6 Wochen vor dem errechneten Geburtstermin stellte meine Frauenärztin fest, dass der Muttermund schon einen Finger breit offen war. Also sollte ich mich ausruhen, damit es nicht zu früh losgeht. Eine Woche später waren es schon 2 Finger breit. Von jetzt ab also strenge Bettruhe. Ja, und dass der Bauch ab und zu mal hart wird, dass sollten nun also Wehen sein. Nicht schlecht. So lässt die Geburt sich doch aushalten, dachte ich. 3 Wochen vor dem Geburtstermin konnte ich die Wehenhemmer wieder absetzen und auch das Bett verlassen. Da der Muttermund ja schon etwas offen war, habe ich natürlich gehofft, dass es nun auch bald losgeht. Erst recht als es dann auf einmal hieß, dass der Muttermund 4 Finger breit offen ist. Es könnte jeden Moment losgehen, meinte meine Hebamme. Mit 4-Finger-breit-offen bin ich dann aber doch noch drei Tage umhergelaufen (vor allem Treppen gestiegen nun wollte ich es ja wissen). Jeden Abend sind wir dann ins Bett gegangen in der Erwartung, dass es ja in dieser Nacht nun losgehen könnte. Und in der entscheidenden Nacht konnte selbst mein Schatz nicht schlafen und hat sich dann nachts um halb zwei vor den Computer gesetzt. Ja, und genau zu der Zeit hatte ich so ein eigenartiges Gefühl im Bauch. Ich meine sogar ein komisches Geräusch gehört zu haben. Als ich dann auf Toilette gegangen bin war aber noch nichts zu merken. Also wieder ins Bett und noch ein Wärmekissen auf die schmerzende Hüfte. Und 10 Minuten später merke ich dann doch wie es so langsam aus mir rausläuft. Erst will ich es gar nicht richtig glauben. Aber es wird immer mehr. Ich bitte meinen Schatz um ein Handtuch. Letztendlich habe ich drei Handtücher geflutet. Ich stopfe mir noch ein Handtuch in die Hose. Alle verfügbaren Binden scheinen mir etwas klein für diese Wassermassen. In der Klinik angekommen wird ein CTG gemacht. Ich erkläre der Hebamme noch ganz lässig, dass ich schon bei 4 cm war (und das vor drei Tagen) und dass ich ja schon ganz viele Wehen hatte. Und alle waren ja so schwach, dass ich sie kaum merken konnte. Sie hat das gar nicht kommentiert. Warum, das weiss ich jetzt auch. Wir hatten dann noch drei solche Pipifax-Wehen. Und dann kam die erste richtige Wehe und ich dachte es haut mich vom Tisch. Die tun ja saumässig weh!!!!
Gleichzeitig mit dieser Hammerwehe gehen die Herztöne vom Baby in den Keller. Nicht so gut. Ich soll noch ein bisschen dran bleiben. Es wird aber nicht besser. Die Wehen machen dem Baby ganz schön zu schaffen. Nun geht es in den Kreissaal. Zu meiner großen Enttäuschung muss ich die ganze Geburt am Wehenschreiber bleiben und bin dadurch auch an diesen Entbindungstisch gefesselt. Die Wehen kommen etwa alle 6 Minuten und sind kaum auszuhalten. Sie bleiben in dieser Intensität bis zum Schluss. Ich kann zwischendurch auf dem Gummiball sitzen. Es hilft mir nur wenig. Also zurück auf den Tisch. Die Hebamme bietet mir Akupunktur an, damit sich der Muttermund schneller öffnet. Das funktioniert auch ganz ausgezeichnet. Ich liege jetzt die ganze Zeit auf der Seite. Als der Muttermund vollständig geöffnet ist soll ich mich auf den Rücken legen. Aber den Wehenschreiber muss dran bleiben. Mit dieser Aussicht nur auf dem Entbindungstisch bleiben zu müssen und mich kaum bewegen zu können entscheide ich mich jetzt doch für eine PDA. Zum Pressen soll ich immer die Faust vor den Mund pressen und ganz langsam ausatmen, als würde ich einen Ballon aufblasen wollen. Eine ganze Weile geht dass gut. Ärztin, Hebamme, Anästhesistin versichern mir, dass es gut vorwärts geht. Und dann heißt es immer : Jetzt. Gleich hast Du es geschafft. Los noch einmal! Ganz kräftig! Und ich presse so gut ich eben kann. Leider kann ich nur auf Befehl pressen. Durch die PDA fehlt mir der Pressdrang völlig. Und obwohl ich meiner Ansicht nach mir die Gedärme aus dem Leib presse machen sie alle nur mitleidige Gesichter. Ist wohl nicht ausreichend. Die Anästhesistin stemmt sich mit aller Macht in meinen Bauch immer wenn ich pressen soll. Und ich soll dann den Bauch aufblasen, um Druck aufzubauen. Jedenfalls kommt das Köpfchen immer ein kleines Stückchen raus und flutscht jedes Mal wieder zurück. Die Hebamme befürchtet nun, dass vielleicht die Nabelschnur um den Hals liegt. Und deshalb wird jetzt auch um jeden Preis die Geburt vorangetrieben. Letztendlich hilft die Ärztin dann mit der Zange etwas nach, damit das Köpfchen es endlich schafft. Der Rest kommt dann fast von alleine. Die Nabelschnur war nicht um den Hals gewesen. Egal. Nun ist das Kind endlich da und wird mir auch gleich auf den Bauch gelegt. Es ist ein kleines Mädchen. Sie öffnet sofort die Augen und guckt ganz neugierig umher.
Dann wird sie gebadet und untersucht. In der Zwischenzeit kommt bei mir die Plazenta. Und die Ärztin versorgt meinen Dammriss, den ich zum Schluss auch noch hatte. Die Geburt hat etwa 4,5 Stunden gedauert. Mir selbst kommt es in meiner Erinnerung viel kürzer vor. Irgendwann während der Geburt wurde mir auch noch die Blase mit einem Blasenkatheter geleert. Davon habe ich aber nichts mitbekommen. Einen Einlauf hatte ich nicht, aber eher aus Zeitgründen. Ich hatte der Hebamme nämlich extra noch gesagt, dass ich zu Hause keinen gemacht hatte.
Die Schmerzen sind wirklich unglaublich. Ich hätte nie geglaubt dass ich mal so hemmungslos umherschreien würde. Und es ist wirklich so nach der Geburt sieht man das alles aus einem anderen Blickwinkel. Obwohl ich diese Schmerzen wirklich schrecklich fand würde ich es immer wieder machen. Wenn es dann überstanden ist und dieses kleine Wesen auf dem Bauch liegt, das wiegt alles wieder auf.