch nicht richtig weil offener Mund gleich offener Muttermund. Aaaarrgggg!!! Und so ging das munter weiter, ich fragte immer wieder wie lange noch, die Antwort war natürlich unbefriedigend. Irgendwann spürte ich das Köpfchen vorrutschen. Und ich spürte es verdammt lange! Ich presste und presste was das Zeug hielt aber es passierte nix! Ich war völlig frustriert, so geht das nicht, ich hatte keine Lust mehr, sie sollten meine Maus wieder reinschieben und ich komme nächste Woche wieder! Dann drohte mir die Ärztin die inzwischen da war an, von außen mit zu drücken. Großer Gott, nicht auch das noch, bitte bitte bloß nicht! Ich bekam ein Tuch hinter meinen Rücken Widerstand zwecklos und bei den nächsten beiden Wehen gab ich nochmal alles und unsere Maus flutschte auch ohne Außendruck heraus!
Selina erblickte am 31.08. um 20.17 Uhr das Licht der Welt. 3525 g, 52 cm, KU 35 cm.
Gegen Mitternacht fuhren wir nach Hause. Die Entscheidung für diese Praxis war absolut goldrichtig und ich würde es immer wieder tun, wären die Schmerzen nicht gewesen würde ich das jeden Tag machen weil ich mich so super gut aufgehoben gefühlt habe und der Papa ebenfalls.