4.9.2011 (Sonntag)
Morgens wurde ich noch liebevoll von meinem Mann zum Frühstück geweckt. Nach dem Frühstück ließen wir den Tag langsam angehen und arbeiteten an der Wickelkommode (na ja er arbeitete und ich leistete ihm Gesellschaft :taquin: )- die ja immer noch auf ihre Fertigstellung wartete. Zwei Tage vorher habe ich noch Scherze gemacht, dass es auch nicht schlimm ist wenn die Kommode noch nicht fertig ist ich könne ja auch woanders wickeln.
Abends waren wir dann um 19:00 noch zum Grillen eingeladen auf dem Bismackturm. Der befindet sich im Wald und es ist schon ein kleiner Marsch dort hinauf. Aber mir ging es ja gut, wir machten langsam. Hunger hatte ich auch noch ordentlich- ich haute mir 3 Würstchen und jede Menge gegrilltes Toastbrot rein. Dann bemerkte ich das erste Ziehen im Rücken und musste mich mal kurz setzen. Es ging wieder und wir fuhren gegen 22:00 nach Hause. Das Ziehen im Rücken kam recht regelmäßig. Sind bestimmt nur Senkwehen dachte ich mir. Es wird gleich vorbei gehen. Die Abstände waren total regelmäßig alle 15 Minuten. Für meinen Mann war das alles auch recht plötzlich er meinte nur Oh- kommt ja schon echt regelmäßig der Schmerz, was?! und Wenn die Fruchtblase platzt fahren wir aber ins Krankenhaus. Ich hab dann nach Senkwehen gegooglet, da ich mir immer noch nicht sicher war, dass es richtige Wehen sind. (Badewannentest fehlgeschlagen- da keine Badewanne vorhanden).
Die Zeit zu Hause war echt sehr unruhig. Ich bin vom Sofa in die Küche vors Netbook aufs Klo (Verdauungsprobleme) dann sogar ins Bett na ja an Schlafen war nicht mehr zu denken. Mittlerweile war es dann 2:20 Wehenabstände 10 Minuten und sie werden intensiver. Nochmal schnell die Kliniktasche kontrolliert- ich war echt aufgeregt hab noch verzweifelt Schlappen gesucht, die ich dann gefunden und doch nicht eingepackt hab :FOU: . Ich konnte es nicht fassen dass es jetzt losgehen sollte. Wollte auch nicht zu früh ins Krankenhaus (hört man ja- beim ersten Kind gehen die Frauen meist viel zu früh in die Klinik) aber dann wurden mir die Schmerzen zu heftig und ich hatte auch Angst, dass der kleine Mann in mir Stress hat und das wollte ich auch abklären lassen, dass es ihm gut geht. Dann also meinen Mann geweckt (konnte eh nicht schlafen) und ab ins Krankenhaus. Die Straßen waren schön leer (ein Glück- Schatzi kann sich nicht über trottelige Autofahrer aufregen) und es war sehr nebelig. Ich wusste immer noch nicht ob ich gleich wieder nach Hause geschickt werde oder was da grad mit mir los ist. Konnte aber noch Witze machen und zwischendurch reden. Obwohl es von der Schmerzintensität schon echt heftig war. Da hab ich dann auch nur zu Schatzi gesagt, wenn das erst der Anfang ist, dann will ich gleich sofort ne PDA im Krankenhaus! (Einstellung zur PDA: Möglichst drauf verzichten weil ich recht gut Schmerzen aushalten kann. Andererseits kennt man den Wehen-Schmerz ja nicht und wenn ich eine brauche dann bitte ich halt drum).
3:30 Ankunft im Klinikum Bielefeld
Muttermunds- Untersuchung durch Hebamme. Ich war aufgeregt, was sagt sie nun?
Na herzlichen Glückwunsch, sie werden heute noch Mama! (Muttermund schon 3-4cm geöffnet) :shock: Ich sag nur Coooool :bravo: und schaue zu Schatzi der auch so genial aussah. Aber von wegen kreidebleich- knallrot ist er geworden. Der Moment war schon sehr emotional.
(Auf dem CTG waren nur Mini-Wehen Hügel zu sehen. Das hatte mich sehr überrascht. Ich hab da voll die Schmerzen und das blöde Gerät zeichnet nur so ein Huckelchen??? Ja sagt die Hebi, der Wehenmesser zeichnet am Bauch auf. Meine Wehen waren ausschließlich im Rücken. Egal wie die Kurve aussieht, die Wehen öffnen den Muttermund! Wow- toll. Mein Körper kann was. Da hat man doch gleich Vertrauen).
4:30 Untersuchung der Ärztin. Erstmal habe ich mich erschrocken, da ich die Ärztin irgendwo her kannte aber nicht genau einordnen konnte. Dann fiel es mir wieder ein, aus dem Klinikum bei mir in der Nähe (gegen das ich mich ja entschieden hatte obwohl es viel näher ist). Aber was macht sie denn hier? Bin ich im falschen Krankenhaus? Klar ich hab Wehen aber verrückt bin ich doch noch nicht?! Das war schon lustig dann haben wir sie auch drauf angesprochen, ob sie denn aus dem einen Krankenhaus abgewandert ist. Sie antwortete nur mit einem Zwinkern, Ja, aber sie ja anscheinend auch. Befund: Schätzgewicht 3060g. (Doch kein 4kg Kind. Juhuuu- das schaff ich).
5:55 Muttermund bei 6 cm
Die Wehen waren stark, aber auszuhalten. Schmerzmittel wollte ich nicht.
Dann empfand ich die ganze Situation als eine Berg- und Talfahrt. Mir war heiß dann wieder kalt. Schlecht und dann wieder nicht. Dann hatte ich Hunger- während der Wehe wieder keinen Hunger. Ich hatte Schmerzen während der Wehe dann wieder NICHTS in der Wehenpause. In der man sich fragt warum hab ich grad so gestöhnt? Ist doch nichts. Und dann kommt die Wehe wieder und man denkt sich Ah jaaaaa, das war das. Ich musste mich 2-3 Mal übergeben, dieses Schlechtheitsgefühl war schon unangenehm. Die ganze Schwangerschaft über musste ich ja nie brechen- dafür kommt das bei der Geburt, sagt die Hebamme dann bekomme ich einen Tropf (angeblich für die Übelkeit) als der durch ist fange ich auf einmal an zu singen. Jaha da waren irgendwelche Drogen drinne- bestimmt :saut: ! Aber egal- schlecht war mir zumindest auch nicht mehr.
Die Hebi sagt mir, ich soll locker bleiben. Ja das ist echt schwierig. Man ist dann schon sehr verkrampft. Aber wenn dir immer einer sagt, bleib locker dann machst du das irgendwann einfach. Sie hat uns viel alleine gelassen aber das war auch ok. Die Wehen konnte ich gut ertragen, mein Mann hat mich super gut unterstützt. Er hat das wirklich toll gemacht. Am Rücken während der Wehe leicht massiert und auch immer gesagt, dass ich mich locker machen soll. Er vermittelte mir Geborgenheit und Sicherheit (wie ja auch in anderen Lebenslagen auch). Man selbst fühlt sich während der Wehe hilflos. Man kann selber nichts tun, das ist ein bisschen blöd.
Ich dachte auch immer, dass ich während den Wehen total aktiv sein werde und rumlaufen wollen würde. Dann kam doch alles anders als erwartet, liegen war auf einmal TOLL. Aber darauf hatte ich mich ja auch eingestellt, es kommt eh anders als man es sich vorgestellt hat. Deswegen habe ich mich auch nicht so auf die Wassergeburt versteift. Wenn es nicht geklappt hätte wäre ich auch nicht traurig gewesen.
Zwischenzeitlich hatte ich mal kurz den Gedanken und was ist wenn jetzt gleich ein Geburtsstillstand kommt? (Die Wehenpausen kamen mir ewig lang vor; obwohl sie das nicht waren) da ich aber wusste, das mir dieser Gedanke ganz böse im Weg stehen könnte habe ich den schnell wieder verworfen und einfach wieder mehr Vertrauen in meinen Körper gefasst. Bis jetzt lief es doch auch wie am Schnürchen.
6:40 Fruchtblase geplatzt (ihhhh- das Gefühl ist auch ekelhaft. Es ist wirklich ein Platsch-Gefühl und ich bin froh, dass es nicht in unserem neuen Auto passiert ist :moque: ).
Und was passiert jetzt?
Dann eine sehr schmerzhafte Wehe. Dann das Ich will nicht mehr- ich geh jetzt nach Hause Gefühl (Erinnerungen an den GVK: das Gefühl ist ein SUUUPER Zeichen. Dann dauert es nicht mehr lange).
Inzwischen gab es einen Hebammenwechsel und Hebammen-Feldwebel Barbara (aus dem osteuropäischen Raum) war nun bei mir. Sie versuchte mir die Atmung zu erklären, aber ich konnte es echt nicht so gut umsetzen was sie von mir wollte.
Befund: Mumu auf Saum.
Danach sagt sie: Ach von so einer Sorte sind sie also Häääh??
Ich will jetzt ins Wasser!
Wenn sie ins Wasser wollen, dann müssen sie unbedingt darauf hören was ich ihnen sage. Sie können dann nicht einfach machen was sie wollen.
Na gut- ab in die Wanne (6:50).
Im ersten Augenblick hab ich mich nur gefragt, magst du das nun im Wasser? Gut? Resultat-> Jaaahaa Wasser schön. Dann gingen die Presswehen los. Meine Hände haben gekribbelt und ich fragte ob das normal ist. Das ist weil sie nicht richtig atmen war nur die Antwort. (Ich glaub sie ist echt fast an mir verzweifelt weil ich es nicht hinbekommen habe. Es tat mir so Leid!) Ich bemüh mich ja, aber es ist so schwer.
Presswehen waren nicht viel schlimmer als die Wehen davor. Aber erstmal muss man rausbekommen wo man pressen soll! Dann hab ich mir gedacht: Neee- pressen ist doof macht aua. Dann möchte man schnell wieder aufhören. Aber irgendwie muss man da jetzt ja durch.
Geschrien habe ich auch ziemlich doll. Mein Mann: Boah wenn das so weiter geht brauch ich gleich Ohropax. Und dann die Hebi immer: Nicht schreien, nicht schreien. Manno! Lass mich doch! Wenns mir gut tut? Aber sie meinte ich vergeude da zu viel Energie mit dem Schreien, was ich besser ins Pressen umsetzen sollte. So ganz rational gesehen mag das wohl wahr sein.
Dann hab ich die Hebi angeschaut weil sie mir grad was erklärt hat. Dann sagt sie Nicht gucken. Ja meine Güte nicht gucken, nicht schreien maaan die machte mich wahnsinnig. Dann kam sie immer mit los Mütterchen oder Mutti oder was sie immer gesagt hat. Genau Mutti war das Wort Mutti mach die Beine da hin looooooos Mutti. Ja mein lieber Feldwebel. Aber irgendwie haben wir dann doch ganz gut harmoniert. Ich brauchte das auch. Das einzige liebe was sie in den Stunden gesagt hat war (bezüglich meiner tollen (ironisch) Atmung): Wenn der Schmerz einen so überrollt ist das auch schwierig umzusetzen. DANKE- ja genau!
Aus dem GVK wusste ich auch, dass bei den Presswehen das Köpfchen immer ein Stückchen weiter raus kommt dehnt und dann wieder zurück rutscht. Und das konnte ich so stark merken. Bestimmt 5-6 Mal raus und wieder rein. Ein krasses Gefühl. Eklig und demotivierend (Hebamme aus GVK: man hat das Gefühl der Kopf geht da nie durch und genau so ist es auch). Ich hab immer nur gesagt: oh nein, jetzt geht er wieder zurück :pdr: aber dann muss man noch EIN Mal Kraft holen mein Mann sagt nur Schatzi du schaffst das!!! (jaaaa sag mir das- das tut gut) und dann ist der Drang zu Pressen am stärksten und dann sagt die Hebamme jetzt nicht mehr pressen NEEEEEIN. Ja Wieeee dachte ich? Du kannst mich mal :rigole: !
Noch eine Presswehe und der Kopf war da und der Körper auch. Die ganze Zeit über hatte ich jetzt die Augen zu aber genau in dem Moment gucke ich und ich seh im Wasser mein Baby, Barbara nimmt ihn raus und legt ihn mir direkt auf den Bauch. Ich sag nur: Mein Baby ist da, mein Baby ist da das war ein unfassbarer Moment :bebe: . (7:18). Unwirklich. Geheult hab ich aber nicht. Die körpereigenen Endorphine (LSD-Cocktail) sind toll. Man fühlt sich irgendwie wie im Film. Mittendrin und doch nicht da.
Dann bekam ich noch das Oxytocin- Zeug damit die Nachgeburt schneller raus kommt (was ich ja eigentlich nicht haben wollte diese Chemie) aber in dem Moment dachte ich, jetzt ist auch egal Hauptsache der Rest kommt jetzt auch noch schnell raus. Dann fragt Barbara mich ob ich die Plazenta sehen will. Ach nee muss nicht sein meinte ich. Und auch nicht mitnehmen.
Dann war der Kreislauf ein bisschen im Eimer aber irgendwie hatte ich das Gefühl ich wurde aus der Wanne verscheucht. Lassen sie sich Zeit- aber los schwupps raus
Und dann fragte ich, ob viel passiert ist (Verletzungen) na ja kein Schnitt aber eben ein Riss. Falko hat sich eben so viel Platz gemacht wie er brauchte. Perfekt, genau so wollte ich es auch. Dann kam mein lieber Feldwebel und hat mich ohne Betäubung! genäht. Angeblich könnte sie das nicht betäuben. Ich hatte ja auch noch meine Piercings drin (Intim& Bauch; nicht geschafft/ dran gedacht die raus zu machen) und da dachte Barbara bestimmt auch, wenn das Mädel sich da unten nen Piercing machen lässt, dann näh ich die einfach ohne Betäubung *pah*! Und ich dachte mir währenddessen: die arme Barbara hatte es so schwer mit mir weil ich so schlecht mitgearbeitet habe, das habe ich jetzt auch nicht anders verdient, dass sie das nun einfach so näht.
Derweil hatte der Papa seinen Sohn auf dem Arm und war mega mäßig stolz. Die beiden haben sich angeschaut und Falko war so friedlich. Papa hat auch alles um sich rum vergessen.
Zum Ausruhen wurde ich in ein Nebenzimmer geschoben. Dann lag ich da mit meinem Baby auf dem Arm und dachte mir: Das war gut, das können wir morgen noch mal machen :vache: :vache: :vache: .
Nach einer Stunde hat auch gleich der erste Stillversuch geklappt- auch das flutscht. Ein Glück. Das war mir so wichtig. Mein Kind ist ein Natur-Talent.
Tja so schnell kanns gehen. Wir alle haben gar nicht damit gerechnet dass es so schnell los geht. Ohne Himbitee oder anderen Hausmittelchen gingen auf einmal die Wehen los. (Ich bin ja der festen Überzeugung, dass die Wehen-Fördernden-Würstchen Schuld waren).
Was auch noch ganz toll war bei unserer Geburt war ja eine Hebammen-Schülerin dabei. (Ich hatte vorher zugestimmt als sie mich fragte ob sie dabei sein dürfte). Als ich dann aus dem Kreissaal geschoben wurde bedankte sie sich bei mir für die schöne Wassergeburt, so was habe sie noch nie gesehen. Das hat mich irgendwie voll berührt.
Ich hätte auch nie gedacht, dass meine Geburt so schön wird. Ich hab mich halt mental gut drauf vorbereitet das meiste ist echt Kopfsache. Das einzige was im Nachhinein (noch) besser hätte laufen können ist die Atmungs- Geschichte. Im GVK haben wir das nämlich nicht gemacht. Weil meine Hebamme meinte, es bringt nichts wenn man 3 Stunden lang da sitzt und atmet. Sie meinte auch es gäbe Kurse in denen 50% der Zeit geatmet wird, sie das aber nicht für sinnvoll hält. Vielleicht hätte mir das ganz gut getan.
Es ist so ein Geschenk, dass unser kleiner gesund ist. Darüber bin ich soooooo froh.
Ich bin so verliebt in ihn :love: . Mit Worten kann man die Gefühle gar nicht ausdrücken. Aber die Schon- Mamis wissen ja was ich meine und die Bald-Mamis werden es schon sehr bald erfahren. Ich wünsche wirklich jedem so eine schöne Geburt.
Daten:
Geburtsdatum= 5.9.2011 (Ursprünglicher ET 11.09.2011; geändert auf den 17.09.2011)
Gewicht= 3170g
Größe= 51cm
Kopfumfang= 34,5cm