Heute sind meine Mama und ich aus dem Krankenhaus entlassen worden, und mein Papa hat uns nach Hause gebracht, nachdem wir alle gemeinsam im groooooßen Kaufhaus für uns einkaufen waren. :-D Meinen ersten Einkauf habe ich auch schon toll gemeistert. Ich war in meinem Maxi Cosi total ruhig und hab' - wie auch schon in Papas Auto - schön geschlafen.
Nachdem wir die letzten Tage in der Uniklinik - in der wir super versorgt und unterstützt worden sind - gelegen haben, kommen wir endlich dazu, einmal ausführlich zu berichten, wie das eigentlich mit der Geburt war.
Aaaaaalsoooo... :sigh:
Meine Mama hat sich gefragt, ob ihre Übelkeit, die sie am Donnerstag und Freitag verspürt hat, bereits ein Vorzeichen der Geburt war, aber das kann man nicht wissen. Ein menstruationsartiges Ziehen im Rücken hatte sie seit Donnerstag auch ab und an. Am Freitag hat sie gegen 15 Uhr über eine Email ihrer Cousine gelacht und dachte, dass sie sich wegen der Schwangerschaftsinkontinenz mal wieder eingepieselt hat. Außerdem hatte sie am Freitagabend den totalen Fressanfall und hat wirklich eklige Sachen gemischt - Radieschen auf Vanille-Joghurt auf Sardinen mit Chili und so weiter -, was sie in der Schwangerschaft vorher noch nie so gemacht hat. Das mit dem "Einpieseln" wollte am Freitag dann auch gar nicht mehr enden - am Abend hat sie bestimmt fünfmal die Unterwäsche gewechselt, aber nahm es immer noch nicht ganz so ernst. Anstatt ins Krankenhaus zu fahren, räumte sie erst einmal die Abstellkammer - die bis dahin sehr wüst ausgesehen hatte - auf und räumte alle Sachen, die ich am Anfang nach meiner Geburt gebrauchen kann, in mein Kinderzimmer. Sie sortierte alles noch schön aus und in meinen Schrank ein. Dann schaute sie die Kliniktasche noch einmal durch - für den Fall, dass sie die doch mal bald brauchen könnte. Also - meine Mama hat an dem Abend noch ganz schön was geleistet, während sie immer wieder die Unterwäsche wechseln musste, weil das irgendwie gar nicht mehr mit dem "Einpieseln" aufhören wollte.
So gegen 22.30 Uhr konnten dann ein paar Leute im Schwangerschaftsforum meine Mama davon überzeugen, mal ins Krankenhaus zu fahren, weil auch meine Mama dann schon überlegte, ob es doch ein Blasensprung sein könnte. Es war nur so anders als sie sich das nach Beschreibungen anderer vorgestellt hat. Der Ausfluss war ganz klar, roch nicht weiter andersartig, und es kam halt nur so tröpfelchenweise. Bei anderen hat es ihrer Beschreibung nach einfach nur platsch gemacht, und dann wussten sie auch gleich, dass es ein Blasensprung war. War halt etwas anders bei meiner Mama. :shrugsreal:
Also rief sie eben meinen Papa an. Der war zum Glück sowieso in der Nähe und kam dann gleich vorbei, um sie abzuholen. Dieses Mal nahm sie dann doch mal ihre Kliniktasche mit - was sie sonst nie gemacht hat, obwohl das nicht der erste nächtliche Krankenhausbesuch wegen Anzeichen der bevorstehenden Geburt war. Sie nahm das Ganze aber selbst am Freitag noch nicht so richtig ernst - sie hat nämlich dann doch vergessen, auch noch ihren Waschkram einzupacken. :-P
Na gut... Mein Papa nahm das alles wohl auch wieder nicht ganz so ernst. Meine Mama hielt sich ja aber immer schon etwas zurück, weil sie nie unnötig Pferde scheu machen wollte. Wenn sie dabei das Gefühl hatte, dass er denkt, sie macht nur wieder die Weltgeschichte verrückt, dann dachte sie eben, dass sie da jetzt beide halt durch müssen. Ist ja auch besser so, sich einmal mehr als zu wenig untersuchen zu lassen. Gott weiß, was gewesen wäre, hätte meine Mama am Freitagabend alle Anzeichen ignoriert...? :lol: Vielleicht hätte sie mich in der Nacht dann auch noch ganz alleine zu Hause zur Welt gebracht.
Im Krankenhaus wurde dann das CTG noch einmal geschrieben. Alles unauffällig. Es sah aus wie noch am Morgen bei der Voruntersuchung. Wehen, die auf eine nahende Geburt hindeuteten, hatte meine Mama nicht. Der Muttermund hatte sich auch nicht verändert - er war immer noch etwa ein Finger breit, etwa 1 cm, wie schon seit dem 8. April. Meine Mama hätte beim CTG auch noch nicht gedacht, dass es bald mit den Eröffnungswehen losgehen könnte. Alle waren gelassen - auch das Krankenhauspersonal. Ich glaube, selbst das Personal hat die Geschichte mit dem Verdacht auf den Blasensprung nicht so ganz ernst genommen, weil meine Mama halt grundsätzlich keine Wehleidigkeit vortäuscht, solange sie nicht im Sterben liegt. (Außer es geht um Nadeln. :eek:)
Als eine der Frauen den Bauch untersuchte und im Becken meinen Kopf wackelte, merkte meine Mama gleich wieder, wie ihre Hose voll lief. Das sagte sie auch, dass Kopfwackeln Ausfluss erzeugt. Irgendwann kam dann aber auch mal bei der Untersuchung Blut, und dann sagte die Ärztin endlich, dass man jetzt nicht mehr den Fruchtwassertest durchführen müsse, weil jetzt klar sei, dass das ein Blasensprung ist. Meine Mama überkam irgendwie dann die Panik, und sie fragte, ob das bedeute, dass sie vor der Geburt das Krankenhaus nicht mehr verlassen würde. Die Leute sagten dann, so sei es. Da fing meine Mama an zu weinen, weil sie endlich begriff, dass die Geburt jetzt wirklich nicht mehr lange dauern würde - auch wenn sie immer noch keine Wehen hatte. :eek: Sie hatte dann doch mal Angst vor der Geburt.
Die Hebamme sagte, nach einem Blasensprung bekomme man normalerweise innerhalb von 48 Stunden sein Kind. Man würde meine Mama dann erst einmal noch in der Nacht schlafen lassen, damit sie Kraft tanken kann, vorher würde das mit der Geburt sowieso nichts werden. Waren ja schließlich keine Wehen da... :eek:
Ja, aaaalsooo... hat meine Mama erst einmal einen Kreißsaal bekommen, in dem sie ans CTG gelegt wurde und schlafen können sollte. Mein Papa ist dann - das war so gegen 1 Uhr - erst einmal nach Hause gefahren, weil keiner dachte, dass in der Nacht noch viel passiert. Meine Mama bekam dann noch einen Einlauf, damit der Darm für die Geburt schon frei wird, und eine Kanüle, in die man während der Geburt zB Schmerzmittel und so spritzen konnte. Ein Zäpfchen bekam sie auch noch, damit der Muttermund weicher werden konnte.
Hmmmm, und dann haben die einfach das Licht fast ganz aus gemacht und dachten, dass meine Mama ja jetzt super schlafen können sollte. Aber irgendwie gingen dann die Wehen so langsam los. :hmmm: Das war so 1.44 Uhr - da war sie noch relativ entspannt. Die Hebammenschülerin kam noch einmal rein. Der sagte meine Mama, dass die Wehen losgehen. Da wollte die Schülerin ihr noch ein Schlafmittel geben, damit sie trotz der Wehen, die noch nicht sooooo schlimm waren, schlafen konnte. Sie ging aber erst einmal raus, um zu fragen, ob sie das machen soll.
Jaaaa, und dann wurden die Abstände zwischen den Wehen irgendwie immer geringer, und die Wehen wurden immer stärker. Gegen 2.09 Uhr war meine Mama zwar noch in der Lage, zwischendurch auf SMS zu antworten, aber es wurde schon grenzwertig. Livrierte fragte, ob sie kommen solle, aber meine Mama war noch in der Hoffnung, doch trotz Wehen schlafen zu können. Sie wurde aber schon etwas verzweifelter und antwortete:
<blockquote>Nein. Ich versuche zu schlafen, auch wenn die Schmerzen jetzt schon Hölle sind. Werd auch nichts mehr tippen. Ist gerade zu viel.</blockquote>
In den Minuten danach wurde es noch schlimmer, und die Wehen kamen mindestens im 5-Minuten-Takt, manchmal auch alle 1 bis 2 Minuten. Meine Mama schaute auf die CTG-Werte zu den Wehen, und sie merkte schnell, dass ab 60 die Wehen schon unerträglich wurden. Übrigens liegt der maximale Wert bei zwischen 80 und 100, und während der Voruntersuchungen hat man normalerweise nur Übungswehen, die bei rund 10 liegen können. 60 ist dann schon richtig bitter. Jedes Mal, wenn meine Mama sah, dass es sich wieder langsam von 40 auf 50 hocharbeitete, bekam sie vor der magischen 60 schon Schiss und fing schon fast vorher mit dem Wegatmen an. Das Wegatmen war dann aber nicht mehr wirklich feierlich - sie wusste manchmal nicht mehr, ob sie besser ein- oder ausatmen sollte. Es war ihr gesagt worden, sie sollte die Lippen beim Ausatmen entspannt lassen. Jahahaha, lass' mal die Lippen bei diesen Schmerzen entspannt... :lol: Das klingt dann manchmal mehr nach Spucken als Atmen. :eek:
Jaaaa, um 2.20 Uhr schickte meine Mama dann meinem Papa eine letzte Nachricht, die sie gerade noch so zwischendurch tippen konnte, obwohl sie eigentlich ja schon um 2.09 Uhr nichts mehr tippen wollte. Sie überlegte, ob sie ihn besser gleich anrufen sollte, aber - ehem - sie dachte noch immer, sie wolle lieber nicht die Pferde scheu machen, weil ja alle gedacht hatten, dass sie die Nacht noch durchschlafen würde. :eek: Danach fühlte sie sich nur irgendwie gar nicht mehr, aber vielleicht hatten die anderen ja doch recht... :eek: Sie hätte ja auch echt gerne noch geschlafen. Naja, also schickte sie an meinen Papa den versteckten Hilferuf, in der Hoffnung, der würde vielleicht die Pferde satteln und kommen, auch wenn sie es nicht so genau sagte:
<blockquote>Ich glaub nicht, dass ich die Nacht durchhalte. Die Wehen werden langsam fies und regelmäßig.</blockquote>
Übersetzt hieß das eigentlich in dem Moment:
<blockquote>Komm' sofort, verdammt nochmal! Ich bin kurz vorm Krepieren.</blockquote>
Aber sie hielt sich in der Wortwahl zurück, da sie ja nicht wirken wollte, als ob sie übertreibt, weil mein Papa ja sowieso immer wieder denkt, dass sie übertreibt, wenn sie sagt, dass was nicht in Ordnung ist.
Jooo, und mein Papa hat die SMS zwar noch im Halbschlaf gelesen, aber mal wieder gedacht, dass meine Mama "maßlos übertreibt". Was hätte er wohl gedacht, wenn sie geschrieben hätte, wie sie sich wirklich fühlte? :lol: Naja, jedenfalls schlief er wohl nach der SMS weiter... :sigh: War ja auch eigentlich so abgemacht, dass das Krankenhauspersonal ihn rechtzeitig informiert, weil er ja nur 15 Minuten mit dem Auto zur Uniklinik braucht. Das Problem war nur, dass das Personal auch noch nicht wusste, wie schlimm es meiner Mama eigentlich ging. Denn... sie wollte ja nicht die Pferde scheu machen, dachte, sie nimmt es nur etwas schwer, weil sich ja auch niemand weiter um sie kümmerte und das Ganze so ernst nahm wie sie eigentlich selbst. :eek:
Die Hebammenschülerin kam irgendwann dann auch mal mit dem Schlafmittel. Das trank meine Mama noch in der Hoffnung, doch noch schlafen zu können. Hätte ja sein können, dass die Eröffnungswehen wieder nachlassen, wenn sie das Schlafmittel nimmt... :shrugsreal: Was weiß sie denn, wie so eine Geburt verläuft und wie das mit den Wehen ist? War ja schließlich ihre erste Geburt. :hmmm: Die Schülerin gab meiner Mama auch noch zur "Entspannung" ein warmes Kirschkernkissen, das sie ans Steißbein legen sollte. Half in dem Moment irgendwie - ehm - überhaupt nicht...
Meine Mama hielt es dann irgendwie auch im Liegen nicht mehr aus, setzte sich dann teilweise auf die Liege, und dann verspürte sie auch den Drang, noch einmal trotz bereits erfolgten Einlaufs auf Toilette gehen zu müssen. Sie ging dann auch auf die Toilette, und da wollte sie am liebsten irgendwie nie wieder runter. Die Wehen kamen zwar weiter, aber sie hatte das Gefühl, dass sie auf der Toilette Erlösung finden konnte...
Weil das CTG schlechter schrieb, als meine Mama auf der Toilette saß, bemerkte das Personal, dass meine Mama nicht mehr im Kreißsaal, sondern im Badezimmer daneben war. Die Hebammenschülerin kam deshalb in das Badezimmer und lotste meine Mama dann doch wieder von der Toilette, weil sie es für keine gute Idee hielt, dass meine Mama sich auf der Toilette festsetzen wollte. :lol:
Okay, meine Mama folgte den Anweisungen und ging zurück auf die Liege. Die Hebamme kam dann auch rein und schaute sich den Muttermund an - er war bei ungefähr 3 bis 4 cm. Meine Mama fand das schrecklich, aber meine Hebamme meinte, das sei doch eine tolle Entwicklung. Hmmhmm, okay... :eek: Das war so gegen 3 Uhr. Und sie dachten immer noch, dass meine Mama das locker mit dem Schlafen - vor allem mit dem Schlafmittel - schaffen könnte. Meine Mama hat ja auch nicht versucht, weiter auffällig zu wirken. Sie hatte ja bloß hässlichste Eröffnungswehen, aber ansonsten war aaaaalles völlig in Ordnung... :lipsealed: :sickest:
Ja, das Personal ließ dann meine Mama - die noch kurz vorher sagte, dass sie eigentlich eine Wassergeburt haben möchte und man das vielleicht vorbereiten sollte - im Halbdunkeln zum Schlafen wieder alleine. War ja schließlich alles im Lot, kein Problem und so. Meine Mama litt dann ganz alleine vor sich hin, schaute die magische 60 auf dem CTG manchmal noch an und atmete weg, was das Zeug hielt. Sie brüllte manchmal schon leise vor sich hin, aber dachte bei sich dann, sie sollte mal nicht überdramatisieren, alles kein Problem, hmmhmm. :eek: Wer brüllt denn gleich?! :lol:
Zwischen den Wehen wirkte das Schlafmittel mittlerweile übrigens wie eine Droge. Meine Mama war teilweise dann wie weggeblasen, weil sie ja dieses Müdigkeitsgefühl hatte. Später sagte die Hebammenschülerin, dass es sein könnte, dass das Mittel gut war, weil meine Mama so wenigstens in den Wehenpausen entspannen konnte, was andere Frauen nicht können.
Das Brüllen wurde aber schon mit der Zeit etwas lauter, und irgendwie registrierte das Personal dann doch langsam mal das Leid meiner Mama. Hebamme, Hebammenschülerin und Ärztin kamen dann so vielleicht gegen 3.15 Uhr langsam mal rein und schauten erneut nach dem Muttermund. Komplett offen - innerhalb wirklich kurzer Zeit. Da kamen sie auch langsam mal in Stress. Sie sagten dann, meine Mama solle bei den Wehen jetzt kein Hohlkreuz mehr machen, sondern sich wie ein Igel einrollen. Gar nicht so einfach bei den Schmerzen. :eek: Aber sie hat es versucht. Irgendwann sagte meine Mama dann auch, dass es jetzt nicht mehr auf den Darm, sondern im Becken, Richtung Scheide drückt. Sie spürte dann auch bei einer Wehe plötzlich eine Reibung in dem Bereich, sie hatte es fast plastisch vor Augen, wie etwas Rundes gerade in einen Tunnel rutschte und sich seinen Weg bahnte. Da war ihr klar, dass das die erste Presswehe war, die sie gerade überstanden hatte. Von da an wusste sie irgendwie auch, dass das Ganze nicht mehr zu stoppen war, so sehr das Team im Raum noch sagte, sie solle nicht pressen.
Sie merkten es dann aber auch und sagten meiner Mama, dass sie sich jetzt mal richtig hinlegen und die Beine aufstellen sollte. Und wenn die Wehen kommen, sollte sie die Hände unter die Oberschenkel halten und dieser ganze Schnickschnack. Meine Mama hat irgendwie dann eigentlich nur noch auf Befehle reagiert und darauf vertraut, dass das schon alles richtig ist, was man ihr jetzt sagt. Sie fand die Presswehen dann eigentlich auch erst einmal erlösend, weil sie dann auch wusste, dass jede Wehe näher ans eigentliche Ziel führen würde. Das Personal informierte dann auch endlich mal meinen Papa. Meine Mama hätte da unmöglich noch was unternehmen können, um ihn zu informieren. Sie schaute auch schon lange nicht mehr aufs CTG. Sie hatte nur noch Wehen im Kopf und Atmen und irgendwann eben Pressen. In dem Moment hätte sie auch wahrscheinlich gar niemanden mehr registriert, der noch im Raum gewesen wäre. Es war teilweise alles nur noch <i>flash</i>artig für sie nachvollziehbar. Gott weiß, was irgendwer um sie herum gerade machte...
Waaaah, und dann irgendwann spürte sie einen ganz, ganz hässlichen Schmerz im Scheidenbereich. Sie dachte nur - <i>oh mein Gott, was machen die denn da?</i> Sie wollte ranfassen, aber man schob ihre Hand wieder weg. Meine Mama fragte, ob sie gerade geschnitten werde, aber sie weiß gar nicht mehr, ob da jemand geantwortet hat. Sie nahm es dann aber hin und dachte, da müsse sie jetzt einfach durch, was auch immer passiert. Und sie presste weiter, ohne weiter die Schmerzen zu kommentieren, die wirklich höllisch waren. Sie reduzierte sich darauf, den Schmerz mal wegzuschreien. Die Hebamme sagte, sie solle sie beschimpfen, aber meine Mama ist da nicht so, dass sie andere Leute beschimpft, die auch nur nichts dafür können. Meine Mama hatte übrigens gar keine Schmerzmittel bekommen. Für eine PDA wäre auch längst alles zu spät gewesen. :eek:
Später erfuhr sie, dass sie einen kleinen Damm- und einen Scheidenriss hatte. Den Dammriss hat sie nicht bemerkt, aber der Scheidenriss war echte Qual. Wäre der nicht gewesen, wäre die ganze Prozedur für sie im Nachhinein sogar noch erträglich gewesen. Die Presswehenphase war eigentlich okay.
Als meine Mama dann irgendwann dachte, dass ich irgendwie zu lange im Geburtskanal liegen könnte, entschied sie, wirklich alles an Kraft bei der nächsten Wehe zu geben, damit ich nicht vielleicht in der letzten Etappe irgendwelche Schäden erleide. Mit der nächsten schaffte sie es noch nicht ganz, mich rauszupressen, aber mit der übernächsten hat sie mir den entscheidenden Schups gegeben. Als der Kopf draußen war, war sie erst einmal erleichtert, und mit der nächsten Wehe kam dann auch der Rest. Sie haben mir auch die Nabelschnur, die einmal um meinen Hals gewickelt war, dann abgewickelt, hat meine Mama noch gesehen, als ich abgelegt wurde.
Ich schrie dann auch bald, aber meine Mama guckte noch nicht. Sie guckte erst, als man es ihr sagte. Man fragte sie dann auch, ob sie die Nabelschnur durchschneiden wolle. Da bedauerte sie, dass mein Papa noch nicht da war, weil er das doch machen sollte. Sie wollte dann auch nicht und hätte fast warten wollen, bis mein Papa da war. Aber man konnte mich ja auch nicht da liegen lassen und warten lassen. Das muss ja auch alles mal abgetrennt werden. Meine Mama hat dann doch die Nabelschnur selbst durchgeschnitten. Das fühlte sich voll komisch an - wie weicher Knorpel oder so oder echt fette Wursthaut. Naja.
Die Plazenta hat man dann auch noch rausgezogen - fühlte sich nicht weiter schlimm an. Man merkt halt, dass da noch so ein Gewabbel durchgezogen wird. Mitnehmen wollte meine Mama das nicht, obwohl es ihr angeboten wurde. Sie hat sich das Ding auch nicht angeschaut.
Dann kam auch endlich mein Papa an. Schaaade, dass er nur wenige Minuten zu spät war. Aber da war er ja trotzdem, um mich gleich zu begrüßen. Er hat auch viele Fotos von mir gemacht und ganz viel an dem Morgen noch mit mir gekuschelt, nachdem ich bei meiner Mama erst einmal auf der Brust gelegen hatte und auch zum ersten Mal angelegt worden war.
Ich wurde auch vorher noch untersucht - das war die U1. Da bekam ich zweimal einen <i>Apgar-Score</i> von 10. Richtig gute Werte! Leider sah man aber recht schnell, dass ich mit meinen Füßchen ein kleines Problem hatte - wahrscheinlich ein Haltungsschaden während der Schwangerschaft. Meine Mama hörte, während sie ewig genäht wurde, dass sie da irgendwas wegen der Füße redeten, und fragte dann, was mit den Füßen sei. Man drehte mich dann zu ihr und zeigte ihr meine Füße, sagte aber gleich, dass man das eventuell mit Massage wegtherapieren könne, das sei wahrscheinlich gar nicht so schlimm. Meine Mama war dann aber schon etwas traurig, naja.
Noch am gleichen Tag war sie auch mit mir in der Kinderorthopädie, um das klären zu lassen. Da wurde auch ein Ultraschall an meiner Hüfte durchgeführt, weil ja auch meine Mama schon einen Hüftschaden hat. Die Hüften sind aber noch okay, wenn auch nicht 100% perfekt. Man muss da nicht unbedingt was machen, aber meine Mama wickelt mich mal am Anfang noch breit. Die Füßchen mussten dann aber in Gips gelegt werden - der bis über die Oberschenkel reichte. Das haben sie auch gleich abends noch gemacht. Meine Mama hatte aber wohl etwas viel Blut verloren, und das viele Rumgerenne war wohl am ersten Tag etwas viel, weshalb sie kurz beim Gipsanlegen zusammenklappte. Aber ging bald wieder besser, nachdem sie etwas getrunken und sich hingelegt hatte.
Am Montag habe ich den Gips auch schon wieder abgemacht bekommen, weil die Füßchen doch nicht so schlimm sind. Das war nur direkt nach der Geburt erst einmal nicht so leicht, sie in die richtige Position zu strecken, nachdem ich so lange in einer schlechten Position im Bauch meiner Mama gelegen hatte. Wir müssen jetzt bloß etwas Physiotherapie die nächsten Wochen machen, und dann wird das hoffentlich wieder in Ordnung.
Bei der U2, die wir heute durchgeführt haben, war auch alles völlig in Ordnung mit mir. Mir geht es insgesamt ganz gut, und ich bin ein zufriedenes Baby. Außerdem - auch wenn Eigenlob stinkt - bin ich ein voll hübsches Baby. Ich werde bestimmt mal ein sehr hübsches Mädchen. :-D
Ach, übrigens hat das Kreißsaalteam meine Mama sehr für die Spontangeburt gelobt. Für Erstgebärende war das eine Glanzleistung. Die Hebammenschülerin meinte, dass meine Mama vielleicht mit den Schmerzen besser klarkam, weil sie ja wegen ihrer Hüfte schon viel an Schmerzen ertragen musste. Andere sind da viel weniger tapfer, weil sie vielleicht noch nicht besonders in ihrer Leidensfähigkeit strapaziert worden sind. :-)
Es gibt ja übrigens Mamas, die nach der Geburt die Bewegungen ihrer Kleinen im Bauch vermissen und sich wieder schwanger wünschen. So geht es meiner Mama nicht. Aber sie hatte am Anfang noch sowas wie Phantombewegungen - sie dachte, meine Füße treten immer noch an die Rippen, aber konnte ja schlecht sein. Das war kurios.