Hallo Ihr Lieben,
ich brauche Hilfe! Schon vor Jahren spukte der Gedanke in meinem Kopf herum, wie schön es sein muss, Kinder zu haben. Mittlerweile wird der Gedanke immer hartnäckiger, und es vergeht kein Tag mehr, an dem ich nicht darüber nachdenke. Aber ich habe Angst.
Angst, dem Muttersein nicht gewachsen zu sein, Angst auch, finanziell überfordert zu sein. Würde ein Kind jetzt in unsere Situation passen?! Für viele von euch ist das sicherlich eine Frage, die sich von selbst beantwortet: Wenn man es sich wünscht, ja! Für mich ist das nicht so einfach. Schließlich ist ein Kind kein Haustier (für euch natürlich auch nicht), für das man sich entscheidet und das man nach Wochen, Monaten oder sogar Jahren abgeben könnte oder wollte, wenn etwas nicht klappt. Ich will aber, das alles klappt. Das Kind soll geliebt werden, nichts entbehren und glücklich sein dürfen. Ich möchte nicht, dass ihm etwas fehlt, sei es Liebe, Aufmerksamkeit oder auch Materielles. Ich rege mich jedes Mal auf, wenn ich mitbekomme, dass ganz junge Mädchen oder Menschen in schlechten Verhältnissen Kinder bekommen oder auch arme Menschen. Natürlich haben die auch ein Recht auf Familienglück, aber auf mich wirkt das immer so sorglos, so unbekümmert so verantwortungslos.
Im Grunde habe ich sogar Angst vor der Schwangerschaft. Ich bin ein emotionaler Mensch und bekomme allein bei dem Gedanken, dass ein kleines Menschlein in mir wachsen könnte, Schmetterlinge im Bauch. Was also, wenn ich eine Fahlgeburt hätte oder bei der Bestätigung, ich sei schwanger, den Kopf verliere und in Angst ersticke???
In meinem Kopf geht alles drunter und drüber. Das macht mich wütend und stört mich sehr, denn sonst bin ich ein Mensch, der nicht vor Entscheidungen wegläuft.
Mein Mann und ich sind jetzt fast zwei Jahre verheiratet und fast acht Jahre zusammen. Ich (24) arbeite Vollzeit, während er (noch 29) einen Minijob macht. Für ihn ist es auch schwer, eine Vollzeitstelle zu finden, da er keine abgeschlossene Ausbildung hat. Das bedeutet, dass ich nach der Geburt wieder Vollzeit arbeiten müsste, weil es für mich auch in weniger Arbeitsstunden möglich ist, das benötigte Einkommen heranzuschaffen. Ich bin Anwaltssekretärin.
Und hier kommen schon wieder die Ängste ins Spiel. Wir haben jetzt schon so gut wie kein Geld mehr übrig, haben eine Auto gekauft, dass wir noch abbezahlen müssen. Was bedeutet das für das Kind? Können wir es uns überhaupt "leisten" Familienzuwachs zu bekommen? Wie viel (und vor allem wie lange) bekommen wir vom Staat?
Außerdem müssten wir umziehen. Wir wohnen in einer kleinen 1,5-Zimmer-Wohnung, was für uns immer ok war, wir hängen sowieso immer aufeinander. Aber ein Kind bekommen? Dafür ist die Wohnung zu klein. Also die nächste Frage: Wie sind die Wohngeldsätze? Wenn wir in eine 3,5-Zimmer-Wohnung ziehen, bekommen wir dann Wohngeld? (WBS würden wir bekommen, habe ich schon herausgefunden)
Es ödet mich an, dass ich Vollzeit arbeiten gehe und trotzdem auf den Staat hoffen muss, wenn ich mir ein Kind wünsche. Es stört mich sowieso, so bald nach der Geburt wieder so viele Stunden von meinem Kind getrennt zu sein. Andererseits: Ich liebe meinen Mann, für mich kommt kein anderer in Frage und ein Leben ohne Kinder kann ich mir nicht vorstellen. Es ist auch nicht so, dass er nicht Vollzeit arbeiten will, aber das bedeutet, geht man vom benötigten Einkommen aus, für ihn Wechselschicht, 12-Stunden-Arbeitstage, Wochenendarbeit, Nachtarbeit. Ich habe schon einmal erlebt, wie es dann ist. Das hat mir nicht gefallen, zumal ich mich für dasselbe Geld nur 8 Stunden am Tag in ein Büro setze - mit regelmäßigen, vertretbaren Arbeitszeiten. Irgendwie habe ich aber das Gefühl, dass es mir eher zusteht, bei dem Kind zu bleiben, einfach, weil ich die Mutter bin. Obwohl ich glaube, dass er ein wunderbarer Vater wäre. Er allerdings zweifelt daran, obwohl es sein kann, dass ich ihn mit meinen Selbstzweifel angesteckt habe. Komischerweise war bei mir der Kinderwunsch schon länger da, ich wollte ihn aber nicht drängen und habe darum nichts oder fast nichts gesagt. Dann meinte er letztens, er werde ja nun bald 30 und wolle noch mit seinen Kindern toben können und einfach noch nicht zu alt sein. Er wünscht sich, dass ich demnächst die Pille absetze.
Und im Grunde wünsche ich mir das auch. Vielleicht haben einige von euch die letzte Folge von SATC gesehen, da kamen Carrie und Big wieder zusammen usw. Wenn überhaupt, waren die meisten davon gerührt, dass die beiden sich gefunden haben. Ich hingegen hatte Tränen in den Augen, als Charlotte und ihr Mann die Adoptionszusage bekamen. Im Grunde erschreckt es mich auch, dass diese Muttergefühle bei mir so stark geworden sind, damit hätte ich nicht gerechnet.
Ich weiß natürlich, dass wir letzten Endes diese Entscheidung allein treffen müssen, und wenn ich nach meinem Herzen gehe, ist sie auch schon gefallen, aber mein Verstand findet immer wieder neue Schwierigkeiten. Also, könnt Ihr mir helfen? Beantwortet meine Fragen, erzählt von Euch, sagt mir, wie Ihr es machen würdet!
Danke, (allein schon, dass ich mir das mal von der Seele schreiben konnte),
Calistra