Hallo an alle,
ich bin 21 Jahre alt und hatte bislang 3 Fehlgeburten.Bislang deshalb,weil ich die Angst habe,nie ein Kind zur Welt zu bringen.Ich habe nie den Mut aufgebracht über meine Geschichte zu sprechen/schreiben,aber nun ist meine ältere Schwester schwanger und ich glaube langsam alles aufarbeiten zu müssen.Es gibt jedoch so viele Fragen in meinem Kopf.Hier kurz meine Geschichte:
Das erste mal wurde ich mit 16 schwanger.Damals ging ich noch zur Schule und das alles passte mir nicht wirklich in den Kram.Ich war auch erst ca. ein einhalb Jahre mit meinem Freund zusammen.All meine Gedanken drehten sich um meine Familie und was sie sagen würden.Ich brachte es 2 Wochen nach dem positiven Test übers Herz und sagte es meinen Eltern,meine Mutter kam mit zum FA,dieser stellte eine Schwangerschaft in der 9.Woche,aber keinen Herzschlag fest.Ich freute mich ja nicht wirklich schwanger zu sein,aber diese Diagnose trieb mich zum Wahnsinn.Im Krankenhaus wurden weitere Untersuchungen angestellt,jedoch keine Herztöne gefunden.Der Arzt sagte zu mir:"Das, was wir das sehen,ist lebloser Salat,der raus muss."Ich wusste nicht was da auf mich zukam.Ich wurde in ein Zimmer mit 2 Schwangeren gebracht.Es war die Hölle.Man redete nicht wirklich mit mir,vielleicht dachten Sie ich verstände das alles nicht.Ich wurde ausgeschabt,verbrachte eine Woche mit den 2 sich freuenden Schwangeren und verdrängte alle Gedanken an den Tod meines/unseres Kindes.Bei den weiteren Terminen bei meinem FA erfuhr ich nicht wirklich,was da los war und ich war viel zu schüchtern zu fragen.Ich dachte ich bin an dem schuld,weil ich diese Gedanken hatte und mich nicht freute.Ich beschloss so zu tun als wäre nichts geschehen und das taten alle anderen auch.Mit 17 und kurz vor dem Abi stehend,beschlossen mein Freund und ich,es ein zweites Mal zu versuchen.Ich wurde beim ersten Anlauf schwanger und diesmal bereitete ich mich auf alles vor.Ich machte mir freudige Gedanken,Fehlgeburten kamen dabei nicht vor.Ich weihte meine Eltern und alle Verwandten ein,denn diesmal sollte nichts geschehen.Nach meinem 18. Geburtstag wollte ich mit meiner Mutter endlich Umstandsmode für mich kaufen,an diesem Morgen wachte ich mit leichten Blutungen auf.Am nächsten Tag hatte ich einen FA-Termin,deshalb beschloss ich diesen Tag zu genießen.Schließlich hatte ich gelesen,dass Blutungen auftreten können und nicht schlimm seien.Am nächsten Tag stellte der Arzt in der 13. Woche keine Herztöne fest und verwies mich an das Krankenhaus.Ich wollte nie wieder dort hin.Wieder mit Schwangern auf diesem engen Zimmer ohne Bad,nein.Ich weigerte mich ins Krankenhaus zu gehen und hoffte mein Baby würde sich seinen Weg von alleine suchen.Mein Freund und ich warteten also darauf,dass es losging.Es ging los,mit höllischen Schmerzen und unaufhörlichen Blutungen.Ich wurde kurzzeitig bewusstlos und erinnere mich erst wieder an die bohrenden Fragen des Notarztes im Krankenwagen.Natürlich kam ich wieder auf dieses schreckliche Zimmer,wieder mit einer Schwangeren und 2 älteren Frauen mit Unterleibskrankheiten.Diesmal wurde ich nachts notoperiert,jedoch schwiegen die Ärzte sich wieder aus.Zu meinem Bedauern,lag ich mit einer Schwangeren auf dem Zimmer,die ihr Kind zur Adoption abgeben wollte.Ich konnte das alles nicht verstehen.Die nachfolgenden Untersuchungen machte eine Vertretung meines FA,welche mir noch Vorhaltungen machte,ob ich keine Verhütung kannte.Das alles war unerträglich.Ich beschloss das alles zu vergessen,verschloss alle Ultraschallbilder und Bücher.Ich träumte jedoch monatelang von meinen Babys.
Zwischenzeitlich ließen mein Freund und ich auch Gentests über uns ergehen,ohne Ergebnis.Nur folgten weitere Vorwürfe meinerseits,ich sei zu jung,wir beide seien Raucher.Ja das stimmt,mein Feund raucht,jedoch bin ich nur Gelegenheitsraucher und sobald ich eine Vorahnung hatte bzw. ich es plante hörte ich lange davor auf.Das alles tat so höllisch weh.Jedoch verdrängte ich.
Letztes Jahr im Mai blieb meine Regel wieder aus,mittlerweile studiere ich und stand kurz vor den Prüfungen.Ich ging zu meinem neuen FA,dieser stellte nichts fest.Irgendwie war ich erleichtert,wegen dem Studium und der wiederaufkommenden Angst.Jedoch kam meine Regel auch in der darauffolgenden Woche nicht.Ich ging wieder zum Arzt und dieser stellte die Schwangerschaft in der 8.Woche fest.Ich war besorgt,jedoch überglücklich.Diesen Tag vergesse ich nie!Ich fragte ob alles in Ordung sei.Einen Monat zuvor hatte ich erst einen Rundumcheck machen lassen und fantastische Werte erzielt.Es war soweit alles okay.Ich bekam einen Termin in 14 Tagen,fragte zwar ob das nicht zu lange sei,denn für mich zählten Tage.Aber ich wurde gehandhabt wie eine normale Schwangere.Ich bereitete mich zuhause auf meine Prüfungen vor.Stellte mir das Leben mit meinem Freund und dem Kleinen vor.Ich machte mir jedoch auch Gedanken,zwecks meines Studiums.An diesem Tag bekam ich wieder Blutungen.Ich rief meine Mutter an,die bis dahin nichts wusste.Sie fuhr mich zum Frauenarzt,dieser stellte fest,dass sich das Ei verformt hatte und meldete mich im Krankenhaus an.Jetzt wollte ich unbedingt dort hin.Ich wollte um sein Leben kämpfen.Im Krankenhaus wurden unzählige Untersuchungen gemacht,mir tausende Medikamente und Spritzen verabreicht.Diesmal redete man auch mit mir und sagte mir was los sei.Ich nahm jedoch nichts davon war.In Gedanken hielt ich mein cm großes Kind in den Händen und legte es auf mein Herz.Ich schenkte ihm Liebe und Wärme.Ich wollte so sehr das es klappt.Ich blieb 7 Tage im Bett liegen.Es war die Zeit als die Ärzte streikten.Meine Laborwerte dauerten 6 Tage,dann das Ergebnis.Das Schwangerschaftshormon war abnehmend,mein Knd seit einer Woche Tod.Das wurde mir vor 2 Ärzten und einem Assistenzarzt mitgeteilt,halbnackt in einem kalten Klinikzimmer.Ich kam mir vor wie ein Anschauungsobjekt.Ärzte sind so herzlos!Ich wurde an meinem 21. Geburtstag operiert und entließ mich 2 Tage später auf eigene Verantwortung.
Woran es liegt, kann oder will mir niemand sagen!Ich weiß nicht ob ich den Mut aufbringe jemals wieder schwanger zu werden.Schon beim Gedanken daran schießen mir die Tränen ins Gesicht.Jetzt ist meine ältere Schwester schwanger,ich durfte es als erstes erfahren.Ich bin stolz und freue mich sehr!Jedoch wenn darüber erzählt wird,fühle ich mich so schlecht.Bin ich daran schuld?Bringen meine Gedanken meine Kinder um?Ich hatte nie diese typischen Anzeichen der Schwangerschaft,wie sie meine Schwester jetzt erleben darf.Ich weiß nicht mehr wie ich ihr gegenübertreten soll,denn ich habe Angst sie mit meinen Gedanken und Ängsten zu infizieren.
Danke an dieses Forum.Zum ersten Mal habe ich es geschafft meine Geschichte zu erzählen.