Fast jede werdende Mutter und jeder werdende Vater hat Angst, dass das Kind, was da heranwächst, behindert oder krank sein könnte.
Die wohl bekannteste und am häufigsten auftretende chromosomal bedingte Behinderung ist die Trisomie 21 (Down-Syndrom).
Durch eine Reihe vorgeburtlicher Untersuchungen ist es heutzutage möglich, die Wahrscheinlichkeit für ein Kind mit Down-Syndrom anzugeben und durch eine Untersuchung kindlicher Zellen, die meist durch eine Amniozentese gewonnen werden, kann mit nahezu 100%tiger Sicherheit festgestellt werden, ob das Baby ein Chromosom mehr hat, als andere Menschen.
Die Sorge vor einem Leben mit einem behinderten Kind ist verständlich und niemand wird bestreiten können, dass das Familien- und Alltagsleben andere, oft schwierigere Problemsituationen mit sich bringt, wenn ein Kind mit Down-Syndrom in eine Familie kommt. Das ist so, aber es ist nicht nur so ;-)
Statistisch gesehen entscheiden sich in Deutschland 95 von 100 Eltern nach der vorgeburtlichen Diagnose eines Down-Syndroms bei ihrem Kind für dessen Abtreibung; die Frauen müssen die Kinder in vielen Fällen tot gebären, weil sie zum Zeitpunkt einer sicheren Diagnose bereits recht groß sind.
Da es bei Abtreibungen behinderter und kranker Kinder (anders als bei Abbrüchen in den ersten 3 Schwangerschaftsmonaten) nicht vorgeschrieben ist, eine Schwangerschaftskonfliktberatung aufzusuchen und danach eine bestimmte Bedenkzeit zu nehmen, werden viele Schwangerschaftsabbrüche noch am Tag der Diagnosestellung vorgenommen, die meisten in den nächsten Tagen danach und somit noch in der akuten Schockphase. Jeder, der mal geschockt war weiß, dass es nahezu unmöglich ist, in dieser Situation einem klaren Kopf zu behalten, geschweige denn rationale Entscheidungen zu treffen.
Die werdenden Eltern werden jedoch in dieser Phase leider sehr oft von Ärzten oder der Familie gedrängt, eine schnelle Entscheidung zu treffen und nehmen sich nur selten die Zeit, sich umfassende und aktuelle Informationen über Trisomie 21 und das Leben mit einem betroffenen Kind zu besorgen und auf der Grundlage von Informiertheit und Wissen eine rationale Entscheidung zu treffen.
Lange Rede, kurzer Sinn: Ich bin keine Gegnerin der Abtreibung, das möchte ich ganz klar feststellen, denn Selbstbestimmung ist mir selbst wichtig und ich stehe sie auch anderen Menschen zu. Dennoch denke ich, dass man mit einer Schwangerschaft schon Verantwortung für das Kind übernimmt. Selbst wenn es noch nicht geboren wurde, so denke ich doch, dass auch ein Kind mit Behinderung es wert sein muss, sich über seine Chancen und Möglichkeiten zu informieren und das Gespräch mit Eltern zu suchen, die bereits ein Kind mit dieser Behinderung haben:
Speziell für werdende Eltern, die vorgeburtlich die Diagnose Trisomie 21 (Down-Syndrom) für ihr Baby bekommen haben, wurde eine Website eingerichtet, die Rat. Information und Hilfestellung bei der Entscheidungsfindung (abtreiben? austragen? Adoptionsfreigabe?) geben möchte.
Es gibt dort allgemeines zu Down-Syndrom zu lesen und es ist z.B. möglich, sich über die Seite Kontakt zu Familien aus seiner Umgebung vermitteln zu lassen, die bereits ein oder sogar mehrere (Pflege- / Adoptiv-)Kinder mit einem Down-Syndrom haben. Es erfordert Mut, sich das Leben mit einem solch besonderen Kind einmal "live" anzusehen und sich im persönlichen Gespräch mit den Familien betroffener Kinder über Trisomie 21 zu informieren. Doch es ist im Grunde das beste und naheliegendste, was man in seiner Situation tun kann: Denn wer wüsste besser, wie das Leben mit einem Kind mit Extra-Chromosom 21 sein kann, als deren Eltern, Geschwister und Großeltern.
http://ds-info-zentrale.de
Eine gute Sache wie ich finde, auch FrauenärztInnen sollten sich diese Adresse meiner Ansicht nach notieren um werdenden Eltern im Bedarfsfall eine kompetente Anlaufstelle nennen zu können, damit sie eine tragfähige Entscheidung für oder gegen ihr Kind treffen können. Noch immer ist es jedoch so, dass auch in vielen studierten Arztköpfen veraltete Bilder von Menschen mit Down-Syndrom herumgeistern, die längst überholt sind.
Vielleicht hat ja die ein oder andere von euch den Mut, ihrem Frauenarzt die Adresse der Down-Syndrom-Info-Zentrale mitzubringen oder in den Briefkasten zu legen.
Das wollte ich nur mal "loswerden"
Liebe Grüße
Sabine
P.S. Für näher Interessierte: Viele gute Infos über Down-Syndrom gibt es z.B. auf der gut vernetzen Website http://down-syndrom.de
Für alle am Thema Down-Syndrom Interessierten, seien es (werdende) Eltern, MedizinerInnen, PädagogInnen, StudentInnen o.ä., gibt es über diese Seite (Rubrik: Mailingliste) die Möglichkeit, sich kostenlos und absolut unverbindlich einer DS-Mailingliste anzuschließen!
Eine richtig gute Sache: Infos von Eltern, ÄrztInnen, StudentInnen usw., Diskussion, Hilfestellung, Rat, Kontakte... Was will man mehr???
Man kann aktiv mitschreiben, oder passiv lesen und die Liste jederzeit wieder abbestellen. Das geht genauso schnell wie die Anmeldung ;-)