Hallo, ich bin neu hier und ich möchte einmal meine kurze Geschichte zu dem Thema Abtreibung erzählen. Wie es dazu kam, es mir damit gerade geht, welche Ängste und bedenken ich habe.
Ich bin 21 Jahre alt und habe am 11.10. erfahren das ich in der 7. Woche schwanger bin. Für mich war das ein großer Schock, da mein Freund und ich (sind seid 2 Jahren zusammen) damit überhaupt nicht gerechnet haben. Wir haben immer aufgepasst das wir in diese Situation nicht kommen und doch sind wir in dieser Zwickmühle geraten, in der wir nicht wussten, wie wir das nun bewältigen sollen. Mein Freund ist 6 Jahre älter und studiert derzeit noch, ich bin auf der Suche nach einer Ausbildung und wir hatten wirklich viele Diskussionen, ob wir es behalten oder nicht. Ich war der festen Überzeugung das ein Abbruch für mich nicht in frage kommt, mein Freund allerdings bestand darauf. Die Gründe weshalb konnte ich direkt verstehen. Jeder Mensch oder alle werdenden Eltern wollen ihrem Kind etwas bieten, das können wir beide nicht. Wir haben beide kein Einkommen, wohnen nicht zusammen, sind immer noch von unseren Eltern "abhängig" und stehen einfach nicht im Leben, das waren unsere Motive weshalb wir uns letztendlich doch für den Abbruch entschieden haben. Sicher kann man sagen, das es für alles Lösungen gibt, aber letztendlich sind wir ja die werdenden Eltern und wollen das selber schaffen, ohne Abhängigkeit von anderen.
Die letzten Wochen waren somit für mich die schlimmsten Wochen in meinem Leben und ich habe wirklich schon viel mitgemacht. Ich litt von meinem 14 Lebensjahr bis zum 19 Lebensjahr an Depressionen und kann behaupten seid 2 Jahren wieder stabil zu sein. Habe mir damals selber Steine in den Weg gelegt wo die Schule drunter litt und konnte nun endlich etwas mit sehr gutem Erfolg abschließen, was mir hilft im Berufsleben voran zu kommen und wie es das Leben so will kommt genau dann, wenn die Welt inordnung scheint ein großer Knall und wirft alles durcheinander. Ich glaube ich hab noch nie so viel geweint und obwohl mein Freund noch einen Teil meiner "dunklen Vergangenheit" mit Suizid Drohungen mitbekommen hat, hat er mich noch nie so in mich zusammenbrechen sehen.
Der Gedanke an den Termin zur Abtreibung bzw. selbst schon zu dem Vorgespräch, wo ja noch gar nichts passiert hat mich in Tränen ausbrechen lassen aber ich muss sagen, ich habe wirklich Glück gehabt das sich mein Freund so gut in dieser Zeit um mich gekümmert hat, denn ich war tagelang zu nichts in der Lage.
Als dann nun der Termin anstand, das war am 26.10. habe ich mich bei meinem ungeborenen Kind entschuldigt, mir selber die Gründe erzählt und das es besser ist, auch wenn ich es gerne behalten hätte, aber es ist einfach die bessere Entscheidung, für mich, denn ich habe selber genug Probleme, für meinen Freund der in seinem bald anstehenden Beruf Fuß fassen muss und vor allem für das Kind, welches irgendwie fehl am Platze wäre und dieses Gefühl hat, finde ich, kein Kind verdient.
Wir haben uns gegen einen medikamentösen Eingriff entschieden, da wir das irgendwie zu persönlich empfanden. Mir war es wichtig das ich von dem Eingriff nichts mitbekomme. So war es dann auch, mein Freund begleitete mich zu der Gynäkologischen Praxis und blieb dort die ganze Zeit bis ich entlassen wurde an meiner Seite. Der Eingriff ist laut dem Arzt gut verlaufen, meine Nachuntersuchung beim Frauenarzt hab ich allerdings erst am Freitag (02.11.)
Der Eingriff ist jetzt somit 5 Tage her, meine größte Angst ist derzeit, das ich irgendwann, wenn wir Kinder haben wollen es irgendwie Schwierigkeiten geben könnte, wegen der Abtreibung, oder ich einfach keine Kinder mehr bekommen könnte.
Meine Gefühle fahren immer noch etwas Achterbahn. Derzeit bin ich gerade zuhause und versuche mich abzulenken. 2 Tage nach dem Eingriff war es emotional gesehen sehr extrem ich habe nur geweint, fühlte mich leer und habe mich gefragt ob es jetzt wirklich richtig war das zu tun. Ich bin ein Mensch der Kinder wirklich über alles liebt und deshalb fällt mir das derzeit auch alles jetzt so schwer.
Ich weiß ja nicht wie viele hier mitlesen, die eben schon die Erfahrung gemacht haben, diese noch am verarbeiten sind, oder die Verarbeitung schon abgeschlossen haben, aber auch wenn ich jetzt gerade guter Laune bin, zwischendurch wieder traurig so frage ich mich doch jetzt schon, wie es sich anfühlt, wenn der voraussichtliche Entbindungstermin kommt. Bei mir wurde errechnet das das voraussichtlich der 03.06.2013 wäre. Ich muss ehrlich sagen ich hab echt Angst vor dem Tag, denn eigentlich hätte man zu dem Zeitpunkt seinen kleinen Wurm auf dem Arm und für mich wird dieser Tag eben so sein wie jeder andere auch, nur die Gedanken das es anders hätte sein können, werden da sein.
Ich habe mir immer früher ausgemalt, das der Tag an dem ich mal erfahre, das ich Schwanger bin, der glücklichste Tag in meinem Leben wird, aber das wurde alles zum großen Chaos, ich hoffe das bei der nächsten Schwangerschaft alles besser wird. Mein Freund meinte natürlich das es das wird, aber man hat eben immer im Kopf was passiert ist.
Abschließend kann ich sagen, auch wenn es mir jetzt nur den Umständen entsprechend - mal mehr oder weniger - gut geht, glaube ich, das es richtig war, auch wenn ich das immer noch anzweifle.
Ich kann denen die sich unsicher sind, was sie tun sollen nur raten sich genügend Gedanken zu machen und sich dafür zu entscheiden, was sie für das Kind am besten halten. Ich weiß das ich Kinder liebe, später welche haben werde und unter einem anderen Umstand das Kind nie abgetrieben hätte, aber ich habe letztendlich nicht das getan was für mich das beste ist, sondern das für das Kind. Ich möchte meinem Kind etwas bieten können, dafür zeit haben und es nicht an Oma und Opa abschieben.
Die Abtreibung an sich, ist nicht schlimm, das habe ich gelernt, nur das danach kann echt sehr schlimm sein und es ist echt von Vorteil, wenn man jemanden hat dem man sich anvertrauen kann, das man nicht alleine ist und das man von so vielen Seiten wie möglich unterstützt wird. Mein Freund und mich hat diese Erfahrung sehr zusammengeschweißt und ich hab ihn in dieser kurzen Zeit, obwohl wir schon 2 Jahre zusammen sind, neu kennengelernt, im positiven.
Das war oder ist meine kleine Geschichte und ich hoffe das ich dies irgendwann so verarbeitet hab, das ich damit leben kann.