Du musst nicht die Fehler deiner Mutter begehen.
Aber du wirst andere machen ... Es gehört zum Muttersein dazu, nicht alles richtig zu machen.
Wenn ich deine Zeilen richtig verstehe, hast du dir eigentlich immer Kinder gewünscht, "eine große Familie". (Als ich deine Zeilen las und mit dir fühlte, wie traurig du über das eventuelle Nie-Mutter-sein-Können warst, empfand ich es im ersten Moment als absolutes Geschenk, dass du dann plötzlich schwanger warst, wie eine Antwort auf dein inneres Sehnen.)
Nun, in die Angst hinein, nie Kinder bekommen zu können, macht sich ein Kind zu dir auf den Weg ... und plötzlich bekommst du Angst. Wenn ich dich richtig lese, hast du vor allem Angst, deinem Kind nicht die richtige Mutter sein zu können, die es bräuchte. Angst, dein Kind nicht lieben zu können, oder wie deine Mutter auf eine falsche Weise dich an dein Kind zu klammern als "Partnerersatz". Angst, durch das Kind so überfordert zu sein, dass es darunter leiden wird.
Aus all diesen Ängsten spricht für mich schon die Liebe, nach der du suchst. Du möchtest das Beste für dein Kind. Was anderes ist denn Liebe? Liebe ist doch nicht (nur) ein Gefühlssturm, sondern vor allem der Wille, einem anderen gut zu sein. Das trägst du schon längst in dir. Du willst das Beste für dein Kind - und hast Angst, nicht das Beste sein zu können ...
... aber der Spruch "Gefahr erkannt, Gefahr gebannt" hat viel Wahres. Du weißt aus eigener Erfahrung, welche Fehler eine alleinerziehende Mutter machen kann, und was für Auswirkungen das auf ihr Kind haben kann. Selbst wenn du alleinerziehend sein würdest, weil dein Freund als "Wackelkandidat" es nicht schaffen sollte, bei euch zu bleiben (wobei ich euch wünschen würde, dass ihr gemeinsam den Weg gehen könnt!), glaube ich nicht, dass du in die selbe Falle tappen würdest, in die deine Mutter getappt ist. Einfach, weil dir diese Falle bewusst ist.
Meine Mutter war überängstlich, hat mich lange Zeit unselbstständig gehalten, mir viel verboten, was gefährlich war. Ich habe darunter sehr gelitten ... und unsere großen Kinder (15 und 17 Jahre alt) sagen, dass sie froh sind, dass wir als Eltern ihnen früh viel zugetraut haben, wo andere Eltern viel ängstlicher waren. Ich habe diesen Fehler meiner Mutter nicht begangen, weil ich als Kind darunter total gelitten habe! Aber garantiert habe ich anderes falsch gemacht ...
Deine Ängste, so wirkt es auf mich, kommen vor allem aus dem unverarbeiteten Teil deiner eigenen Geschichte mit deiner Mutter. Ich weiß nicht, ob du in der Richtung mal nach Hilfe für dich gesucht hast? Dass du lernen kannst, versöhnt auf diesen Teil deiner Geschichte zu schauen und für dein Leben daraus zu lernen, aber ohne diese lähmende Angst, die dich handlungsunfähig macht? Und ohne den Anspruch an dich, alles "richtig" zu machen, damit dein Kind nie so leiden muss, wie du selbst gelitten hast? Vielleicht kannst du während der Schwangerschaft eine Therapie beginnen oder zumindest in einer Beratungsstelle dir Hilfe suchen, damit du nicht so allein dastehst mit deinen Sorgen? Du trägst so viel an Liebe und gutem Willen in dir ...
Ich glaube, auf diesen Gefühlssturm, der alle Zweifel hinwegfegt und dir unendliche Kräfte für deine Aufgabe als Mutter gibt, wirst du vergeblich warten, so knapp vor der Frist, innerhalb der du dich zu einem "Ja" oder "Nein" durchringen musst. Aber wenn du dein "Ja" sagst, was du eigentlich grundsätzlich zu einem Leben mit einer großen Familie hast, und danach handelst, dann wird Schritt für Schritt in dir auch die Überzeugung wachsen, dass dies richtig ist, und die Kraft für dein Leben als Mutter auch. Und alles Weitere, wie es mit Job oder Freund wird, wirst du dann Schritt für Schritt angehen können.
Alles Liebe für dich, liebe Nomina,
Anka